Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
55 Unterschriften gegen den Biber
Hochwassergeschädigte in Mietingen beschweren sich schriftlich bei Regierungspräsidium und Landratsamt
(krom) - „Gegen den Biber entlang des Quinzgrabens“: Mit einer Unterschriftenaktion wollen die im Mai 2016 vom Hochwasser geschädigten Anwohner in Mietingen erneut auf ihr Anliegen aufmerksam machen.
„Wir wollen, dass der Biber endlich verschwindet“, sagt Siegfried Kühner, Sprecher der Geschädigten. Ein Schreiben mit 55 Unterschriften wurde vergangene Woche an Mietingens Bürgermeister Robert Hochdorfer übergeben, mit der Bitte um Weiterleitung an die Naturschutzbehörde des Landratsamts Biberach und das Regierungspräsidium (RP) Tübingen.
„In erster Linie wollen wir, dass das nie wieder passiert“, sagt Kühner. Beim Unwetter mit Starkregen Ende Mai des vergangenen Jahres brach ein Biberdamm. Bis zu 15 000 Kubikmeter Wasser strömten nach Angaben der Gemeinde durch den Aufhofer Bach mitten in die Gemeinde. „Innerhalb von 15 Minuten stieg der Wasserpegel um 3,70 Meter“, erzählt Kühner. Drei Häuser konnten bis heute noch nicht wieder bezogen werden. Aus Sicht der Geschädigten „wurde die Gefahr des Dammbruchs einfach nicht ernst genug genommen oder nicht erkannt“, heißt es im Schreiben der Unterschriftenaktion.
Denn bereits ein Jahr zuvor hatten Anwohner ihre Bedenken geäußert, dass bei einem Dammbruch die Häuser überflutet werden könnten. Unter Aufsicht wurde der Damm zwar kurzzeitig abgesenkt, um den Stausee zu entlasten; bei weiteren Maßnahmen habe das Regierungspräsidium aber mit Strafen gedroht. „Wenn wir was machen wollen, dann werden wir bestraft. Aber jetzt wurden wir bestraft, weil wir nichts gemacht haben. Wer bestraft jetzt den Biber?“, fragt Kühner.
Eine erste Initiative der Mietinger, den Biber umzusiedeln, hat das Regierungspräsidium abgelehnt. Jagen darf man das Tier in Ausnahmefällen bisher nur in Bayern. Die Mietinger geben aber nicht auf. Die Gemeinde verklagt inzwischen das Land – nicht auf Schadensersatz, sondern auf Verpflichtung.
„Wir wollen, dass endlich irgendetwas getan wird“, sagt Bürgermeister Hochdorfer. Am Montag hat er das Schreiben im Gemeinderat vorgestellt und ans Landratsamt und an das RP weitergeleitet. „Ich werde das auch vor Gericht vorlegen“, sagt er. Für ihn sei es wichtig zu wissen, dass die Bevölkerung hinter ihm steht. Hochdorfer wünscht sich zwar, dass beim RP ein Umdenken stattfindet, rechnet aber eher nicht damit.