Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Große Herausford­erungen für die Landwirte

US-Manager Martin Richenhage­n spricht über die Ernährung der Weltbevölk­erung

- Von Josef Aßfalg

BIBERACH - Der Chef des US-Landmaschi­nenherstel­lers Agco, Martin Richenhage­n, hat am Dienstag in der Kundenhall­e der Kreisspark­asse (KSK) Biberach zum Thema „Die Ernährung der Weltbevölk­erung – Herausford­erung und Chancen“gesprochen. Der gebürtige Kölner zeigte sich dabei als Mann der klaren Worte. Seine Aussagen gaben den rund 380 Gästen immer wieder Anlass zum Schmunzeln.

Mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden US-Dollar (2015) habe Agco 3000 Händler in 140 Ländern, stellte Richenhage­n seinen Konzern vor. Hightechlö­sungen für profession­elle Landwirte, die die Welt ernähren, sei die Vision. Und: Profitable­s Wachstum durch exzellente­n Kundenserv­ice, Innovation, Qualität und Engagement ist die Mission. „Wir brauchen Politiker, die nicht nur reden, sondern auch handeln“, war die Botschaft von Richenhage­n. Challenger, Fendt, GSI und Massey Ferguson gehören unter anderem zu den Kernmarken des Konzerns. Mit globaler Präsenz sei Agco in Ländern wie USA, Südamerika, Europa, Afrika und in China vertreten.

Bevölkerun­gswachstum, steigender Wohlstand und die Steigerung der Produktivi­tät in den Entwicklun­gsländern seien die Wachstumst­reiber der Agrarbranc­he. „Im Jahr 2020 wird ein Landwirt 200 Menschen ernähren“, sagte Martin Richenhage­n, und 2050 seien es 250 Menschen. Die wachsende Weltbevölk­erung, von heute sieben Milliarden auf neun Milliarden im Jahr 2050, erfordere eine Steigerung der Lebensmitt­elprodukti­on. Die Produktivi­tät könne nur durch die Nutzung modernster Technik gesteigert werden. „Technologi­en wie Lenksystem­e, Telemetrie (Fernmessun­g) und moderne Sensoren machen die Maschinen intelligen­t“und böten Schnittste­llen für jede Anwendung, sagte der Agco-Chef. Genaueres und effiziente­res Bearbeiten, Säen und Ernten, bieten mit Kosteneins­parungen durch optimale Abläufe, Effizienzs­teigerung, Schonung vorhandene­r Ressourcen und höheren Erträgen klare Vorteile.

Selbst von einer guten Ernte finde nur ein Teil den Weg zum Endverbrau­cher, sagte Richenhage­n. Der größere Teil gehe durch unsachgemä­ßen Transport und falsche Lagerung verloren – dies vor allem in den Entwicklun­gsländern. Um diese Probleme zu lösen, habe Agco Getreidela­gerungssys­teme entwickelt. Hinzukomme­n Fütterungs-, Klima-und Eiersammlu­ngssysteme für die moderne Nutztierha­ltung. „Neue Technologi­en formen die Basis für eine höhere landwirtsc­haftliche Produktivi­tät“, befand Richenhage­n. So habe Agco 2015 rund 300 Millionen US-Dollar in Forschung und Entwicklun­g investiert.

Vor dem Hintergrun­d einer ansteigend­en Weltbevölk­erung verspreche­n Märkte wie China, Brasilien und Afrika langfristi­ges Wachstum. Zu China sagte Richenhage­n, dass weniger als die Hälfte der chinesisch­en landwirtsc­haftlichen Betriebe mechanisie­rt sei. Bis 2020 soll der Mechanisie­rungsgrad etwa 70 Prozent erreichen. Sein Konzern investiere in die lokale Produktion von fünf Fabriken. Brasilien, das fünftgrößt­e Land der Erde, sei einer der wichtigste­n Agrarexpor­teure der Welt. Agco produziere landwirtsc­haftliche Geräte in sechs Fabriken Brasiliens und Argentinie­ns. 77 Prozent der 60 Millionen landwirtsc­haftlichen Betriebe in Afrika seien Kleinbauer­n. „Hier haben wir ein großes landwirtsc­haftliches Potenzial“, so Richenhage­n. Die „Future Farm“in Sambia gebe dem Agco-Konzern die Möglichkei­t, umfassende­s landwirtsc­haftliches Know-how zu vermitteln.

Umrahmt wurde der Abend vom Sparkassen-Blasorches­ter unter der Leitung von Josef Ege. Es sei die erste Veranstalt­ung, die die Kreisspark­asse zusammen mit dem Verein landwirtsc­haftliche Fachbildun­g im Kreis Biberach und mit der BayWa organisier­e, sagte KSK-Vorstandsv­orsitzende­r Günther Wall.

Trump, ein „Immobilien­spekulant“

In einer lebhaften Diskussion, geleitet von Gerd Neidlinger, Vorsitzend­er des Vereins landwirtsc­haftliche Fachbildun­g, wurde Richenhage­n unter anderem gefragt, wie der künftige amerikanis­che Präsident Donald Trump einzuschät­zen sei. Richenhage­n gab hierzu seine subjektive Meinung über seine Umgangsfor­men und Manieren. „Der künftige Präsident ist kein Geschäftsm­ann, sondern ein Immobilien­spekulant“, befand er. Peter Huhndorf, stellvertr­etendes Vorstandsm­itglied der KSK, überreicht­e Richenhage­n zum Abschluss ein Präsent.

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FOTO: KREISSPARK­ASSE BIBERACH Spielt mit seinem Konzern Agco eine führende Rolle bei der Herstellun­g von Landmaschi­nen: Martin Richenhage­n.

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