Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Es gibt kein Bier in Bihar
Ob Alkohol eine Lösung ist, darüber streiten sich die Gelehrten seit Jahrtausenden. Viele Schwaben finden, Alkohol sei eine Lösung, zu beobachten bei sommerlichen Vergnügungen, die allesamt auf Fest enden: Ruten, Schützen, Bächtle, Seehasen. Samstags in Fußballstadien blicken wir oft neidvoll auf schwankende Mitbürger, die sich trotz ihres Zustands noch den Spielstand merken können. Eine intellektuelle Glanzleistung.
9,6 Liter Alkohol trank jeder Deutsche 2014 im Schnitt – 106 Liter Bier, 21 Liter Wein, fünf Liter Spirituosen, vier Liter Schampus. Weil Babys, Kinder und manche Erwachsene gar nichts trinken, lag der Konsum noch höher. Die Germanen sind damit, wenn man so will, das elftbesoffenste Volk auf der Erde zu ihrer Ehrenrettung muss man sagen, dass sie vor 25 Jahren noch viel mehr tranken. Eigentlich sind sie also auf schleichendem Dauerentzug, fahren damit aber besser als die 100 Millionen Inder aus dem Bundesstaat Bihar. Dort sind seit 2016 Konsum, Herstellung und Weitergabe von Alkohol strikt verboten, 32 000 Menschen wurden deswegen bereits verhaftet. Dabei trinken Inder nur 8,5 Liter Alkohol im Schnitt. Bihars Ministerpräsident ist stolz auf seine Gnadenlosigkeit, er verblüfft gerade mit großen Zahlen: Tausende Bihari hätten eine sehr lange Menschenkette gebildet, um gegen Alkohol zu protestieren, erklärt er. Wir nehmen diese Nachricht zur Kenntnis, zumal es ja Bilder gibt wobei: Einmal beim Rutenfest sahen wir eine neun Kilometer lange, weit bis Weingarten reichende Schlange mit 30 000 Menschen. Vor dem Bierstand. (zak)