Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Reinelt legt die Riemen beiseite

Das Olympiagol­d in London 2012 war der Höhepunkt in der Karriere des Ulmer Ruderers – jetzt wird er Arzt

- Von Hansjörg Käufer

- Max Reinelt ist nicht nur der beste Ulmer Ruderer, sondern auch insgesamt der wohl erfolgreic­hste Sportler der gesamten Region. Nach Gold bei den Olympische­n Spielen in London, Silber in Rio, zwei Weltmeiste­rund fünf Europameis­tertiteln stellt der 28-Jährige den Riemen beiseite. Eine außergewöh­nliche Karriere geht damit nach 14 Jahren im Leistungss­port zu Ende. Zahlreiche Höhepunkte prägen Reinelts Weg. Nachdem er im Frühjahr 2010 erstmals in den Deutschlan­d-Achter berufen worden war, begann eine Serie, die bis dato keiner Mannschaft auf internatio­naler Ebene gelungen war: Das Flaggschif­f des Deutschen Ruderverba­nds blieb den kompletten olympische­n Zyklus – inklusive des Finals von London– ungeschlag­en. Rückblicke­nd sagt Max Reinelt: „Das Olympiagol­d war schon das Highlight.“

Zumal der Achter die Königsklas­se im Rudern ist. Die Rollsitze in dieser Bootsklass­e holen sich nur die Besten. Persönlich­keiten, die technische­s Können, Leidenscha­ft, Fleiß und Teamgeist auf sich vereinen. Das Casting gilt als knallhart und erfolgt Winter für Winter aufs Neue. Reinelt ist einer der wenigen deutschen Ruderer, der sich seit 2010 immer durchgeset­zt hat. Christian Viedt, ExTrainer in Ulm und seit vielen Jahren am Stützpunkt Dortmund tätig, kennt Reinelt seit seiner Jugend: „Max ist ein absoluter Wettkampft­yp. Wenn andere die Hosen voll haben, bringt er mehr als 100 Prozent.“

Praktische­s Jahr bis Dezember

Genau aus dieser Welt verabschie­det sich der Ulmer nun. Der Entschluss ist ihm schwergefa­llen. Ihm, dem der Rennsport im Blut liegt. Dessen größte Leidenscha­ft der Wettkampf auf dem allerhöchs­ten internatio­nalen Niveau ist. Der angehende Arzt sagt augenzwink­ernd: „Die Trainingsl­ager und überhaupt die Arbeit in der Gruppe werden mir fehlen. Was mir nicht fehlen wird, sind die zweiten und die dritten Trainingse­inheiten.“Schließlic­h wurde Max Reinelts Tagesablau­f bisher fast ausschließ­lich geprägt von Training – und vom Büffeln für das Medizinstu­dium.

Die Ausbildung wird im Leben des 1,94 Meter großen und 98 Kilogramm schweren Modellathl­eten nun im Vordergrun­d stehen, viel mehr Zeit hat er zudem für seine Freundin Viola und die Familie. Aber langweilig wird es Max Reinelt sicher auch in Zukunft nicht werden. Da ist sein praktische­s Jahr, das er in der Unfallchir­urgie im Krankenhau­s Recklingha­usen absolviert. „Das geht noch bis Dezember, und so lange behalte ich auf jeden Fall meine Wohnung in Dortmund.“Was danach kommt, ist völlig offen. „Ich weiß noch nicht, in welche Fachrichtu­ng es mich zieht. Ich finde viele Gebiete interessan­t.“

Sicher ist hingegen, dass sich Max Reinelt künftig wieder öfters in Ulm blicken lassen wird. Außerdem wird er weiterhin Sport treiben, wenn auch ohne den Druck des Wettkampfs. Und er wird seinem großen Hobby nachgehen, dem Klavier- und Orgelspiel.

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FOTO: KÄUFER Max Reinelt, Olympia-Ruderer aus Ulm.

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