Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
SHW verliert Auftrag – Auswirkungen unklar
Ergänzungstarifvertrag sichert jedoch Investitionen in den Standort Bad Schussenried
- Wie geht es weiter bei SHW in Bad Schussenried? Wie am Dienstag bekannt wurde, hat der Autozulieferer einen Großauftrag über 100 Millionen Euro verloren (SZ berichtete). Ein Hersteller vollelektrischer Autos strich die Order zur Lieferung von Achsgetriebepumpen. Die Serienproduktion war für den Standort Bad Schussenried vorgesehen.
Inwieweit das nun konkrete Auswirkungen auf den Standort haben wird und ob sogar Arbeitsplätze gefährdet sind, lässt sich laut SHW noch nicht abschätzen. Für jegliche Aussagen in diese Richtung sei es noch zu früh, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Die Stornierung sei erst am Dienstag eingegangen, es gelte nun, sich „zu sortieren“.
Nicht „destabilisierend“
„Das Thema Elektroautos ist damit aber nicht vom Tisch“, so der Sprecher. SHW wolle den anvisierten Kurs beibehalten. Er relativierte zudem die Dimension des Auftrags. Es habe sich um ein fünfjähriges Projekt gehandelt. Verglichen mit dem Gesamtumsatz des Unternehmens, relativiere sich daher die Summe. Zum Vergleich: 2017 rechnet das Unternehmen mit einem Gesamtumsatz zwischen 410 und 430 Millionen Euro, 2018 mit 480 bis 505 Millionen Euro. „Das war definitiv nicht unser größter Auftrag, auch nicht am Standort Bad Schussenried.“Die Stornierung wirke sich daher nicht „destabilisierend“aus. Die Mitarbeiter seien per Mail über die Stornierung informiert worden. Eine Stellungnahme des Betriebsrats lag bis Redaktionsschluss nicht vor.
Was Grund zur Hoffnung gibt, ist, dass SHW sich klar zum Standort Bad Schussenried bekennt. Im Dezember 2016 wurde ein Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen, der seit dem 1. Januar gilt. Darin sind die Bedingungen geregelt, die die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bad Schussenried stärken sollen. Mit dem Ergänzungstarifvertrag verpflichtet sich die SHW Automotive GmbH bis 2022 zusätzliche Investitionen in Höhe von mindestens neun Millionen Euro für den Aufbau des Standorts als Kompetenzzentrum für elektrische Getriebeölpumpen vorzunehmen. Gleichzeitig soll Bad Schussenried als Standort mit den Bereichen Entwicklung, Konstruktion, Fertigung, Vertrieb und Logistik weiterentwickelt werden.
Als Gegenleistung werden für die Beschäftigten sämtliche bis einschließlich 2020 anstehenden Tariferhöhungen um jeweils acht Monate, im Jahr 2021 beziehungsweise 2022 wirksam werdende Tarifanpassungen um sechs Monate respektive drei Monate zurückgestellt. Darüber hinaus werden während der Vertragslaufzeit das zusätzliche Urlaubsgeld und Sonderzahlungen gekürzt, Mehrarbeitsvolumen von bis zu 150 bezahlten Stunden je Beschäftigtem können ohne Mehrarbeitszuschlag abgerufen werden.
Dr. Frank Boshoff, Vorsitzender der Geschäftsführung, bewertete den Tarifvertrag damals als „strategisch bedeutenden Meilenstein für den Bestand und die erfolgreiche Weiterentwicklung unseres Unternehmens am Standort Deutschland“. Die IG Metall erklärte sich im Dezember mit den Bedingungen einverstanden, weil man davon ausging, dass so eine langfristige Zukunftsperspektive entstehen würde und die Stammbelegschaft auf dem heutigen Beschäftigungsniveau von 475 Beschäftigten gehalten werden könne.