Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Meister Adebar steckt tiefe Temperaturen gut weg
Immer mehr Störche überwintern in Oberschwaben
- Dass der Weißstorch zu seinem eigenen Schutz den Winter in wärmeren Regionen der Erde verbringt, ist in seinem Genmaterial verankert. Seit geraumer Zeit ist allerdings zu beobachten, dass einige Störche in den Wintermonaten bei uns in Mitteleuropa bleiben. Auch in der Region wurde ein Storchenpaar gesichtet.
Die Annahme, dass Störche aufgrund des Klimawandels den Winter in unseren Breiten verbringen, sei schlicht falsch. Das erklärt Ute Reinhard, Weißstorchbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen. Der Grund liege eher darin, dass Störche nachgezüchtet wurden und diese in ihren Gehegen am Zug gehindert wurden. Zu dieser Zeit wurden die Stelzvögel in unserer Region stark zugefüttert. „Dass die Störche hier bleiben, wird außerdem stark durch eine soziale Komponente begünstigt“, sagt Ute Reinhard. Wenn Partner oder Nachbarpaare wüssten, dass in ihrer Umgebung zugefüttert wird, blieben sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an ihrem Brutort. In Salem und Böhringen am Bodensee gibt es zudem zwei große Futterstationen. „Mittlerweile wissen die meisten Störche von den Futterstellen“, sagt Ute Reinhard. Diese nutzten die Störche aber nur, wenn sie in ihrer nächsten Umgebung nicht an Nahrung kämen. Die Überwinterung in Deutschland stelle für die Störche aber eher kein großes Problem dar. „Sie können auch gut Temperaturen bis zu -25°C aushalten“, erläutert Ute Reinhard. „Bis jetzt ist noch kein Storch in unserem Zuständigkeitsgebiet im Winter erfroren oder verhungert.“Da der Weißstorch im Winter nicht brütet, brauche er auch nicht sehr viel Nahrung. Für gewöhnlich seien umliegende Bäche und umgegrabene Äcker ausreichend. Eine weitere wichtige Futterquelle seien Müllkippen. Diese werden aber nach und nach EU-weit geschlossen. Ob sich das Zugverhalten deshalb wieder stark verändert, könne man noch nicht absehen.