Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eisiger Spaß auf dem See

Hunderte Menschen in der Region wagen sich aufs Eis – Behörden warnen vor Einbruchge­fahr

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Die Bodensee-Fähren sind natürlich noch im Einsatz. Auch zur Seegfrörne reicht es nicht. Doch Schlittsch­uhlaufen auf dem Gnadensee, wie hier vor der Insel Reichenau (Foto: dpa), ist dieser Tage möglich. Was es zu beachten gilt:

(lsw/sz) - Der Bodensee ist derzeit an einigen flachen Stellen zugefroren – und das hat zahlreiche Schlittsch­uhläufer und Fußgänger aufs Eis gelockt. In der Hegner Bucht vor Allensbach (Kreis Konstanz) seien am Dienstag rund 300 Menschen unterwegs gewesen, sagte ein Sprecher des zuständige­n Polizeiprä­sidiums Einsatz am Mittwoch. Am Wochenende seien es geschätzt 2000 Menschen gewesen – darunter Familien mit Kinderwage­n.

Auch in Friedrichs­hafen kamen sie am Wochenende zu Hunderten: Schlittsch­uhläufer, Schlittenf­ahrer oder Wanderer tummelten sich dort, wo sonst Enten und Fische das Sagen haben: vor der Rotachmünd­ung in Friedrichs­hafen-Ost und bis weit hinein ins Eriskirche­r Ried. Hier liegt derzeit eine kilometerl­ange Eisfläche im Flachwasse­rbereich, die sich ideal zum Schlittsch­uhlaufen eignet.

Allerdings raten die Beamten zur Vorsicht: Das Eis sei zwar an den Randbereic­hen tragfähig, in der Mitte und an weniger flachen Stellen könne es aber gefährlich werden, sagte der Sprecher. „Jeder, der sich aufs Eis begibt, geht auf eigene Gefahr.“Die Polizei spreche keine Empfehlung aus, es würden auch keine Eisbereich­e freigegebe­n.

Für einen vollständi­g zugefroren­en Bodensee – eine sogenannte Seegfrörne – reichen die kalten Temperatur­en noch nicht. Zwar kühle sich das Wasser an der Oberfläche ab, sagte Harald Hetzenauer vom Institut für Seenforsch­ung. Allerdings mische es sich mit den darunter liegenden wärmeren Schichten und friere daher sehr lange nicht zu.

Voraussetz­ung für eine Seegfrörne sei, dass der See auf rund vier Grad abkühle. Minustempe­raturen von wenigen Wochen reichten dafür nicht, sagte Hetzenauer. Zuletzt war der Bodensee im Winter 1962/63 komplett zugefroren. Alten Chroniken zufolge soll es seit 875 insgesamt 37 Mal eine Seegfrörne gegeben haben.

Die Schifffahr­t wird durch das Eis am Bodensee nicht beeinträch­tigt. Derzeit fahren vor allem die Fähren zwischen Meersburg und Konstanz sowie zwischen Friedrichs­hafen und Radolfzell. Deren Zufahrten zu den Häfen seien frei, sagte ein Sprecher der Stadtwerke Konstanz. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass die Leitungen auf den Schiffen nicht einfrören.

Auf dem unteren Neckar hatte das frostige Wetter für Behinderun­gen bei der Schifffahr­t gesorgt. 25 Frachtschi­ffe lagen dort zeitweise fest. Auch am Mittwoch machte die Kälte den Schiffen zu schaffen, wie ein Sprecher des Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamtes (WSA) sagte. „Wir rechnen mit einer allmählich­en Entspannun­g am Wochenende, wenn wieder Plusgrade tagsüber erreicht werden.“Es sei gefährlich, das Eis zu betreten, betonte ein Sprecher. Wer einbreche, werde von der Strömung weggezogen – eine Rettung sei dann kaum möglich.

In Stuttgart wagten sich am Dienstag acht Kinder auf den zugefroren­en Neckar. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurden die elf Jahre bis 14 Jahre alten Schüler von einem Passanten beobachtet, wie sie bis zu 50 Meter vom Ufer auf der nur drei bis vier Zentimeter dicken Eisfläche herumliefe­n. Der Mann rief die Polizei – die den Kindern eine Standpauke hielt.

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FOTO: DPA Winterspaß auf dem Bodensee: Ein Vater und seine Tochter aus Kreuzlinge­n ziehen sich vor der Insel Reichenau Schlittsch­uhe an.

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