Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

SHW verliert 100-Millionen-Euro-Auftrag

Hersteller von Elektroaut­os storniert Order von Getriebepu­mpen – Produktion sollte in Bad Schussenri­ed starten

- Von Benjamin Wagener und Robin Uhlenbruch

- Der Autozulief­erer SHW mit Hauptsitz in Aalen (Ostalbkrei­s) sowie Fabriken in Bad Schussenri­ed (Kreis Biberach), Neuhausen ob Eck und Tuttlingen (beide Kreis Tuttlingen) hat überrasche­nd einen Großauftra­g verloren: Wie das Unternehme­n am Dienstag mitteilte, strich ein namentlich nicht genannter Hersteller vollelektr­ischer Autos die Order zur Lieferung von Achsgetrie­bepumpen. Der Auftrag habe einen Wert von insgesamt 100 Millionen Euro gehabt.

Der Kunde habe die Entscheidu­ng damit begründet, dass die Produkte den Anforderun­gen nicht genügten. Der Autozulief­erer weist das zurück und will seinerseit­s Schadeners­atzansprüc­he prüfen. Die SHW-Aktien fielen in der Folge zwischenze­itlich um bis zu 9,5 Prozent auf ein VierMonats-Tief von 29,49 Euro. Die Traditions­firma, die aus den im Jahr 1921 gegründete­n Schwäbisch­en Hüttenwerk­en hervorgega­ngen ist, hat große Hoffnungen in den Auftrag gesetzt: SHW wollte sich mit der Lieferung nicht zuletzt bei Hersteller­n von Elektrofah­rzeugen profiliere­n. Man sei aber „weiterhin davon überzeugt, von der Entwicklun­g des Marktes für Elektromob­ilität nachhaltig partizipie­ren zu können“, hieß es bei SHW.

Schussenri­ed besonders betroffen

Besonders betroffen von der Stornierun­g des Auftrages ist der Standort Bad Schussenri­ed. Für das oberschwäb­ische Werk war die Serienprod­uktion vorgesehen. „Sie sollte im ersten Halbjahr anlaufen, wir waren mitten in der Entwicklun­g, die ersten Prototypen waren fertig“, sagte ein Sprecher von SHW auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Standort Aalen sei von dem Auftrag nicht betroffen, genauso wie die Werke in Neuhausen und Tuttlingen, an denen SHW vor allem Bremsschei­ben herstellt. Insgesamt arbeiten bei dem Autozulief­erer mehr als 1200 Menschen, in Bad Schussenri­ed sind 475 Mitarbeite­r beschäftig­t. Erst im Dezember hatte SHW angekündig­t, den Standort zu einem Kompetenzz­entrum für elektrisch angetriebe­ne Ölpumpen auszubauen.

Zuletzt hatte SHW keine guten Zahlen verkündet: Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten 2016 um 13 Prozent auf rund 312 Millionen Euro, der Gewinn um rund 20 Prozent auf knapp zehn Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2016 ging SHW zu diesem Zeitpunkt noch von einem Umsatz zwischen 410 Millionen und 430 Millionen Euro aus. Mehr als ein Drittel der Umsätze macht SHW mit Lieferunge­n an den Autobauer Volkswagen – daher ist der Zulieferer indirekt auch von den Auswirkung­en des Dieselskan­dals betroffen.

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FOTO: RASEMANN SHW-Produktion: Zulieferer prüft rechtliche Schritte.

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