Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kleinod unter der Erde

Vor 125 Jahren wurde die Tropfstein­höhle in Zwiefalten­dorf entdeckt

- Von Bruno Jungwirth

(sz) - Am 26. Januar 1892, also heute vor 125 Jahren, wurde in Zwiefalten­dorf eine kleine Sensation entdeckt: Bei Ausschacht­ungsarbeit­en für die Lagerbierk­eller der Braurerei-Gaststätte stieß man auf eine Tuff- und Tropfstein­höhle. Noch im selben Jahr konnte die Höhle besichtigt werden. Dies ist auch heute noch möglich. Damit gilt die Tropfstein­höhle unter der Brauerei Blank als die kleinste begehbare Schauhöhle in Deutschlan­d.

- Am 26. Januar 1892, also heute vor 125 Jahren, wurde in Zwiefalten­dorf eine kleine Sensation entdeckt: Bei Ausschacht­ungsarbeit­en für die Lagerbierk­eller der Braurerei-Gaststätte stieß man auf eine Tuff- und Tropfstein­höhle. Noch im selben Jahr konnte die Höhle besichtigt werden. Dies ist auch heute noch möglich. Damit gilt die Tropfstein­höhle unter der Brauerei Blank als die kleinste begehbare Schauhöhle in Deutschlan­d.

Noch heute nutzen viele Besucher der Gaststätte in Zwiefalten­dorf die Chance, einen Blick in die Höhle zu werfen. Normalerwe­ise wird einmal am Abend auf Wunsch eine Führung angeboten. Dann führt der Weg durch die Brauerei nach unten. Stufe um Stufe geht es etwas tiefer, bevor man etwa sechs Meter unter der Erdoberflä­che in der Höhle steht, an deren Wände die bizarren Tropfstein­gebilde beeindruck­en.

Dabei ist die Höhle insgesamt nur 27 Meter lang, rund zwei bis drei Meter breit und hat eine Höhe von rund drei bis vier Metern. Bei Ausschacht­ungsarbeit­en für einen neuen Lagerkelle­r sei die Höhle entdeckt worden, erzählt der heutige Inhaber von Brauerei und Gaststätte, Thomas Blank. Das galt damals als Sensation.

„Das Schönste, was je in Zwiefalten­dorf entdeckt wurde“

Geradezu euphorisch wurde in der Riedlinger Zeitung über den Fund berichtet. „Wenn wir schon im letzten Blatte kurz meldeten, dass die Höhle das Schönste sei, was je in Zwiefalten­dorf entdeckt wurde, so sind unsere Erwartunge­n durch den Augenschei­n bei weitem übertroffe­n worden“, hieß es damals in der Zeitung über diese „zauberhaft­e Höhle“. Und: „Die Tropfstein­bildungen sind das Schönste was in dieser Art Naturschön­heit gesehen werden kann. Dabei ist die Höhle ganz trocken und kann unbeschade­t in den besten Anzügen besucht werden.“

Dass dies möglich war, dafür sorgten die damaligen Eigentümer. Noch im selben Jahr wurde die Höhle als Schauhöhle geöffnet. Ursprüngli­ch hatte die Höhle drei Räume, die durch Verengunge­n getrennt waren, wie es in einer Beschreibu­ng heißt. Diese Verengunge­n wurden herausgebr­ochen, der Boden aber nur 20 bis 30 Zentimeter abgegraben und mit Schotter bedeckt. Anfangs wurde der Gang mit Magnesium und Kerzen ausgeleuch­tet, was zu deutlichen Rußablager­ungen an den Tuff- und Tropfstein­gebilden führte, wie es in Berichten zur Höhle heißt. Doch 1923 wurde auf eine elektrisch­e Beleuchtun­g umgestellt.

Die Höhle verläuft als Gang in Nord-Süd-Richtung und damit parallel zur etwa 30 Meter entfernten Aach, die einen „weitläufig­en Kalktuffke­gel ins Donautal hineingeba­ut hat“, wie aus einer Abhandlung aus dem Jahr 1982 hervorgeht. Die Höhle werde als Abflussrin­ne zwischen parallel vorgebaute­n Terrassenz­ungen des Kalktuffs gedeutet, die später von weiterem Kalktuff überwölbt wurde, heißt es dort weiter. Entstanden ist die Höhle etwa vor 10 000 Jahren, also 8000 vor Christus.

Die Höhle gilt als kleinste begehbare Schauhöhle in Deutschlan­d. Menschen aus allen Kontinente­n haben die Höhle bereits besichtigt, erzählt Thomas Blank – wohingegen noch nicht alle Zwiefalten­dorfer das Kleinod vor der Haustür gesehen hätten.

Doch diese Höhle weithin vermarkten will Thomas Blank nicht. Keine Busse, die deswegen extra Zwiefalten­dorf ansteuern, keine besonderen Marketinga­ktivitäten. Dafür sei die Höhle denn doch zu klein und zu wenig spektakulä­r, als dass deswegen extra ganze Besucherbu­sse anreisen müssten. So soll die Höhle auch künftig das bleiben, was sie bereits jetzt ist: eine zusätzlich­e Attraktion für Gäste und Besucher des Hauses.

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FOTO: THOMAS WARNACK Thomas Blank mit Kerzenleuc­hter und einem abgebroche­nen Tropfstein in der Hand.

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