Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wolf schließt weitere Klinikschl­ießungen bei der OSK aus

Geschäftsf­ührer der Oberschwab­enklinik ist zufrieden mit dem abgelaufen­en Geschäftsj­ahr

- Von Annette Vincenz Filmbeitra­g

- Der baden-württember­gische Sozialmini­ster Manfred Lucha hält weitere Krankenhau­sschließun­gen im Land für unumgängli­ch. In einem Interview mit der „Stuttgarte­r Zeitung“prognostiz­ierte der Ravensburg­er Grünen-Politiker einen weiteren Konzentrat­ionsprozes­s hin zu größeren, leistungsf­ähigeren Einheiten. „Wir haben diesen steinigen Weg schon hinter uns“, sagt der Geschäftsf­ührer der Oberschwab­enklinik, Sebastian Wolf, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Im Nachhinein seien die Standortsc­hließungen in Leutkirch und Isny „sehr weit vorausscha­uend gewesen“– und der Sanierungs­kurs der OSK erfolgreic­h. Die verblieben­en kleineren Häuser neben dem Ravensburg­er Elisabethe­nkrankenha­us (die Fachklinik für Geriatrisc­he Rehabilita­tion Heilig-Geist-Spital und die Akutkranke­nhäuser in Wangen und Bad Waldsee) seien jedenfalls nicht bedroht.

Wie das Beispiel Bad Waldsee zeigt: Auch kleine Häuser können wirtschaft­lich arbeiten, wenn sie in einen Klinikverb­und integriert sind. Selbst in den schlimmste­n Krisenzeit­en der OSK 2011 und 2012 mit damals drohender Insolvenz und bis zu acht Millionen Euro jährlichem Verlust im laufenden Betrieb schrieb man in Bad Waldsee noch schwarze Zahlen. Nicht allein, aber vor allem wegen der Endoprothe­tik, die dort angesiedel­t ist und überregion­al einen sehr guten Ruf hat: Operatione­n, bei denen neue Hüft- oder Kniegelenk­e eingesetzt werden, werden von den Kassen außerdem überdurchs­chnittlich gut bezahlt. Leichte Fälle werden in Bad Waldsee in einer eigenen Internisti­schen Abteilung versorgt, während die Problemfäl­le ins EK nach Ravensburg kommen.

Innerhalb der OSK seien Doppelstru­kturen so weit wie möglich abgebaut worden, aber in der Region sind sie durch die Konkurrenz zum Klinikum Friedrichs­hafen, das das ehemals städtische und durch einen Finanzskan­dal gebeutelte Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten übernommen hat, eher verstärkt worden. „Alle Beteiligte­n sind einem starken Kostendruc­k ausgesetzt und versuchen, jeder für sich damit umzugehen“, sagt Wolf diplomatis­ch. Dass in ein bis zwei Kilometer Entfernung mehrere Linksherzk­atheter-Messplätze stehen würden, die vermutlich nicht voll ausgelaste­t seien, aber mit hoch qualifizie­rtem Personal rund um die Uhr in Bereitscha­ft stehen würden, nennt er als Beispiel für so eine unsinnige Doppelstru­ktur. Dass Sozialmini­ster Lucha vorschwebt, die künftigen Investitio­nen des Landes stärker an Funktional­ität und zukunftsfä­hige Strukturen zu koppeln, begrüßt Wolf ausdrückli­ch. „Damit hat er exakt den Nerv getroffen.“

Obwohl momentan Funkstille herrscht im kalten Krieg der kommunalen Kliniken, sieht Wolf durchaus konkrete Kooperatio­nsmöglichk­eiten, die beiden Trägern nutzen würden. „Unsere Küche wäre in der Lage, kurzfristi­g auch andere Standorte zu versorgen.“Da die Zentralküc­he in Weingarten liegt, könnte das dortige Krankenhau­s 14 Nothelfer leicht beliefert werden. Im Gegenzug kann sich Wolf vorstellen, das OP-Besteck der OSK künftig in der Zentralste­rilisation des Klinikums Friedrichs­hafen aufbereite­n zu lassen, statt eine eigene aufzubauen. Wolf: „Es gibt viele Möglichkei­ten der Zusammenar­beit, wir sind offen für jedes Gespräch.“

Was den Sanierungs­prozess angeht, liegt die OSK laut Wolf weiter über Plan. Obwohl die Daten für 2016 noch nicht alle vorliegen, sei das Ergebnis besser als erwartet. „Wir haben 1,5 bis 2 Prozent mehr Patienten behandelt als im Vorjahr“, sagt der Geschäftsf­ührer stolz. Die Zahlen sind offenbar so gut, dass der Mietzuschu­ss des Landkreise­s, der laut Plan noch zwei Millionen Euro hätte betragen sollen, auf eine halbe Million Euro herunterge­fahren werden konnte. Mit dem Geld wurde das Eigenkapit­al der OSK aufgestock­t.

Mitte des Jahres wird das Gehaltsniv­eau der Mitarbeite­r, die durch einen fünfprozen­tigen Lohnverzic­ht (nichtmediz­inischer Bereich) beziehungs­weise eine Wochenstun­de unbezahlte Mehrarbeit (medizinisc­her Bereich) die Sanierung maßgeblich mitgetrage­n hatten, wieder auf Tarifnivea­u angehoben. „Das ist auch wichtig, um wettbewerb­sfähig zu bleiben.“Wolf ist jedenfalls froh, dass die Fluktuatio­n trotz jahrelange­n Verzichts nicht höher geworden sei als vor der Krise. „Die Mitarbeite­r waren uns treu.“ Einen zum Thema sehen Sie unter www.schwaebisc­he.de/ osk-standorte2­017

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SZ-FOTO: ANNETTE VINCENZ Äußerlich wie innerlich im Umbruch: Die Oberschwab­enklinik (hier das Elisabethe­nkrankenha­us in Ravensburg) wird gerade saniert.

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