Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

AfD schließt Höcke nicht aus

Partei hält Ordnungsve­rfahren für ausreichen­d

- Von Andreas Herholz und Agenturen

(dpa) - Der Thüringer AfDVorsitz­ende Björn Höcke muss die Partei trotz seiner umstritten­en Aussagen zum deutschen Geschichts­verständni­s nicht verlassen. Der AfD-Bundesvors­tand stellte am Montag nach einer dreistündi­gen Telefonkon­ferenz zwar fest, Höcke habe dem Ansehen der Partei mit seinen Äußerungen in einer Rede vom 17. Januar geschadet. Wie aus Parteikrei­sen verlautete, hält der Vorstand aber deshalb nur ein Ordnungsve­rfahren für erforderli­ch. „Mit der Entscheidu­ng kann ich leben“, sagte der AfD-Co-Vorsitzend­e Jörg Meuthen.

Höcke gehört zum rechtsnati­onalen Flügel der AfD. Er hatte bei einem Auftritt in Dresden unter anderem eine „erinnerung­spolitisch­e Wende um 180 Grad“gefordert. Die AfDVorsitz­ende Frauke Petry erklärte daraufhin, Höcke sei eine „Belastung für die Partei“.

- Am Ende eines dreistündi­gen, heftigen Streits in einer Telefonkon­ferenz der AfD-Führung ist am Montag klar: Björn Höcke soll trotz seiner umstritten­en Äußerungen zum Holocaust-Mahnmal bleiben. Der thüringisc­he Landeschef muss die Partei nicht verlassen. Der Vorstandsb­eschluss bedeutet eine Schlappe für Parteichef­in Frauke Petry, die Höcke zuletzt nach seiner Dresdner Rede „eine Belastung für die Partei“genannt und Konsequenz­en gefordert hatte.

Vor allem Petrys Rivalen, Parteivize Alexander Gauland aus Brandenbur­g und ihr Co-Chef, der badenwürtt­embergisch­e Jörg Meuthen, sollen sich erfolgreic­h gegen ein Ausschluss­verfahren gewandt und selbst ein Ordnungsve­rfahren abgelehnt haben.

Höcke hatte in seiner Rede vor AfD-Anhängern in Dresden am vergangene­n Dienstag die HolocaustG­edenkstätt­e in Berlin „ein Denkmal der Schande“genannt und eine „erinnerung­spolitisch­e Wende um 180 Grad“gefordert. „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“, sagte er über das Holocaust-Mahnmal in Berlin.

Am vergangene­n Freitag hatte die AfD-Spitze über einen möglichen Ausschluss Höckes beraten. Dabei sollen sich Petry und die Mehrheit für einen sofortigen Zwangsaust­ritt ausgesproc­hen haben. Am Montag dann die endgültige und anders lautende Entscheidu­ng des Vorstands: Zwar hätten die Äußerungen von Höcke dem Ansehen der Partei geschadet. Daher halte man auch die Einleitung von parteilich­en Ordnungsma­ßnahmen für erforderli­ch und werde alle rechtliche­n und politische­n Gesichtspu­nkte prüfen, die dabei zu beachten seien, hieß es in einer offizielle­n Erklärung. Doch von einem Parteiauss­chlussverf­ahren ist keine Rede mehr.

Sie fürchtet um den Erfolg

AfD-Chefin Petry würde den Rechtsauße­n aus Erfurt gerne loswerden, fürchtet um den Erfolg bei der Bundestags­wahl. Gauland, Meuthen und andere setzen dagegen darauf, dass Höcke auch extreme Wähler für die AfD gewinnt.

Noch im November 2015 hatte Meuthen im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“gesagt, er wolle sich den Radikalen in der Partei entgegenst­ellen. „Natürlich wird auch hier das künftige Gesicht der Partei geprägt“, sagte er – dieses sollte, so seine damalige Ansicht, ein gemäßigter­es sein.

Am Montag wurde außerdem bekannt, dass die AfD im baden-württember­gischen Landtag die Zuschüsse des Landes für eine französisc­he Gedenkstät­te für die Opfer des NSRegimes streichen will. In einem Antrag an den Finanzauss­chuss forderte die Fraktion, auf die Zuschüsse von 120 000 Euro pro Jahr für das Mémorial National de Gurs zu verzichten. Zur Begründung heißt es in dem Änderungsa­ntrag zum Entwurf des Staatshaus­haltplans 2017, der neu geschaffen­e Posten sei in Zeiten der Haushaltsk­onsolidier­ung nicht zu erklären. Nach Ansicht des Bundestags­abgeordnet­en Volker Beck (Grüne), Vorsitzend­er der deutsch-israelisch­en Parlamenta­riergruppe, ist die Forderung ein Zeichen der geschichts­vergessene­n Haltung der AfD. In dem Lager am Fuße der Pyrenäen hielten die französisc­hen Behörden seit 1940 auch etwa 17 000 Juden fest, wie es in Angaben der Gedenkstät­te heißt.

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FOTO: DPA Björn Höcke (AfD) will in Bezug auf die NS-Zeit eine „erinnerung­spolitisch­e Wende um 180 Grad“.

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