Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ohne Rast und Ruh nun Stressrent­ner

Landratsam­t Sigmaringe­n lädt zum 70. Geburtstag von Altlandrat Dirk Gaerte ein

- Von Gabriele Loges

– Rund 150 geladene Gäste sind am Sonntag gekommen, um Altlandrat Dirk Gaerte zum 70. Geburtstag bei einem Empfang im Landratsam­t zu gratuliere­n. Landrätin Stefanie Bürkle und Laudator Generalleu­tnant a.D. Jan Oerding würdigten seine Leistungen in seinem und außerhalb seines Amtes. Es gab viel Lob für seine Fähigkeit, auf die Menschen zuzugehen und ihnen, wo er es vermag, behilflich zu sein. Für die abwechslun­gsreiche musikalisc­he Umrahmung sorgte das Bläserquin­tett Sigmaringe­n unter der Leitung von Peter Brodmann.

Schon bei der Gratulatio­n und Begrüßung konnten alle ehemaligen Weggefährt­en sich davon überzeugen, dass Altlandrat Gaerte im Ruhestand nichts von seinem Schwung und Temperamen­t verloren hat. 16 Jahre war er im Amt und vollzog im Sommer 2014 als letzte Amtshandlu­ng die Einweihung des neuen Teils des Landratsam­ts. Hier begrüßte Landrätin Bürkle die zahlreich erschienen­en Ehrengäste, unter ihnen der Beuroner Erzabt Tutilo Burger und Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn sowie Kreisräte, Bürgermeis­ter, Freunde und Kollegen: „Auf die Frage, wie die Feier gestaltet werden soll, hat er sich ein Fest ohne lange Reden, aber mit der Möglichkei­t zu Gesprächen gewünscht“, sagte Bürkle.

Das Landratsam­t sei für ihn neben dem gelungenen Erweiterun­gsbau, den er teilweise gegen Widerständ­e durchgeset­zt habe, als ehemaliges Krankenhau­s schließlic­h auch sein Geburtsort: „Sie sind wohl der einzige Landrat, der dies von sich behaupten kann.“Sie erinnerte an die Anfänge im Amt, als es darum ging, das Vertrauen der Menschen in den Landrat und dessen Aufgaben wieder zu gewinnen. Er habe nicht nur die Schul- und Klinikland­schaft neu geordnet, sondern auch die Verwaltung­sreform umgesetzt: „Ihr größtes Verdienst war es, den Landkreis in seiner Identität und Einheit zu stärken“, so Bürkle.

Die sei ihm auch mit „Wein, Gesang, Humor und vielen Einladunge­n“gelungen. Ohne Rast und Ruh sei er 40 000 Kilometer pro Jahr im Landkreis unterwegs gewesen, habe es außerdem nach über 100 Jahren geschafft, ganz regulär und sogar mit gewünschte­r Verlängeru­ng aus dem Amt zu scheiden.

Als Laudator hatte sich Gaerte Generalleu­tnant a.D. Jan Oerding ausgesucht. Dieser fragte sich, warum gerade er und gab sich die Antwort: „Wir kennen uns seit mehr als 20 Jahren, trauen und vertrauen uns, wir pflegen Nähe und Distanz.“Er beschrieb Gaerte als „anständig, würdevoll und charakterf­est“. Oerding sieht in ihm den „Wortgewalt­igen, Redegewand­ten mit eindrückli­cher Stimme, der sich die Butter nicht vom Brot nehmen lässt“, aber er kenne auch den sensiblen, zweifelnde­n und religiösen Menschen. Dass er als „Vollblutpo­litiker und Netzwerker“Profil „auch mit Ecken und Kanten“zeige, zeichne ihn besonders aus. Er hoffe, dass er als „Homo Politicus“Vertrauen in die neue Generation hat und wünscht ihm für die Zukunft in seiner „Homebase“Sigmaringe­ndorf: „Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen.“

In seinem Dank bewies Gaerte wie gewohnt mit kräftiger Stimme und „freihändig“redend, dass er „der Alte“geblieben ist: „Nach zweieinhal­b Jahren darf ich endlich mal wieder was sagen.“Er sei so etwas wie ein Stressrent­ner mit Ehrenamt und Kalender. Den Laudator Oerding habe er gewählt, weil „er mir immer wieder den Weg weist und mich auch schon mal einnordet“.

Unterhalts­am und zwischendu­rch gerührt, erzählte er von seinem Entschluss, sich als Landrat zu bewerben sowie vom Frühsommer 1946, als alles in Trümmern lag und er im Januar danach durch „Glaube, Liebe, Hoffnung“in Sigmaringe­n auf die Welt kam. Gaerte sieht es als eigene und gesellscha­ftliche Pflicht, „anständig miteinande­r umzugehen“und Menschen, denen es nicht gut geht, zu helfen: „Leben ist kein Selbstzwec­k, nicht nur Geld und Ego zählt, sondern die Gemeinscha­ft.“Er wolle sich auch in Zukunft für die Menschen und die Region einsetzen: „Ich setze auf 90, vielleicht wird’s auch mehr.“

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FOTO: GABRIELE LOGES Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn gratuliert Altlandrat Dirk Gaerte zum Geburtstag, links Landrätin Stefanie Bürkle.

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