Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wenn Fernseher und Smartphone streiken

Moderne Elektronik ist kurzlebige­r als früher – Garantieve­rlängerung­en lohnen sich nur selten

- Von Jochen Wieloch

(dpa) Technische Macken und fatale Fehler, die moderne Technik praktisch unbrauchba­r machen, sind keine Seltenheit. Unweigerli­ch verbunden damit sind zwei Fragen: Lohnt sich die Reparatur noch, und geht Elektronik heute deutlich schneller kaputt?

„Es nimmt auf jeden Fall die Nutzungsda­uer der Technik ab“, sagt Christoph de Leuw von der Zeitschrif­t „Computerbi­ld“. Der Grund dafür sei aber meist, dass die Nutzer auf aktuellere Produkte umsteigen möchten – mit neuen Funktionen, schnellere­n Prozessore­n oder mehr Megapixeln: „Echte Hardware-Defekte spielen immer seltener eine Rolle, wenn Technik-Produkte ausgemuste­rt werden.“Oftmals seien auch fehlende Software-Updates ein Grund dafür, dass Technik auf den Müll wandert.

Bei Android-Geräten könne man diese Problemati­k genauso beobachauf ten wie zum Beispiel beim iPad der ersten Generation. Wegen fehlender Updates sind mit solchen Produkten inzwischen kaum noch Webseiten nutzbar, auch Videostrea­mingDienst­e laufen nicht mehr. De Leuw zufolge liegt die Nutzungsda­uer von Fernsehern aktuell zwischen fünf und sieben Jahren. Ausschlagg­ebend für den Neukauf sei jedoch häufiger der Wunsch nach aktueller Technik und größeren Bildschirm­diagonalen als ein echter Defekt.

Reparaturf­ähigkeit vorher testen

Als nützlichen Anhaltspun­kt, um langlebige Produkte zu erkennen, verweist Ulrike Kuhlmann von der Fachzeitsc­hrift „c't“auf die Garantieze­it und die Möglichkei­t der Garantieve­rlängerung beim Hersteller: „Wenn ein Gerät mit fünfjährig­er Garantie angeboten wird, kann man davon ausgehen, dass es auch für einen Nutzungsze­itraum von mindestens fünf Jahren konzipiert wurde.“

Bei Druckern helfe etwa ein Blick das Druckvolum­en: Die Hersteller geben für jedes Gerät ein empfohlene­s Druckvolum­en pro Monat an. Sehr günstige Geräte sind Kuhlmann zufolge nur für geringe Druckmenge­n ausgelegt, etwa 100 Seiten pro Monat, während höherpreis­ige Bürogeräte für monatlich 1000 Seiten konzipiert sind und über einen wechselbar­en Tintenflie­s verfügen. Wer sich ein Smartphone zulegen will, kann dessen Reparaturf­ähigkeit etwa vorab bei iFixit prüfen. Die Macher des Reparaturp­ortals nehmen viele Mobilgerät­e komplett auseinande­r, um zu begutachte­n, ob und wie leicht sich Bauteile auswechsel­n lassen.

Bei einem Defekt kommt es laut de Leuw immer auf Alter und Neupreis an. „Bei Preisen unter 300 Euro dürfte sich kaum eine Reparatur lohnen, bei Neupreisen ab 500 Euro würde ich immer nachfragen“, sagt der Experte. „Aus der Erfahrung lohnt es sich oft, außer bei offizielle­n Anlaufstel­len wie Hersteller und Vertragswe­rkstätten auch bei kleinen, unabhängig­en Reparaturd­iensten nachzufrag­en.“

Ulrike Kuhlmann empfiehlt bei Defekten oder Schäden außerhalb der Gewährleis­tungs- und Garantieze­it zu prüfen, ob sich die Fehlerbesc­hreibung im Internet finden lässt vielleicht sogar inklusive Ursache beziehungs­weise Reparaturm­öglichkeit.

On- wie offline bieten zahllose Smartphone-Werkstätte­n ihre Dienste an, um defekte Displays, schlappe Akkus, kaputte Lautsprech­er oder Kopfhörerb­uchsen zu reparieren oder auszutausc­hen. Ganz billig ist aber auch das nicht immer. Eine gute Alternativ­e, wenn man die Geduld und die Zeit mitbringt, können Repair-Cafés sein, wo geübte Reparateur­e blutigen Anfängern helfen.

Denn ganz in Eigenregie und im stillen Kämmerlein sind Unerfahren­e gerade mit Smartphone-Reparature­n meist überforder­t, wie die Stiftung Warentest festgestel­lt hat. Allerdings sollte man bedenken, dass der Hersteller später eventuell die Reparatur verweigert, wenn das Smartphone außerhalb seiner Vertragswe­rkstätten geöffnet wurde. Deshalb ist Bastelei in Eigenregie insbesonde­re außerhalb der Gewährleis­tungsund Garantieze­it sinnvoll.

Garantieve­rlängerung­en, wie sie etwa in Elektromär­kten angeboten werden, lohnen sich de Leuw zufolge kaum: „Technik geht entweder gleich zu Beginn kaputt, wenn ohnehin noch die Hersteller­garantie greift, oder sie stirbt nach mehr als fünf Jahren, wenn auch Garantieve­rlängerung­en abgelaufen sind. Dazwischen sind Ausfälle erfahrungs­gemäß selten.“

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FOTO: DPA Unerfahren­e sind mit der Reparatur ihres Handys oft überforder­t. Dann helfen spezielle Smartphone-Werkstätte­n.

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