Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
SHW verliert 100-Millionen-Euro-Auftrag
Hersteller von Elektroautos storniert Order von Getriebepumpen – Produktion sollte in Bad Schussenried starten
- Der Autozulieferer SHW mit Hauptsitz in Aalen (Ostalbkreis) sowie Fabriken in Bad Schussenried (Kreis Biberach), Neuhausen ob Eck und Tuttlingen (beide Kreis Tuttlingen) hat überraschend einen Großauftrag verloren: Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, strich ein namentlich nicht genannter Hersteller vollelektrischer Autos die Order zur Lieferung von Achsgetriebepumpen. Der Auftrag habe einen Wert von insgesamt 100 Millionen Euro gehabt.
Der Kunde habe die Entscheidung damit begründet, dass die Produkte den Anforderungen nicht genügten. Der Autozulieferer weist das zurück und will seinerseits Schadenersatzansprüche prüfen. Die SHW-Aktien fielen in der Folge zwischenzeitlich um bis zu 9,5 Prozent auf ein VierMonats-Tief von 29,49 Euro. Die Traditionsfirma, die aus den im Jahr 1921 gegründeten Schwäbischen Hüttenwerken hervorgegangen ist, hat große Hoffnungen in den Auftrag gesetzt: SHW wollte sich mit der Lieferung nicht zuletzt bei Herstellern von Elektrofahrzeugen profilieren. Man sei aber „weiterhin davon überzeugt, von der Entwicklung des Marktes für Elektromobilität nachhaltig partizipieren zu können“, hieß es bei SHW.
Schussenried besonders betroffen
Besonders betroffen von der Stornierung des Auftrages ist der Standort Bad Schussenried. Für das oberschwäbische Werk war die Serienproduktion vorgesehen. „Sie sollte im ersten Halbjahr anlaufen, wir waren mitten in der Entwicklung, die ersten Prototypen waren fertig“, sagte ein Sprecher von SHW auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Der Standort Aalen sei von dem Auftrag nicht betroffen, genauso wie die Werke in Neuhausen und Tuttlingen, an denen SHW vor allem Bremsscheiben herstellt. Insgesamt arbeiten bei dem Autozulieferer mehr als 1200 Menschen, in Bad Schussenried sind 475 Mitarbeiter beschäftigt. Erst im Dezember hatte SHW angekündigt, den Standort zu einem Kompetenzzentrum für elektrisch angetriebene Ölpumpen auszubauen.
Zuletzt hatte SHW keine guten Zahlen verkündet: Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten 2016 um 13 Prozent auf rund 312 Millionen Euro, der Gewinn um rund 20 Prozent auf knapp zehn Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2016 ging SHW zu diesem Zeitpunkt noch von einem Umsatz zwischen 410 Millionen und 430 Millionen Euro aus. Mehr als ein Drittel der Umsätze macht SHW mit Lieferungen an den Autobauer Volkswagen – daher ist der Zulieferer indirekt auch von den Auswirkungen des Dieselskandals betroffen.