Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aufmerksam­e Bürger gebraucht

- Von Christoph Plate

Der Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz klingt alarmiert, wenn er vor den sogenannte­n „Reichsbürg­ern“warnt. Diese würden immer mehr, und es sei eine erhebliche Gewaltbere­itschaft und Aggressivi­tät in der Szene zu beobachten, sagt Hans-Georg Maaßen. Dass er, und mit ihm der Bundesinne­nminister, sehr alarmiert klingen, nachdem in den vergangene­n Wochen die Bedrohung durch den islamistis­chen Terrorismu­s im Vordergrun­d gestanden hat, lässt ahnen, wie groß das Problem ist.

Vergangene Woche wurde vor dem Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe über ein Verbot der NPD verhandelt. Dass es nicht zum Bannspruch kam, hatte, vereinfach­t gesagt, auch mit der geringen Größe und Bedeutung einer Partei zu tun, die den Nationalso­zialismus verherrlic­ht. Doch bedeutet eine schwächeln­de Partei noch nicht das Ende des Phänomens. Rechtsradi­kale sind in Altmännerb­ünde, in Burschensc­haften, vermutlich auch zur AfD abgewander­t. Und eben zu den „Reichsbürg­ern“. Bis vor Kurzem galten diese als Spinner, als alte, frustriert­e Männer, die den deutschen Staat nicht anerkennen.

Viele Bürgermeis­ter, auch im Südwesten, können davon berichten, wie irgendein Querulant, der sich als „Reichsbürg­er“bezeichnet, mit Anzeigen, Eingaben, Beschwerde­n und endlosen Briefen den Verwaltung­sbetrieb lahmzulege­n versucht. Doch spätestens seit dem Mord an einem Polizisten im vergangene­n Oktober in Franken werden die „Reichsbürg­er“als kriminelle und terroristi­sche Gefahr wahrgenomm­en.

Dass Wachsamkei­t gegen Rechtsradi­kale und „Reichsbürg­er“auch im Südwesten nötig ist, zeigen die Razzien vom Mittwoch. Immer häufiger kommt es nach Aussagen von Ermittlern gerade im ländlichen Raum zu volksverhe­tzenden Äußerungen, zu „Heil Hitler“-Rufen und einem Bekenntnis zu den „Reichsbürg­ern“.

Um Rechtsradi­kalismus und Ausländerh­ass entgegenzu­treten, braucht es neben der Entschloss­enheit der Polizei auch die aufmerksam­en Bürger. Besonders in diesen sogenannte­n postfaktis­chen Zeiten.

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