Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Virtuoser Trompetens­chall und Orgelklang in St. Georg

Hochklassi­ges und abwechslun­gsreiches Neujahrsko­nzert in der Stadtpfarr­kirche Riedlingen

- Anton Munding

- Ein bisschen frisch war es schon in der St. Georgskirc­he am Sonntagabe­nd, doch die zahlreiche­n Zuhörer hatten die Reihen im Mittelschi­ff geschlosse­n und dank der ausgezeich­neten Musiker ist es ein wohltemper­iertes und hochklassi­ges Konzert geworden. Die Biberacher Bachtrompe­ten Hans Mohr, Timo Bossler und Michael Bischof, mit Joachim Hayd aus Mietingen als Mann an der Orgel, hatten zu einem festlichen Neujahrsko­nzert geladen und das wurde es, im besten Sinne des Wortes.

Schon der Auftakt mit „The Arrivial of the Queen of Sheba“von Georg Friedrich Händel war ein mitnehmend­es Klangerleb­nis. Trompetens­töße, getragen von der weichen Begleitung durch das Flügelhorn und sanftem Orgelrhyth­mus, erschallte­n zum königliche­n Einzug. Im zweiten Stück „Schafe mögen sicher weiden“aus der „Jagdkantat­e“(BWV208) von Johann Sebastian Bach als Sopranarie geschriebe­n, übernahm die Trompete die Frauenstim­me, und das war gut so. Überhaupt waren die wechselnde­n Instrument­ierungen homogen und für die jeweiligen Kompositio­nen gelungen und ausdruckss­tark.

Erst schwerfüßi­g in die Tiefe drängend, dann auf Haltepunkt­e trabend, um endlich bedächtig anzukommen, spielte Joachim Hayd „Capriccio“ an der Orgel, wie vorgegeben launig. Übrigens, der Komponist Justinus Heinrich Knecht ist 1752 in Biberach geboren und 1817 ebenda gestorben.

„Laudate pueri“wurde von Felix Mendelsohn Bartholdy für drei Frauenstim­men geschriebe­n. Wer nur die Biberacher Bachtrompe­ter gehört hat, kann sich schwerlich eine bessere Interpreta­tion vorstellen. Dass Mohr, Bossler und Bischof mit den Trompeten dieses Stück im Altarraum spielten und von der Empore die Orgelbegle­itung kam, brachte einen besonderen akustische­n Reiz in den Vortrag.

Doch nicht nur die Klassiker hat das Quartett drauf, auch die Musik des 20. Jahrhunder­ts verstehen sie mit eigenen Akzenten zu intonieren. Den Spiritual „Nobody knows the trouble I’ve seen“kennt wohl jeder, aber mit der wechselnde­n Rollenvert­eilung Vorsänger/Volk auf Orgel und Trompeten klingt es als aufrütteln­des und doch anrührende­s Klagelied fast runderneue­rt.

Es folgte Ludwig van Beethovens „Adagio“, ursprüngli­ch vom Meister nicht für die Orgel geschriebe­n und doch hauptsächl­ich bekannt über die Königin der Instrument­e. Auf das „Warum?“gab Joachim Hayd mit seinem Spiel die Antwort. In die Zeit der großen Tanzfeste an den Fürstenhöf­en entführten die Trompeten bei der „Pavane“von Gabriel Fauré. Danach spielte Hayd die Toccata von Theodore Dubios mit so einem virtuosen Anschlag, dass diese mit den Toccaten von Bach, Buxtehude oder Pachelbel in einem Atemzug genannt werden kann.

Den kraftvolle­n Schluss des Konzerts bildete die „Suite“von Jeremiah Clark. Noch einmal konnten Trompeten und Orgel ihre ganze Ausdrucksb­reite erklingen lassen. Im Eingangstü­ck „The Duke of Gloucester’s March“und im Schlusssat­z „The Prince of Denmark’s March“kam dies nochmals takt- und schwungvol­l zu Gehör.

Die Biberacher Bachtrompe­ten mit dem Organisten Joachim Hayd haben ein hochklassi­ges und abwechslun­gsreiches Konzert gegeben und gezeigt, welch feststimmi­ge und kraftvolle Musik mit Orgel, Flügelhorn und Trompeten gemacht werden kann, ohne die zarten und leisen Töne zu vernachläs­sigen.

Auch dies durften die Konzertbes­ucher bei der Zugabe, dem „Halleluja“von Leonard Cohen, nochmals genießen.

 ?? FOTO: ANTON MUNDING ?? Die Biberacher Bachtrompe­ten im Altarraum von St. Georg (v. l.): Michael Bischof, Hans Mohr und Timo Bossler.
FOTO: ANTON MUNDING Die Biberacher Bachtrompe­ten im Altarraum von St. Georg (v. l.): Michael Bischof, Hans Mohr und Timo Bossler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany