Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Tempo auf der A 96 wird begrenzt

Bei Nässe gilt in Kürze Geschwindi­gkeitsbegr­enzung zwischen Wangen und Leutkirch

- Von Kara Ballarin

(kab) - Bei Nässe gilt auf der Autobahn 96 zwischen Wangen und Leutkirch künftig ein Tempolimit von 80 Stundenkil­ometern. Entspreche­nde Schilder werden laut baden-württember­gischem Verkehrsmi­nisterium aufgestell­t, sobald es das Wetter zulasse. Das politische Tauziehen um Tempolimit­s auf der Strecke reicht lange zurück. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) wollte hier in einem Modellvers­uch ein Tempolimit von 120 erreichen, gab die Pläne im Sommer aber nach Widerständ­en der CDU auf. Dass nun Tempo 80 bei Nässe kommt, hat das Ministeriu­m auf Anfrage des Ulmer SPD-Abgeordnet­en Martin Rivoir erklärt.

- Auf der Autobahn 96 gilt in Kürze zwischen Wangen und Leutkirch Tempo 80 bei Nässe. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“werden entspreche­nde Schilder für die 13 Kilometer lange Strecke noch im Januar aufgestell­t. Eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung auf der Strecke ist seit Langem Zankapfel zwischen Grünen und CDU im Land. Dass die beiden Parteien nun gemeinsam regieren, ändert daran nichts.

Noch zu Zeiten der Koalition von Grünen und SPD hatte der badenwürtt­embergisch­e Landtag einem Modellvers­uch auf dem Streckenab­schnitt zugestimmt. Zwei Jahre sollte hier die Höchstgesc­hwindigkei­t 120 Km/h gelten, um zu testen, ob sich dadurch die Lärmbelast­ung verringert und die Verkehrssi­cherheit erhöht. Auch Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) warb dafür, Gegenwind kam von der CDU im Land sowie von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU). Vergangene­n Sommer gab Hermann mit Verweis auf den neuen Koalitions­partner CDU das Vorhaben auf. Auch deshalb, weil ein vom Land in Auftrag gegebenes Gutachten die rechtliche Grundlage für den Modellvers­uch anzweifelt­e.

Tempo 120 auf Brücke im Winter

Der Ulmer SPD-Abgeordnet­e Martin Rivoir hakte nun beim Verkehrsmi­nisterium nach. Auf seine Anfrage erklärt Ministeria­ldirektor Uwe Lahl, dass das zuständige Regierungs­präsidium (RP) Tübingen im vergangene­n Herbst die Sicherheit auf der A 96 untersucht und auf bestimmten Abschnitte­n Höchstgesc­hwindigkei­ten angeordnet habe. Deshalb gilt bereits auf der unfallträc­htigen Brücke über die Obere Argen zwischen Lindau und Wangen Tempo 120 in den Wintermona­ten – entspreche­nde Schilder stehen hier seit Ende November.

Da es laut Lahl zwischen Wangen und Leutkirch gerade bei Nässe zu „überdurchs­chnittlich vielen Unfällen“kommt, hat das RP Anfang Dezember das wetterabhä­ngige Tempolimit angeordnet. Die entspreche­nden Schilder sollen baldmöglic­hst aufgestell­t werden, sobald dies das Wetter zulässt. Auf Abschnitte­n ohne Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung will das Verkehrsmi­nisterium die Autofahrer mit weiteren Schildern an die Richtgesch­windigkeit von 130 Stundenkil­ometern erinnern.

Die Wangener Grünen-Abgeordnet­e Petra Krebs bezeichnet die Maßnahme als „nicht wirklich befriedige­nden Kompromiss“. „Ich wäre schon für dauerhaft Tempo 120“, sagt sie, „aber leider gab es keine andere Lösung. Das wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn wir einen anderen Koalitions­partner hätten“. Dennoch hält Krebs eine Entlastung der Anwohner entlang der Strecke für möglich, da Verkehrsge­räusche bei nasser Straße besonders laut seien. „Ich glaube wirklich, dass das eine große Erleichter­ung bringt.“

Auch Martin Rivoir sagt, dass ihm Tempo 120 vor allem im Sinne des Lärmschutz­es der Anwohner lieber gewesen wäre. Dennoch hält er die Maßnahmen auf der A 96 nun für „in Ordnung und sinnvoll“.

Der örtliche CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser äußert sich verärgert darüber, dass er über die anstehende­n Maßnahmen nicht informiert worden sei. „Aufgrund der Tiefe, mit der wir uns mit dieser Sache in den vergangene­n Monaten beschäftig­t haben, hätte ich mir eine Informatio­n vom Verkehrsmi­nisterium gewünscht.“Er stelle sich die Frage, ob das Tempolimit in diesem Ausmaß und auf dieser Länge nötig sei.

Doch Haser sagt auch: „Wenn ich eine Gefahrensi­tuation habe, nützt Tempo 120 gar nichts.“Er selbst hätte für eine Anlage zur Geschwindi­gkeitsbegr­enzung plädiert, die von der Autobahnpo­lizei Kißlegg ferngesteu­ert werden kann, „um flexibel zu reagieren, auch bei Nebel oder Glättegefa­hr.“Denn nicht immer brauche es Niederschl­ag für nasse Fahrbahnen, sagt Haser.

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FOTO: JAN PETER STEPPAT Die Autobahn 96 bei Wangen gilt bei schlechtem Wetter als besonders unfallträc­htig.

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