Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Telekom sucht Kooperationen beim Breitbandausbau
Telekommunikationskonzern geht bei der Versorgung mit schnellem Internet auf seine Wettbewerber zu
(dpa) - Die Personalie, die die Deutsche Telekom an einem Novembertag 2016 bekannt gab, blieb fast unbemerkt – doch sie hatte es in sich. Ausgerechnet aus dem Kreis seiner ärgsten Kritiker hatte der Branchenprimus den Spitzenmanager Johannes Pruchnow abgeworben. Als Vorstandsbeauftragter für Breitband-Kooperationen soll der frühere VersatelChef, Telefónica-Manager und Ex-Vizepräsident des Verbandes Breko nicht nur das zerrüttete Verhältnis zu den Telekom-Wettbewerbern kitten. „Wir wollen die Zusammenarbeit vor allem dort verbessern, wo wir bisher nicht selbst ausgebaut haben“, erklärte damals der Deutschland-Chef der Telekom, Niek Jan van Damme. Jetzt besiegelte der Konzern erstmals ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Energieversorger Innogy. Zu dem auf erneuerbare Energien spezialisierten Essener Unternehmen gehören auch Glasfaser-Aktivitäten, die in der Innogy Telnet gebündelt sind.
Telekom-Chef Tim Höttges hatte zunächst auf einen Alleingang gesetzt und damit seine Konkurrenten bis aufs Äußerste gereizt. Es begann ein endloser Streit über den richtigen Weg beim Ausbau der Netz-Infrastrukturen – Glasfaser versus Vectoring, einer Technik zur Aufrüstung der alten Kupferleitungen.
Von den Glasfasernetzen der Innogy will jetzt auch die Telekom profitieren. Denn das Energieunternehmen verlegt überall dort Glasfaser oder zumindest Leerrohre, wo Stromleitungen verbuddelt werden. Kosten senken und Kommunen in die Pflicht nehmen soll auch das im November 2016 in Kraft getretene DigiNetzG, das Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze. Ziel: Stromund Gasleitungen, Abwasserkanäle, freie Rohrkapazitäten für schnelle Netze zu nutzen.
Die Wettbewerber nehmen die Avancen des Bonner Riesen positiv auf. „Wir begrüßen den Sinneswandel der Deutschen Telekom und freuen uns auf konstruktive Gespräche“, sagt Breko-Chef Stephan Albers. So auch der Bundesverband Glasfaserindustrie: „Unsere Arme sind offen“, unterstreicht Geschäftsführer Wolfgang Heer.