Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Von Danzig nach Daugendorf
Gerhard Stahr begeht seinen 90. Geburtstag
- Zum 90. Mal feiert Gerhard Stahr heute Geburtstag. Geboren ist er in der Nähe von Danzig; in Daugendorf fand er nach 1947 eine neue Heimat.
Da seine Eltern eine Landwirtschaft betrieben, war er sehr naturverbunden. So wollte Stahr eigentlich Förster werden, begann in Westpreußen 1942 auch seine Lehre. Dann kam für ihn jedoch die Einberufung – zuerst zum Arbeitsdienst, wie die jungen Männer seiner Generation, und danach zur Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg änderte auch für ihn und seine Familie vieles. Nach der Flucht und dem Lageraufenthalt in Dänemark, fanden seine Eltern in Daugendorf eine neue Heimat. Hierher kam auch der Zwanzigjährige mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder; das Deutsche Rote Kreuz hatte die Familie wieder zusammengeführt.
Eine Arbeitsstelle fand Stahr im Kieswerk und danach als Maurer, bis zu seinem Ruhestand. 1955 heirateten Gerhard Stahr und Dora Litzbarski; sie und ihre Familie hatte ein ähnliches Schicksal nach Daugendorf verschlagen. Im eigenen Haus lebte das Ehepaar Stahr ab 1977, liebte die Arbeit im Garten und unternahm zahlreiche Ausflüge und Reisen per Rad und Motorrad. Fahrten mit dem Auto führten sie mehrmals im Jahr in den Schwarzwald, auch zum Verwandtenbesuch.
Der Tod seiner Ehefrau im Jahr 2000 änderte das Leben von Gerhard Stahr. Seine beiden Hausunfälle schränkten ihn in seiner Beweglichkeit sehr ein. Nur noch im Haus konnte er für seine Blumen sorgen, brauchte dauerhaft Hilfe.
So lebt Gerhard Stahr seit etwa eineinhalb Jahren im Pflegeheim St. Elisabeth in Riedlingen. Hier begeht er auch seinen hohen Geburtstag mit einem kleinen Fest, körperlich sehr eingeschränkt, geistig jedoch rege, zufrieden. Neben seinen wenigen ihm verbliebenen Verwandten – sein Neffe und sein Schwager kümmern sich um ihn und seine Angelegenheiten – besuchen ihn Pfarrerin Gudrun Berner und Bürgermeister Marcus Schafft zu seinem Fest im fünften Stock.