Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

EnBW hält an Kettenacke­r Windpark fest

Stromverso­rger und Partner lassen Gutachten für das Projekt auf der Alb anfertigen

- Von Ignaz Stösser

- Der Stromverso­rger EnBW hält an dem Projekt „Windpark Kettenacke­r“weiterhin fest. Das teilt EnBW-Pressespre­cher Ulrich Stark auf Nachfrage der SZ mit. Den Kettenacke­r Windparkge­gnern ist es gelungen, die Genehmigun­g für den Bauantrag weiter zu verzögern. Es neues Gutachten muss nachgereic­ht werden. Wie die SZ berichtete, hoffen die Gegner, mit der Verzögerun­gstaktik bewirken zu können, dass die EnBW irgendwann auf die Umsetzung des Parks verzichtet. Die Verzögerun­g könnte die staatliche Förderung des Projekts tatsächlic­h gefährden, da die Regierung das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) mit Beginn des Jahres 2017 geändert hat.

„Die EnBW und ihre Partner werden die geforderte­n Nachunters­uchungen in enger Abstimmung mit dem Landratsam­t vornehmen“, teilt Pressespre­cher Stark mit. Der Verein für Mensch und Natur Kettenacke­r hatte die Biologin Marion Gschweng beauftragt, Rotmilanho­rste zu dokumentie­ren, die die EnBW in ihrem Gutachten zum Bauantrag beim Landratsam­t nicht aufgezeigt hat. Einer dieser Standorte liegt in etwa 700 Metern Entfernung von einem geplanten Windrad. Vorgeschri­eben ist ein Abstand von 1000 Metern.

Der Horst soll im Frühjahr beobachtet werden

Die EnBW ist nun bereit, gemeinsam mit allen Beteiligte­n, diesen Horst im Frühjahr beobachten zu lassen, um herauszufi­nden, ob es sich tatsächlic­h um einen Milanhorst handelt. Das neue Gutachten soll den Zeitraum März-Juni 2017 erfassen.

„Das beim Genehmigun­gsantrag eingebrach­te Gutachten ist im Übrigen korrekt“, betont der Pressespre­cher. In diesen Antrag seien die Untersuchu­ngsergebni­sse der Jahre 2014 und 2015 eingefloss­en. Die Antragsunt­erlagen seien im Mai 2016 vollständi­g eingereich­t worden. Der neue Horst sei erst im Herbst 2016 entdeckt worden. Doch laut Stark sei nicht klar, ob dieser Horst von einem der besonders geschützte­n Rotmilane oder einem anderen Raubvogel errichtet wurde. „Es kann vorkommen, dass innerhalb eines Jahres Horste abgehen oder neu entstehen, was während eines Genehmigun­gsverfahre­ns von mindestens vier bis zehn Monaten durchaus möglich ist“, betont Stark. Die im Rahmen des Genehmigun­gsverfahre­ns durchgefüh­rten avifaunist­ischen Untersuchu­ngen hätten jedenfalls in dem fraglichen Bereich keine Flugbewegu­ngen von Milanen ergeben.

Bemerkensw­ert ist, dass dieses zusätzlich­e Gutachten keine simple Verzögerun­g von einem halben Jahr bedeutet, sondern einen weiterreic­henden Hintergrun­d hat. Die Bundesregi­erung hat mit Beginn dieses Jahres die Förderung für Windparks auf neue Grundlagen gestellt. Künftig sollen solche Projekte entspreche­nd ihrer Rentabilit­ät gefördert werden oder auch gar keine Förderung mehr erhalten. Alle Windparks, die bis zum 31. Dezember 2016 eine Genehmigun­g erhalten haben, werden noch nach den alten Regeln gefördert. Das wäre auch mit dem Bauantrag der EnBW durchaus möglich gewesen. Doch dieser eine Horst versetzt nun die EnBW und ihre Partner in eine völlig neue Situation. Sie können nicht mit einem festen Fördersatz rechnen.

Für den Förderantr­ag ist eine Baugenehmi­gung nötig

„Mit einer nach dem 31. Dezember 2016 erteilten Genehmigun­g müssen sich die Partner nach dem neuen EEG in einer Ausschreib­ung mit einem Preis pro kWh durchsetze­n. Erhalten die Konsortial­partner hier einen Zuschlag, können sie das Projekt umsetzen“, erläutert Pressespre­cher Stark. Für die Teilnahme an dieser Ausschreib­ung sei aber zwingend eine Genehmigun­g für den Windpark erforderli­ch. „Von daher ist es nach wie vor das Ziel, die Genehmigun­g zu erhalten“, so Stark.

Der Gammerting­er Bürgermeis­ter Holger Jerg befürworte­t diese Vorgehensw­eise, doch ob der Windpark letzten Endes gebaut wird, ist für ihn noch offen. „Wir müssen die Genehmigun­g des Landratsam­tes abwarten und dann sehen, wie hoch die Förderung sein wird“, so Jerg. Erst danach könne berechnet werden, ob die Wirtschaft­lichkeit gegeben sei. Gebaut werde nur, wenn sich das Projekt lohne.

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ARCHIVFOTO: STÖSSER Edi Bihner hat diese Tafel auf seinem Grundstück aufgebaut. Der Kettenacke­r Verein für Mensch und Natur will damit verdeutlic­hen, wie hoch die Anlagen das Dorf überragen werden.

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