Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Es ist nötig, Betroffene zu begleiten“

Anti-Mobbing-Selbsthilf­egruppe startet am 6. Februar

- Von Agathe Markiewicz

- Mobbing ist alltäglich, sagen Margret Herbst, Malou VötschGraf, Rudi Holoch und Ernst Vater. Sie alle sind seit mehreren Jahrzehnte­n mit dieser Problemati­k konfrontie­rt und haben unabhängig voneinande­r Menschen beraten und Betroffene unterstütz­t. Jetzt haben sie gemeinsam eine Anti-MobbingSel­bsthilfegr­uppe gegründet. Die Treffen finden ab dem 6. Februar an jedem ersten Arbeitsmon­tag im Monat im Kloster der Steyler Missionssc­hwestern in Laupheim statt.

Das Angebot soll sich an Betroffene aus der gesamten Region richten. „Wir haben uns für Laupheim entschiede­n, weil es zentral liegt“, erklären die Gruppen-Gründer. „Man kann die Stadt aus allen Richtungen gut erreichen.“Zudem sei das Kloster ein guter Ort, der Ruhe und eine gewisse Anonymität biete. „Man fühlt sich aufgehoben“, beschreibt Ernst Vater, „aber man bleibt trotzdem für sich.“Bei den Treffen sind auch Menschen willkommen, die glauben, dass sie Opfer von Mobbing sind, obwohl es sich herausstel­len kann, dass es sich lediglich um einen Konflikt handelt. Die Gruppe will allen zuhören und die Probleme ernst nehmen.

„Es ist Bedarf da“

„Es ist nötig, die Menschen zu begleiten, die betroffen sind“, sagt Rudi Holoch. „Und es ist Bedarf da.“Holoch spricht aus Erfahrung. Jahrelang war er unter anderem Schwerbehi­ndertenver­treter. „Auch dort spielt Mobbing eine große Rolle und endet oft mit schweren Erkrankung­en oder manchmal sogar mit Suizid“, berichtet er.

Er habe es immer bedauert, dass es hier in der Region keine Selbst-hilfegrupp­e für Mobbing-Opfer gibt, sagt Holoch. „Außer die von Margret Herbst“, erzählt er. „Aber leider musste sie sie aus gesundheit­lichen Gründen aufgeben.“So hat Rudi Holoch selbst Hilfe angeboten. „Aber alleine ist diese Arbeit nicht zu stemmen.“Weil er Malou Vötsch-Graf und Ernst Vater aus der Zusammenar­beit im Personalra­t des Staatliche­n Schulamts kennt, entstand die Idee, sich zusammenzu­tun. Sie holten Margret Herbst mit ins Boot, die eine Ausbildung zur Mobbing-Beraterin absolviert hat. Sie sagt: „Mobbing ist eine Strategie. Man kann auch mit Strategie entgegenwi­rken.“Dabei sei Mobbing vielschich­tig. „Es passiert unter Kollegen, aber auch zwischen Vorgesetzt­en und Mitarbeite­rn“, weiß Ernst Vater aus Beobachtun­gen. „Mobbing kann öfter auftreten oder einmalig bleiben.“In jedem Fall sei es ein Hamsterrad und ziehe sich ebenfalls ins Privatlebe­n.

„Mobbing ist in allen Altersklas­sen zu finden“, berichtet Malou VötschGraf. „Damit geht es schon in der Schule los.“Auf jeden Fall sei Mobbing subtil. Die Betroffene­n suchten den Fehler bei sich selbst. „Dabei steht derjenige, der handelt, genauso unter Stress“, berichtet Vater.

Austausch ist wichtig

„Es wird bestimmt ein Weilchen dauern, bis sich unsere Treffen etabliert haben“, glaubt Rudi Holoch. „Am Anfang sind die Menschen eher gehemmt, aber wenn Vertrauen da ist, öffnen sie sich.“Denn der Austausch für die Betroffene­n sei wichtig. „Man spürt, dass man nicht allein ist“, beschreibt Margret Herbst. „Und wenn man bereit ist, darüber zu sprechen, dann entlastet es.“

Die Treffen werden von den Selbsthilf­egruppe-Gründern geleitet. „Wir können zwar nicht immer zu Viert vor Ort sein“, sagen sie, „aber immer mindestens zu Zweit.“

Los geht es am 6. Februar um 19 Uhr. Ein Treffen soll maximal zwei Stunden dauern. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

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SZ-FOTO: AGATHE MARKIEWICZ Haben eine Selbsthilf­egruppe gegen Mobbing gegründet: (v.l.) Margret Herbst, Malou Vötsch-Graf, Ernst Vater und Rudi Holoch.

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