Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neue helfen sofort weiter
Es ist nicht einfach, wenn neue Spieler in ein Team stoßen. Sie müssen akzeptiert werden, keiner darf sich benachteiligt fühlen, auch wenn er selbst dadurch weniger spielt. Bei Dagurs Nachnominierungen sollten sich die Risiken in Grenzen halten. Die zwei Neuen sind ja nicht ganz so neu, und sie verbessern die Qualität der Mannschaft. Holger Glandorf ist für mich noch immer mit der Weltbeste im rechten Rückraum, Hendrik Pekeler hat bei der EM und bei Olympia gezeigt, wie stark er im Innenblock neben Finn Lemke sein kann. Trotzdem hat mich seine kurzfristige Berufung überrascht. Pekeler hat erst im Dezember erklärt, er wolle kürzertreten. Man weiß natürlich nicht, inwiefern das alles abgesprochen und geplant war. In jedem Fall hat Dagur Verbesserungsbedarf in der Abwehr gesehen, in den letzten Spielen hat es bei der Abstimmung manchmal gehakt.
Pekeler und Lemke harmonieren super, sie werden nicht viel Zeit brauchen, um sich einzuspielen. Dass Linksaußen Rune Dahmke für Pekeler weichen musste, ist nachvollziehbar. Es gibt viele Teams, in denen jeweils nur ein Außenspieler im Kader steht, und nachdem Uwe Gensheimer durchspielen kann, musste er eben weichen.
Glandorfs Kommen war sicher geplant, zu ihm kann ich nur sagen: Er ist ein echter Teamplayer, stellt sich zu hundert Prozent in den Dienst der Mannschaft. Dass er 2014 aufhörte, hatte mit den Strapazen zu tun, aber auch mit einem gestörten Vertrauensverhältnis zum Teamarzt, der ihm eine Spritze gab, die ihm fast zum Verhängnis geworden wäre – durch die Achillessehnenprobleme stand seine Karriere auf der Kippe. Dass er jetzt wieder helfen will, ist großartig.
Auch wir hatten bei der WM 2007 eine Einwechslung: Blacky Schwarzer kam für Andrej Klimovets. Dies mit der aktuellen Situation zu vergleichen, fällt schwer. Zum einen war Klimovets verletzt, wir hatten Abwehrprobleme und einen Fehlstart hingelegt; zum anderen ist Blacky ein völlig anderer Typ als Holger, der von seinem Naturell her extrem ruhig ist, Blacky hat sofort das Kommando übernommen und versucht, das Team wachzurütteln und zusammenzuschweißen und ihm Selbstbewusstsein zu geben. Das wird Glandorf nicht tun, er wird nicht auf den Tisch hauen, das ist aber auch nicht nötig. Er soll die Tore werfen.
Heute übernimmt jeder Verantwortung, jeder muss und will sich aufdrängen, keiner wird sich schonen – auch gegen Kroatien (17.45 Uhr/ handball.dkb.de) nicht, obwohl wir schon qualifiziert sind. Jeder wird Vollgas geben. (36) spielt für Balingen und wurde 2007 Weltmeister.