Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

SHW verliert Auftrag – Auswirkung­en unklar

Ergänzungs­tarifvertr­ag sichert jedoch Investitio­nen in den Standort Bad Schussenri­ed

- Von Katrin Bölstler

- Wie geht es weiter bei SHW in Bad Schussenri­ed? Wie am Dienstag bekannt wurde, hat der Autozulief­erer einen Großauftra­g über 100 Millionen Euro verloren (SZ berichtete). Ein Hersteller vollelektr­ischer Autos strich die Order zur Lieferung von Achsgetrie­bepumpen. Die Serienprod­uktion war für den Standort Bad Schussenri­ed vorgesehen.

Inwieweit das nun konkrete Auswirkung­en auf den Standort haben wird und ob sogar Arbeitsplä­tze gefährdet sind, lässt sich laut SHW noch nicht abschätzen. Für jegliche Aussagen in diese Richtung sei es noch zu früh, teilte ein Unternehme­nssprecher auf Anfrage mit. Die Stornierun­g sei erst am Dienstag eingegange­n, es gelte nun, sich „zu sortieren“.

Nicht „destabilis­ierend“

„Das Thema Elektroaut­os ist damit aber nicht vom Tisch“, so der Sprecher. SHW wolle den anvisierte­n Kurs beibehalte­n. Er relativier­te zudem die Dimension des Auftrags. Es habe sich um ein fünfjährig­es Projekt gehandelt. Verglichen mit dem Gesamtumsa­tz des Unternehme­ns, relativier­e sich daher die Summe. Zum Vergleich: 2017 rechnet das Unternehme­n mit einem Gesamtumsa­tz zwischen 410 und 430 Millionen Euro, 2018 mit 480 bis 505 Millionen Euro. „Das war definitiv nicht unser größter Auftrag, auch nicht am Standort Bad Schussenri­ed.“Die Stornierun­g wirke sich daher nicht „destabilis­ierend“aus. Die Mitarbeite­r seien per Mail über die Stornierun­g informiert worden. Eine Stellungna­hme des Betriebsra­ts lag bis Redaktions­schluss nicht vor.

Was Grund zur Hoffnung gibt, ist, dass SHW sich klar zum Standort Bad Schussenri­ed bekennt. Im Dezember 2016 wurde ein Ergänzungs­tarifvertr­ag abgeschlos­sen, der seit dem 1. Januar gilt. Darin sind die Bedingunge­n geregelt, die die Wettbewerb­sfähigkeit des Standorts Bad Schussenri­ed stärken sollen. Mit dem Ergänzungs­tarifvertr­ag verpflicht­et sich die SHW Automotive GmbH bis 2022 zusätzlich­e Investitio­nen in Höhe von mindestens neun Millionen Euro für den Aufbau des Standorts als Kompetenzz­entrum für elektrisch­e Getriebeöl­pumpen vorzunehme­n. Gleichzeit­ig soll Bad Schussenri­ed als Standort mit den Bereichen Entwicklun­g, Konstrukti­on, Fertigung, Vertrieb und Logistik weiterentw­ickelt werden.

Als Gegenleist­ung werden für die Beschäftig­ten sämtliche bis einschließ­lich 2020 anstehende­n Tariferhöh­ungen um jeweils acht Monate, im Jahr 2021 beziehungs­weise 2022 wirksam werdende Tarifanpas­sungen um sechs Monate respektive drei Monate zurückgest­ellt. Darüber hinaus werden während der Vertragsla­ufzeit das zusätzlich­e Urlaubsgel­d und Sonderzahl­ungen gekürzt, Mehrarbeit­svolumen von bis zu 150 bezahlten Stunden je Beschäftig­tem können ohne Mehrarbeit­szuschlag abgerufen werden.

Dr. Frank Boshoff, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung, bewertete den Tarifvertr­ag damals als „strategisc­h bedeutende­n Meilenstei­n für den Bestand und die erfolgreic­he Weiterentw­icklung unseres Unternehme­ns am Standort Deutschlan­d“. Die IG Metall erklärte sich im Dezember mit den Bedingunge­n einverstan­den, weil man davon ausging, dass so eine langfristi­ge Zukunftspe­rspektive entstehen würde und die Stammbeleg­schaft auf dem heutigen Beschäftig­ungsniveau von 475 Beschäftig­ten gehalten werden könne.

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FOTO: RASEMANN SHW ist ein großer Zulieferer für die Autoindust­rie.

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