Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Virtuoser Trompetenschall und Orgelklang in St. Georg
Hochklassiges und abwechslungsreiches Neujahrskonzert in der Stadtpfarrkirche Riedlingen
- Ein bisschen frisch war es schon in der St. Georgskirche am Sonntagabend, doch die zahlreichen Zuhörer hatten die Reihen im Mittelschiff geschlossen und dank der ausgezeichneten Musiker ist es ein wohltemperiertes und hochklassiges Konzert geworden. Die Biberacher Bachtrompeten Hans Mohr, Timo Bossler und Michael Bischof, mit Joachim Hayd aus Mietingen als Mann an der Orgel, hatten zu einem festlichen Neujahrskonzert geladen und das wurde es, im besten Sinne des Wortes.
Schon der Auftakt mit „The Arrivial of the Queen of Sheba“von Georg Friedrich Händel war ein mitnehmendes Klangerlebnis. Trompetenstöße, getragen von der weichen Begleitung durch das Flügelhorn und sanftem Orgelrhythmus, erschallten zum königlichen Einzug. Im zweiten Stück „Schafe mögen sicher weiden“aus der „Jagdkantate“(BWV208) von Johann Sebastian Bach als Sopranarie geschrieben, übernahm die Trompete die Frauenstimme, und das war gut so. Überhaupt waren die wechselnden Instrumentierungen homogen und für die jeweiligen Kompositionen gelungen und ausdrucksstark.
Erst schwerfüßig in die Tiefe drängend, dann auf Haltepunkte trabend, um endlich bedächtig anzukommen, spielte Joachim Hayd „Capriccio“ an der Orgel, wie vorgegeben launig. Übrigens, der Komponist Justinus Heinrich Knecht ist 1752 in Biberach geboren und 1817 ebenda gestorben.
„Laudate pueri“wurde von Felix Mendelsohn Bartholdy für drei Frauenstimmen geschrieben. Wer nur die Biberacher Bachtrompeter gehört hat, kann sich schwerlich eine bessere Interpretation vorstellen. Dass Mohr, Bossler und Bischof mit den Trompeten dieses Stück im Altarraum spielten und von der Empore die Orgelbegleitung kam, brachte einen besonderen akustischen Reiz in den Vortrag.
Doch nicht nur die Klassiker hat das Quartett drauf, auch die Musik des 20. Jahrhunderts verstehen sie mit eigenen Akzenten zu intonieren. Den Spiritual „Nobody knows the trouble I’ve seen“kennt wohl jeder, aber mit der wechselnden Rollenverteilung Vorsänger/Volk auf Orgel und Trompeten klingt es als aufrüttelndes und doch anrührendes Klagelied fast runderneuert.
Es folgte Ludwig van Beethovens „Adagio“, ursprünglich vom Meister nicht für die Orgel geschrieben und doch hauptsächlich bekannt über die Königin der Instrumente. Auf das „Warum?“gab Joachim Hayd mit seinem Spiel die Antwort. In die Zeit der großen Tanzfeste an den Fürstenhöfen entführten die Trompeten bei der „Pavane“von Gabriel Fauré. Danach spielte Hayd die Toccata von Theodore Dubios mit so einem virtuosen Anschlag, dass diese mit den Toccaten von Bach, Buxtehude oder Pachelbel in einem Atemzug genannt werden kann.
Den kraftvollen Schluss des Konzerts bildete die „Suite“von Jeremiah Clark. Noch einmal konnten Trompeten und Orgel ihre ganze Ausdrucksbreite erklingen lassen. Im Eingangstück „The Duke of Gloucester’s March“und im Schlusssatz „The Prince of Denmark’s March“kam dies nochmals takt- und schwungvoll zu Gehör.
Die Biberacher Bachtrompeten mit dem Organisten Joachim Hayd haben ein hochklassiges und abwechslungsreiches Konzert gegeben und gezeigt, welch feststimmige und kraftvolle Musik mit Orgel, Flügelhorn und Trompeten gemacht werden kann, ohne die zarten und leisen Töne zu vernachlässigen.
Auch dies durften die Konzertbesucher bei der Zugabe, dem „Halleluja“von Leonard Cohen, nochmals genießen.