Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zündende Ideen
Man weiß es hierzulande und ist stolz darauf: BadenWürttemberg ist das Land der Tüftler und Erfinder. Aber es sind fast immer dieselben Namen, die in diesem Zusammenhang genannt werden: Gottlieb Daimler und Carl Benz vor allem, auch Ferdinand Graf von Zeppelin oder in neuerer Zeit Artur Fischer, welcher der Welt nicht nur den Kunststoff-Dübel, sondern auch das Foto-Blitzlicht geschenkt hat. Aber Johann Samson Wilhelm Mayer? Außer ein paar Wirtschaftshistorikern wird dieser Name wohl kaum jemandem etwas gesagt haben.
Bis jetzt. Mit seiner romanhaften Biografie „Mensch Mayer“hat Eberhard Neubronner einen Mann aus der Versenkung geholt, der es an Genialität mit mancher bekannten Erfinderpersönlichkeit durchaus aufnehmen kann. Das Streichholz war vielleicht die bedeutendste Erfindung des Esslinger Kupferschmieds Mayer (1787 – 1852), aber auch sonst hatte dieser viele zündende Ideen auf den unterschiedlichsten Gebieten. So entwickelte er ein Lustfeuerwerk, konstruierte die erste Handfeuerspritze der Welt, tüftelte ein Frostbalsam aus, ebenso ein Stiefelfett und diverse Mittelchen gegen Schmerzen. Auch als Familienvater war Mayers Produktivität beeindruckend. Sage und schreibe 22 Kinder hat er gezeugt – freilich mit drei Ehefrauen.
Neubronner beschreibt ein spannendes, bisher fast unbekanntes Kapitel der Technik- und Wirtschaftsgeschichte, gewährt aber auch interessante Einblicke in die sozialen und kulturellen Verhältnisse im alten, vom Pietismus geprägten Württemberg. Sein „Mensch Mayer“ist ein lehrreiches und zugleich unterhaltsames Buch, dem eine Recherchearbeit zugrunde liegt, die besonderen Respekt verdient.