Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Große Herausforderungen für die Landwirte
US-Manager Martin Richenhagen spricht über die Ernährung der Weltbevölkerung
BIBERACH - Der Chef des US-Landmaschinenherstellers Agco, Martin Richenhagen, hat am Dienstag in der Kundenhalle der Kreissparkasse (KSK) Biberach zum Thema „Die Ernährung der Weltbevölkerung – Herausforderung und Chancen“gesprochen. Der gebürtige Kölner zeigte sich dabei als Mann der klaren Worte. Seine Aussagen gaben den rund 380 Gästen immer wieder Anlass zum Schmunzeln.
Mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden US-Dollar (2015) habe Agco 3000 Händler in 140 Ländern, stellte Richenhagen seinen Konzern vor. Hightechlösungen für professionelle Landwirte, die die Welt ernähren, sei die Vision. Und: Profitables Wachstum durch exzellenten Kundenservice, Innovation, Qualität und Engagement ist die Mission. „Wir brauchen Politiker, die nicht nur reden, sondern auch handeln“, war die Botschaft von Richenhagen. Challenger, Fendt, GSI und Massey Ferguson gehören unter anderem zu den Kernmarken des Konzerns. Mit globaler Präsenz sei Agco in Ländern wie USA, Südamerika, Europa, Afrika und in China vertreten.
Bevölkerungswachstum, steigender Wohlstand und die Steigerung der Produktivität in den Entwicklungsländern seien die Wachstumstreiber der Agrarbranche. „Im Jahr 2020 wird ein Landwirt 200 Menschen ernähren“, sagte Martin Richenhagen, und 2050 seien es 250 Menschen. Die wachsende Weltbevölkerung, von heute sieben Milliarden auf neun Milliarden im Jahr 2050, erfordere eine Steigerung der Lebensmittelproduktion. Die Produktivität könne nur durch die Nutzung modernster Technik gesteigert werden. „Technologien wie Lenksysteme, Telemetrie (Fernmessung) und moderne Sensoren machen die Maschinen intelligent“und böten Schnittstellen für jede Anwendung, sagte der Agco-Chef. Genaueres und effizienteres Bearbeiten, Säen und Ernten, bieten mit Kosteneinsparungen durch optimale Abläufe, Effizienzsteigerung, Schonung vorhandener Ressourcen und höheren Erträgen klare Vorteile.
Selbst von einer guten Ernte finde nur ein Teil den Weg zum Endverbraucher, sagte Richenhagen. Der größere Teil gehe durch unsachgemäßen Transport und falsche Lagerung verloren – dies vor allem in den Entwicklungsländern. Um diese Probleme zu lösen, habe Agco Getreidelagerungssysteme entwickelt. Hinzukommen Fütterungs-, Klima-und Eiersammlungssysteme für die moderne Nutztierhaltung. „Neue Technologien formen die Basis für eine höhere landwirtschaftliche Produktivität“, befand Richenhagen. So habe Agco 2015 rund 300 Millionen US-Dollar in Forschung und Entwicklung investiert.
Vor dem Hintergrund einer ansteigenden Weltbevölkerung versprechen Märkte wie China, Brasilien und Afrika langfristiges Wachstum. Zu China sagte Richenhagen, dass weniger als die Hälfte der chinesischen landwirtschaftlichen Betriebe mechanisiert sei. Bis 2020 soll der Mechanisierungsgrad etwa 70 Prozent erreichen. Sein Konzern investiere in die lokale Produktion von fünf Fabriken. Brasilien, das fünftgrößte Land der Erde, sei einer der wichtigsten Agrarexporteure der Welt. Agco produziere landwirtschaftliche Geräte in sechs Fabriken Brasiliens und Argentiniens. 77 Prozent der 60 Millionen landwirtschaftlichen Betriebe in Afrika seien Kleinbauern. „Hier haben wir ein großes landwirtschaftliches Potenzial“, so Richenhagen. Die „Future Farm“in Sambia gebe dem Agco-Konzern die Möglichkeit, umfassendes landwirtschaftliches Know-how zu vermitteln.
Umrahmt wurde der Abend vom Sparkassen-Blasorchester unter der Leitung von Josef Ege. Es sei die erste Veranstaltung, die die Kreissparkasse zusammen mit dem Verein landwirtschaftliche Fachbildung im Kreis Biberach und mit der BayWa organisiere, sagte KSK-Vorstandsvorsitzender Günther Wall.
Trump, ein „Immobilienspekulant“
In einer lebhaften Diskussion, geleitet von Gerd Neidlinger, Vorsitzender des Vereins landwirtschaftliche Fachbildung, wurde Richenhagen unter anderem gefragt, wie der künftige amerikanische Präsident Donald Trump einzuschätzen sei. Richenhagen gab hierzu seine subjektive Meinung über seine Umgangsformen und Manieren. „Der künftige Präsident ist kein Geschäftsmann, sondern ein Immobilienspekulant“, befand er. Peter Huhndorf, stellvertretendes Vorstandsmitglied der KSK, überreichte Richenhagen zum Abschluss ein Präsent.