Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump ordnet Mauerbau an

Menschen aus Syrien oder dem Irak sollen keine Visa mehr erhalten – Für Trump sind diese Länder „terroranfä­llig“

- Von Frank Herrmann

(KNA/dpa) - US-Präsident Donald Trump (Foto: imago) will seine Pläne für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko zügig umsetzen. Für die Kosten, dies sagte er am Mittwoch dem Sender ABC News, werde das Nachbarlan­d „zu 100 Prozent“aufkommen. Die Planungen begännen sofort, Baustart sei „in einigen Monaten“. Trump will mit der Mauer illegale Einwandere­r und Drogenhand­el stoppen. Außerdem kündigte der Republikan­er an, eine Untersuchu­ng des angebliche­n Betrugs bei der USWahl anzuordnen.

- Es ist die zentrale Parole von Donald Trumps Wahlkampag­ne gewesen. Kaum eine Rede, in der er nicht vom Mauerbau an der Grenze zu Mexiko gesprochen hätte. „Build the wall! Build the wall!“, skandierte­n seine Anhänger, sobald er das Stichwort gab. Am dritten Tag seiner ersten Arbeitswoc­he lässt der USPräsiden­t seinen Ankündigun­gen konkrete Beschlüsse folgen, ein Dekret, dessen Inhalt er vorab in einer resolut klingenden Twitterzei­le zusammenfa­sste: „Wir werden die Mauer bauen.“

Vom Pazifik bis zum Golf von Mexiko soll demnach eine durchgehen­de Grenzbarri­ere hochgezoge­n werden. Zwar gibt es dort schon heute einen mehrere Hundert Kilometer langen Zaun. Zwischen den einzelnen Abschnitte­n aber klaffen Lücken. Ob nun Trump tatsächlic­h an eine Mauer wie einst in Berlin denkt oder eher an eine womöglich höhere, dichtere Variante des Hinderniss­es, wie es bereits existiert, bleibt offen.

US-Präsident rudert leicht zurück

Haushaltse­xperten des US-Kongresses schätzen allein die Kosten für den Bau eines lückenlose­n Zauns auf 14 Milliarden Dollar, wobei heftig gestritten wird, wer sie tragen soll. Der Kandidat Trump hatte stets verkündet, dass Mexiko die Rechnung zahlen werde. Als designiert­er Präsident ruderte er zurück: Mexiko werde wohl keinen Scheck schicken, aber dennoch die Kosten übernehmen, etwa in Form von Exportzöll­en oder durch eine Sondersteu­er auf die Geldbeträg­e, die in den USA lebende, aus Mexiko stammende Immigrante­n ihren Verwandten in der alten Heimat zukommen lassen. Nächste Woche kommt der mexikanisc­he Präsident Enrique Peña Nieto nach Washington, und eine Kulisse des Drucks soll ihn offenbar von vornherein zu Zugeständn­issen zwingen.

Mit einer weiteren Exekutivor­der will Trump Medienberi­chten zufolge veranlasse­n, dass vorläufig keine Visa mehr für Bürger von Staaten ausgestell­t werden, die – so die offizielle Formel – „terroranfä­llig“sind. Syrien und den Irak rechnet das Weiße Haus ebenso dazu wie Iran, den Jemen, Libyen, Somalia und den Sudan. Wie die „Washington Post“schreibt, soll die Sperre zunächst für dreißig Tage gelten, vielleicht auch länger, jedenfalls so lange, bis ein Prozedere eingeführt ist, bei dem Visaanträg­e aus Krisenregi­onen noch akribische­r als bisher geprüft werden. Im Wahlkampf hatte Trump davon gesprochen, potenziell­e Besucher aus der islamische­n Welt „extrem gründlich“durchleuch­ten zu lassen, abgesehen von dem Einreiseve­rbot für Muslime, das er eine Zeit lang verlangte. Wie das aussehen soll, ist unklar.

Flüchtling­sprogramm liegt auf Eis

Neuen Plänen zufolge soll auch die Zahl der Flüchtling­e, die die USA nach Absprache mit den Vereinten Nationen aufzunehme­n bereit sind, drastisch gesenkt werden. Obama hatte die Quote im vergangene­n Jahr auf 85 000 angehoben. In diesem Jahr sollte die Zahl eigentlich auf 110 000 steigen, während Trump sie auf 50 000 reduzieren möchte. Obendrein wird offenbar erwogen, das komplette Flüchtling­sprogramm für vier Monate auf Eis zu legen.

Am Mittwoch protestier­ten Aktivisten der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace gegen Trumps Vorhaben. Auf einem Kran über dem Weißen Haus brachten sie ein Banner mit der Aufschrift „Resist“(„Wehrt euch“) an. Damit wollten sie eigenen Worten nach ein Zeichen für Liebe und Fortschrit­t setzen und gegen den Hass und die Ignoranz von Donald Trump.

 ??  ??
 ?? FOTO: AFP ?? „Wehrt euch“, heißt es auf dem Banner, das Greenpeace-Aktivisten an diesem Kran befestigte­n.
FOTO: AFP „Wehrt euch“, heißt es auf dem Banner, das Greenpeace-Aktivisten an diesem Kran befestigte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany