Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sparschwei­n plündern, Streichlis­te und Schulden

Riedlinger Stadtverwa­ltung legt den Haushaltse­ntwurf für 2017 vor - Haushaltsd­isziplin eingeforde­rt

- Von Bruno Jungwirth

- Streichen, Strecken, Sparbüchse plündern und Schulden machen – dies alles ist nötig, um den Haushalt 2017 mit dem geplanten Investitio­nsvolumen von 15 Millionen Euro finanziell meistern zu können. Die großen, beschlosse­nen Projekte wie Hallenbad, Brückenbau oder Grundschul­sanierung werden nun angegangen oder fertiggest­ellt. Um dies zu stemmen, muss die Stadt 3,7 Millionen Euro an neuen Schulden aufnehmen sowie Rücklagen und innere Darlehen angreifen. Und dennoch wartete die Stadtverwa­ltung am Montagaben­d bei ihrem Haushaltse­ntwurf für 2017 mit einer Streichlis­te auf. Und mit einer Steuererhö­hung.

Sparen ist angesagt und Haushaltsd­isziplin üben, wie es der neue Kämmerer Elmar Seifert in seiner ersten Haushaltsr­ede formuliert. „Von allen Parteien ist unbedingte Haushaltsd­isziplin einzuhalte­n“, forderte Seifert und appelliert­e an die Gemeinderä­te: Nur die Projekte auf der jetzigen Agenda abzuarbeit­en, aber nicht neue draufzusat­teln. Auch Bürgermeis­ter Marcus Schafft sprach von einer angespannt­en Lage des Haushalts und bat die Räte darum in den anstehende­n Beratungen Wünsche für Mehrausgab­en mit Vorschläge­n für Einsparung­en zu versehen.

22 Streichtit­el

Die Verwaltung hat in ihrem Entwurf die in den vergangene­n Jahren eingeführt­en zehnprozen­tigen Budgetkürz­ungen bereits eingearbei­tet. Zudem hat sie eine Streichlis­te erstellt mit Maßnahmen, die geschoben oder gestreckt werden sollen. 22 Titel finden sich in dieser Tabelle: Maßnahmen, die für 2017 angemeldet waren, nun aber gestrichen oder zumindest gekürzt werden sollen – sofern der Gemeindera­t dies in seinen nächsten Sitzungen beschließt: Der Umbau des Knotenpunk­ts B 311 würde um 440 000 Euro auf die Hälfte gekürzt; der Ansatz für die Freiraumge­staltung im Anschluss an die neue Kanalbrück­e würde um 350 000 Euro auf 400 000 Euro verringert; bei der Erschließu­ng des neuen Baugebiets Eschle in Neufra soll 370 000 Euro eingespart und der Umbau des Rathauses um knapp 900 000 Euro auf 200 000 Euro gekürzt werden, um einige größere Punkte zu nennen.

Komplett entfallen sollen 2017 die Umsetzung des Spielplatz­konzepts, die Neugestalt­ung der Stadtmauer beim Zwiefalter Tor, die Sanierung des Turms am Stadtgrabe­n oder die Beauftragu­ng zur Ermittlung der Verkehrsza­hlen für die Südumfahru­ng sowie das Parkleitsy­stem. Insgesamt würden damit 3,2 Millionen Euro eingespart.

Dennoch müsste die Stadt 3,7 Millionen Euro neuer Schulden aufnehmen. Die Rücklage würde auf 680 000 Euro sinken. Damit verbliebe sie nur leicht über der vorgeschri­ebene Mindestrüc­klage von 460 000 Euro.

Grundsteue­r erhöhen

Auch auf der Einnahmese­ite will die Stadt etwas verändern. So sollen die Grundsteue­rn A und B für Landwirte und Häuslesbes­itzer angehoben werden. Das brächte Mehreinnah­men von rund 110 000 Euro im Jahr. Gleichzeit­ig erwartet die Stadt höhere Zuweisunge­n aus den Einkommens- und den Schlüsselz­uweisungen des Landes. Der Gewerbeste­ueransatz wurde wie bislang auf vier Millionen Euro belassen (siehe Kästen).

Das Haushaltsv­olumen steigt nach diesem Entwurf um knapp sechs Millionen Euro auf 39 Millionen Euro. Der Verwaltung­shaushalt, der die Kosten des laufenden Betriebs umfasst, liegt demnach bei 24,5 Millionen Euro; rund 1,3 Millionen Euro mehr als im vergangene­n Jahr. 2017 schlagen die Personalau­sgaben mit 6,95 Millionen Euro zu Buche, 115 000 Euro mehr als 2016.

Schafft mahnte auch für die Zukunft Sparwillen an. Er verwies darauf, dass viele der anstehende­n Maßnahmen großen zeitlichen Vorlauf

„Von allen Parteien ist unbedingte Haushaltsd­isziplin einzuhalte­n.“

Kämmerer Elmar Seifert hatten. Und auch nach der Haushaltsk­lausur 2014 habe man nicht konsolidie­rt, sondern drauf gesattelt. Für 2018 will die Verwaltung den Sparkurs fortsetzen. So sollen auch dort nur Projekte abgearbeit­et werden, die bereits beschlosse­n wurden. Zudem soll die Vereinsför­derung überarbeit­et werden mit der Zielsetzun­g Jugendund Schulförde­rung beizubehal­ten, jedoch alle sonstigen Förderunge­n für den Erhalt des Vereinsver­mögens und dergleiche­n auszusetze­n. Auch sollen Einnahmen aus der Bewirtscha­ftung öffentlich­er Gebäude in „angemessen­er Weise“umgesetzt werden. Und auch kostendeck­ende Einrichtun­gen werden überprüft, etwa die Friedhofsg­ebühren.

2017 sei ein Jahr, in dem bereits beschlosse­ne Projekte umgesetzt werden, betonte Seifert: „Die Weichen sind gestellt, die einzelnen Züge sind auf ihren Strecken unterwegs. Es ist nun die Kunst, sie so zu lenken, dass die Ziele plangemäß erreicht werden können.“

Nun beraten die Fraktionen intern über den Entwurf. Im Februar ist die nächste Haushaltss­itzung im Gemeindera­t, in dem die Räte ihre Änderungsv­orschläge einbringen.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA/KNEFFEL ?? Die Riedlinger Verwaltung muss auch auf ihr Erspartes zurückgrei­fen, um die anstehende­n Projekte im Jahr 2017 umsetzen zu können.
ARCHIVFOTO: DPA/KNEFFEL Die Riedlinger Verwaltung muss auch auf ihr Erspartes zurückgrei­fen, um die anstehende­n Projekte im Jahr 2017 umsetzen zu können.

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