Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abgewunken
Bernie Ecclestone, die personifizierte Ein-Mann-Show, passe nicht mehr in die heutige Welt
Lukas Podolski
(Foto: dpa) hat den ersten Fünferpack seiner Profikarriere gefeiert. Der 31-Jährige schoss seinen Club Galatasaray Istanbul fast im Alleingang zum 6:2 (3:2)-Sieg im türkischen Pokal gegen den Viertligisten Erzincanspor. Zunächst traf der Ex-Nationalspieler und Weltmeister von 2014 in der vierten und zehnten Minute zur 2:0-Führung. Dann ließ er nach der Pause einen Hattrick innerhalb von 14 Minuten folgen (50., 55., 64.). Podolski hatte bislang dreimal vier Tore erzielt: für den 1. FC Köln 2004 im DFB-Pokal gegen Saarbrücken, 2005 in der 2. Liga gegen Cottbus und 2006 für die Nationalelf gegen San Marino. (SID) Bayern Münchens Vorstandschef
Karl-Heinz Rummenigge
(Foto: Imago) hat sein Versprechen eingelöst und am Dienstag Spieler und Funktionäre des Ligarivalen FC Ingolstadt mit Weißwürsten und Brezn versorgt. Rummenigge hatte nach dem 1:0 der Ingolstädter gegen Aufsteiger Leipzig am 14. Spieltag, der Rekordmeister Bayern dank des zeitgleichen 5:0 gegen Wolfsburg zurück an die Tabellenspitze gebracht hatte, dem FCI im Überschwang der Gefühle „eine Wagenladung Weißwürste“versprochen. Der 61-Jährige hielt Wort. Er fuhr am Dienstag höchstpersönlich bei der FCI-Geschäftsstelle vor und überreichte gemeinsam mit Starkoch Alfons Schuhbeck Würste und Brezeln für 80 Personen. FC-Trainer Maik Walpurgis, das Team und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle genossen den Festschmaus. (SID) n Ungarn funktionierte die Sache mit dem Bernie-Zug oft ganz gut. Wer beruflich damit beschäftigt ist, wagemutigen Männern dabei zuzusehen, wie sie in hochgezüchteten Flundern im Kreis rasen, muss meist erst einmal im Kriechgang aus der Stadt an die Rennstrecken gelangen. In Budapest kam einerseits erschwerend hinzu, dass zumindest bis vor ein paar Jahren eine ganze Fahrspur von der Innenstadt bis zum Hungaroring für Bernie Ecclestone und seine Eskorte reserviert war, die BernieLane. Selbstverständlich gab es sie, schließlich hatte Ecclestone die Formel 1 bereits drei Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Ungarn gebracht und den Kommunisten so ein wenig blingblingkommerzfahrbene Abwechslung in den grauen Alltag gebracht – und somit vielleicht sogar den Untergang des real existierenden Sozialismus beschleunigt. So sieht er das.
Triumvirat statt Diktator
Andererseits konnte man sich mit ein wenig Glück – und einer gesunden Portion jugendlicher Dreistigkeit – in Budapest im richtigen Moment einfach in die Kolonne hinter die schwarze S-Klasse mit Ecclestone im Fond quetschen – und so stressfrei im Expresstempo zur Arbeit gelangen. An der Rennstrecke angekommen, gab es für den Jungreporter einen erhobenen Zeigefinger samt schelmischem Grinser vom kleinen Mann mit dem Pilzkopf über der Nickelbrille und dem gefühlt dreifach gestärktem weißen Hemd. Bernard Charles Ecclestone, für Freunde, Fahrer und Fans schlicht Bernie, für die übrigen Adabeis der Formel 1 eher Mister E (ganz wichtig übrigens: ohne Punkt), kannte die regelmäßigen Begleiter seines rasenden Wanderzirkusses, der seit Montag nicht mehr seiner ist.
Statt Oberzampano Ecclestone mit seinem angepassten machiavellistischen Führungsstil (teile, herrsche und lass’ uns alle reich werden), wird die Formel 1 künftig von einem Triumvirat geführt. Chase Carey, ein enger Vertrauter von Medianmogul Rupert Murdoch und hochrangiger Manager von Murdochs 21stCenturyFox-Konglomerats, firmiert als neuer starker Mann und Präsident der Formula One Group, die nun dem US-Medienunternehmen Liberty Media gehört. Ein 62 Jahre alter Amerikaner mit Zwirbelbart übernimmt die Geschäfte vom 1,59-Meter kleinen Briten mit derbem Humor und seltsamen politischen Ansichten. Carey unterstützen sollen Ross Brawn, der langjährige Chefingenieur von Ferrari und Mercedes mit dem Branchennamen „Superhirn“als Geschäftsführer Motorsport, sowie Sean Bratches, ein weiterer TVManager, als Finanzgeschäftsführer. „Bernie ist ein Ein-Mann-Team. Er nennt sich selbst Diktator“, das passe nicht mehr in die „heutige Welt“, sagte Carey der BBC. Ecclestone wurde entmachtet, weil der Sport „einen Neuanfang braucht“. Die Rennserie müsse in Zukunft „anders geführt werden als in den vergangenen vier oder fünf Jahren“, sagte er.
Ecclestones Geschäftsmodell hat an Glanz, die Formel 1 an Relevanz verloren. Wagemutigen Männern dabei zuzusehen, wie sie in immer entlegeneren Winkeln der Welt mit Benzinschleudern um den Kreis rasen, wirkt wie eine aus der Zeit gefallene Beschäftigung. Dazu kommen komplizierte Regeln, dass zuletzt selbst Brawn „nicht mehr verstanden“habe, „was da eigentlich passierte“.
Allerdings gab es vom neuen starken Mann für Ecclestone auch ein paar warme Worte zum Abschied – auf die Mister E sicher genauso viel geben wird wie auf seinen neuen Titel als „Ehrenpräsident“. Die Serie sei dank Ecclestone, sagte Carey, zu einem „einzigartigen, ikonischen, globalen Ereignis“geworden und sei ein „außergewöhnliches Spektakel“. Nun beginne eine neue Ära. Dass der „Herr der Räder“(eine weitere Branchenbeschreibung Ecclestones) über kurz oder lang Macht würde abgeben müssen an die neuen Inhaber, schien seit den ersten konkreten Verhandlungen des bisherigen Rechteinhabers CVC mit Liberty Media klar. Dass es so schnell gehen würde mit der kompletten Absetzung des früheren Gebrauchtwagenhändlers, der schon als Kind Bleistifte und Radiergummis an seine Mitschüler verhökerte, überraschte aber sogar die meisten Formel-1-Insider.
Der zurückgetretene Weltmeister Nico Rosberg legte indes große Hoffnungen in die neue Führung. „Eine Veränderung war überfällig“, schrieb er bei Twitter. „Mr. Carey, viel Erfolg dabei, unseren Sport wieder großartig zu machen.“
(England): „Auf die Plätze, fertig, los! Ecclestone bekommt von dem Sport, den er seit 1978 führte, die Zielflagge gezeigt. Das amerikanische Unternehmen hat grünes Licht für den Deal bekommen.“
(England): „Die Formel 1 unterzieht sich dem größten Facelifting seit 40 Jahren. Ecclestone wurde als Rudelführer der Serie beiseite geschoben.“
(Frankreich): „Seit Dienstagvormittag ist Mister E ein Rentner.“
(Italien): „Ist ein Zircus ohne Mister E überhaupt vorstellbar? Vom absoluten Herrscher zum Hofberater: Das ist ein riesiger Sturz für einen, der einen Nischensport zu einer Weltshow gemacht hat.“
(Italien): „Bernie Ecclestone ist nicht mehr der Zar der Formel 1.“
(Spanien): „Der Autoverkäufer, der die Formel 1 in ein Geschäft verwandelt hat.“
„Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia.“
„Ich liebe es, nach Japan zu fliegen! Dort sind alle so groß wie ich.“
„Warum sollte ich Bodyguards nehmen? Von der einzigen Person, die mich unter Druck setzt, bin ich jetzt geschieden.“
„Am Morgen nach meinem Tod – und die ersten zwölf Exemplare gehen ans Finanzamt.“
„Ich werde der Auflage nachkommen, so dass ich leider die Herren und Damen nicht mehr persönlich wiedersehen werde.“(SID, sz)