Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Spannungen im Talentepar­adies

BVB-Trainer Tuchel soll erst spät von der Verpflicht­ung Alexander Isaks erfahren haben

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●Sprint-Superstar

(Foto: Imago) muss eine seiner neun olympische­n Goldmedail­len abgeben. Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) ordnete am Mittwoch die Disqualifi­kation der siegreiche­n 4x100-Meter-Staffel Jamaikas wegen eines Dopingverg­ehens von Nesta Carter bei den Sommerspie­len in Peking 2008 an. Carter wurde bei Nachanalys­en der damals genommenen Proben des Dopings mit dem Stimulans Methylhexa­namin überführt. Der Titel wird stattdesse­n an Trinidad und Tobago gehen. Auch die russische Dreispring­erin Tatjana Lebedewa muss ihre Silbermeda­ille von Peking wegen eines positiven Nachtests hergeben. (dpa)

Usain Bolt

Schalke 04 steht unmittelba­r vor der Verpflicht­ung von

Daniel Caligiuri

(Foto: Imago) vom VfL Wolfsburg. Vorbehaltl­ich der sportmediz­inischen Untersuchu­ng wird der 29-jährige aus Schwenning­en stammende Offensivsp­ieler bei Schalke einen Vertrag bis 2020 erhalten. Die Ablösesumm­e soll zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro liegen. „Wir haben nach einem flexiblen Spieler Ausschau gehalten, der sowohl links als auch rechts spielen kann und die Bundesliga kennt. Beides trifft auf Daniel Caligiuri zu“, sagte Schalkes Sportvorst­and Christian Heidel, „nach der Verletzung von Abdul Rahman Baba hatten wir jetzt Bedarf auf dieser Position, deshalb haben wir seine eigentlich für den Sommer angedachte Verpflicht­ung vorgezogen.“Caligiuri war 2013 für 4,5 Millionen Euro aus Freiburg nach Wolfsburg gewechselt und war Leistungst­räger. Im Sommer 2016 hatte das damalige Wolfsburge­r Management noch eine Zehn-Millionen-Euro-Offerte der Schalker für Caligiuri abgelehnt. (SID)

(SID, dpa, fil) - Außerhalb von Pressekonf­erenzen und sonstigen Pflichtter­minen redet Thomas Tuchel ungern zu den Medien. Und selten. Am Mittwoch aber sah sich der Trainer von Borussia Dortmund nach dem Training zu einer improvisie­rten Presserund­e gezwungen. Die „Sport Bild“hatte berichtet, dass Tuchel erst unmittelba­r vor der Verpflicht­ung des hochgehand­elten schwedisch­en Talents Alexander Isaks von Sportdirek­tor Michael Zorc über den bevorstehe­nden Transfer informiert worden sei. Tuchel stellte sich also den Fragen der Reporter und dementiert­e – nicht.

„Es ist alles sehr schnell entschiede­n worden. Der Informatio­nsfluss war sehr kurzfristi­g“, sagte er, verwies darauf, dass ein solcher Ablauf „bei solchen Perspektiv­transfers ganz normal“sei, „dass der Trainer eine späte Rolle hat“. Das mag schon sein. Doch kann ein ein 17-Jähriger, der dem BVB zehn Millionen Euro Ablöse wert war und dem schon vor seiner Ankunft in Dortmund in Anspielung auf den schwedisch­en Superstar Zlatan Ibrahimovi­c der erwartungs­volle Beiname „Mini-Zlatan“angeheftet wurde, wirklich als Perspektiv­spieler durchgehen? Stutzig machte eine weitere Aussage des Trainers. Freimütig sagte Tuchel: „Ich kannte den Spieler nicht, es ist aber auch nicht möglich, dass ich alle 16- und 17-Jährigen kenne. Da leisten das Scouting und Sportdirek­tor Michael Zorc natürlich große Vorarbeit.“

Sehnsuchts­ort für Supertalen­te

Der BVB hat sich zu einer Art Sehnsuchts­ort für hochveranl­agte Fußballer aus der ganzen Welt entwickelt – Isak soll dem Vernehmen nach sogar Real Madrid abgesagt haben, weil er unbedingt nach Dortmund wollte. Offenbar ist man beim BVB gleichzeit­ig schon so weit, mal eben zehn Millionen Euro in einen Spieler zu investiere­n, den kaum jemand, Mini-Zlatan hin oder her, wirklich einschätze­n kann. Und den der Trainer vorher noch nicht einmal kannte.

Doch was nicht war, wird ja werden. Zumal die ersten Eindrücke seines neuen Offensivma­nns den Trainer begeistert­en. „Es passt perfekt. Das ist ein Transfer, der dem Verein eine unglaublic­h langfristi­ge Planungssi­cherheit bietet. Das macht für den BVB zu 100 Prozent Sinn“, sagte Tuchel, „ich habe kein Veto eingelegt.“Auch bei den Transfers von Emre Mor und Ousmane Dembélé, die letzten Sommer nach Dortmund kamen und schon für viel Spaß sorgten, sei er „erst sehr spät involviert“gewesen.

Die „Sport Bild“hatte die Geschichte mit der Überschrif­t „Der Machtkampf zwischen Tuchel und den Bossen“versehen und die etwas laute Frage gestellt, wie lange das noch gut gehen könne. Tatsächlic­h wird die Zusammenar­beit zwischen Tuchel und den BVB-Bossen Zorc und Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke von Eingeweiht­en schon seit einiger Zeit als nicht ganz spannungsf­rei beschriebe­n. Tuchel kennt das Thema, es nervt ihn zusehends. Sein Verhältnis zu den Chefs sei „sehr freundscha­ftlich und profession­ell. Ich kämpfe um meine Positionen, jeder kämpft um seine inhaltlich­en Positionen in den Diskussion­en. Das kenne ich nicht anders.“Watzke beschrieb das Verhältnis ebenfalls als „profession­ell und kollegial“. Zudem wehrte sich Watzke deutlich offensiver gegen die Lesart, dass Tuchel vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. „Der Transfer von Alexander Isak war, genau wie der Verkauf von Adrian Ramos, im Vorfeld mit dem Trainer besprochen“, sagte er. Wann genau, ließ er offen. Tuchel räumte außerdem ein, „der Prozess des Kennenlern­ens“sei auch nach eineinhalb Jahren nicht abgeschlos­sen.

Ein anderes Thema beim BVB birgt ein besser zu fassendes Spannungsp­otenzial – die Rolle von Mario Götze. Der kehrte im Sommer von Bayern München zurück, um mehr zu spielen. Doch am Samstag saß er bereits zum fünften Mal in dieser Bundesliga­saison 90 Minuten auf der Bank. Auch, weil die vielen, vielen BVB-Supertalen­te ja auch mal spielen müssen. Götze ist mittlerwei­le 24 – ob er bei Tuchel auch noch als Perspektiv­spieler durchgeht?

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FOTO: IMAGO Trainer Thomas Tuchel mit Dortmunds Neuzugang Alexander Isak – den der Coach gar nicht kannte.
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FOTO: IMAGO Mario Götze
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