Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auftakt zu „Unser Dorf hat Zukunft“
Auftakt für „Unser Dorf hat Zukunft“- Wettbewerb unterstützt Konzepte des Wandels
Wettbewerb soll helfen, das Leben auf dem Land attraktiver zu machen.
- Der ländliche Raum und die Dörfer haben es derzeit nicht leicht: Der Trend vor allem von jungen Menschen geht zum Leben in der Stadt. Auf dem Dorf wird die Bevölkerung älter, die Einkaufsmöglichkeiten knapper, die ärztliche Versorgung schwieriger. Wie man diesen Herausforderungen begegnen und neue Impulse für das Dorfleben setzen kann, darüber informierten sich rund 80 Teilnehmer bei einer Auftaktveranstaltung zum Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, mit dem eine Initialzündung in den einzelnen Gemeinden ausgelöst werden soll.
Es begann einst als Blumenschmuckwettbewerb, dann trug die Aktion den Namen „Unser Dorf soll schöner werden“und inzwischen heißt es „Dort mit Zukunft“. Damit werde die Neuausrichtung des Wettbewerbs und das Grundanliegen deutlicher, betonte auch Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch in ihren einführenden Worten. Es gehe nicht nur um „Petunien, Begonien oder Geranien“, sondern darum die Potentiale eines Orts und einer Raumschaft zu entdecken und zu fördern. Dazu will der Wettbewerb beitragen.
Dabei ist die Situation im ländlichen Raum noch vergleichsweise gut, so Gurr-Hirsch. Baden-Württemberg gilt als das Bundesland, das über die Fläche am gleichmäßigsten entwickelt ist. Auch weil Menschen auf dem Land mit einem kleinen Unternehmen angefangen haben und größer geworden sind – und auf dem Land blieben. Weil die Menschen sich in hohem Maße ehrenamtlich einbringen. Aber auch weil die Politik entsprechende Wegmarken gesetzt habe. Infrastruktur, aber auch Bildungseinrichtungen in der Fläche seien wichtig, und könnten dazu beitragen, junge Menschen und Familien auf dem Lande zu halten. „Wir müssen junge Paare ermuntern, dass sie die Zukunft ihrer Familie auf dem Dorf sehen“, dass es besser sei, dort ihre Kinder groß zu ziehen, so GurrHirsch – und nannte die Stichworte Gemeinschaft, intakte Natur und bürgerschaftliches Engagement.
Derzeit „füttern wir die Großstädte mit der Intelligenz und dem Fleiß der Menschen des ländlichen Raums“, sagte sie etwas pointiert. Aber damit sie auf dem Land bleiben können, bedarf es auch der Arbeitsplätze in der Raumschaft und einer passenden Infrastruktur vor Ort. Doch daran hapert es. Gaststätten schließen, im Dorfkern gibt es Leerstände, Kindergärten oder Schulen droht die Schließung.
Dass die Situation vor Ort verbessert wird, durch Ideen und Engagement der Menschen vor Ort, dazu will „Dorf mit Zukunft“beitragen. Der Wettbewerb will die wirtschaftliche Entwicklung voranbringen, natürliche Ressourcen schützen, das Wir-Gefühl und die Zusammenarbeit stärken sowie Bürger für ihr Engagement belohnen, betonte Stephan Eckardt vom Regierungspräsidium Tübingen. Dies soll durch Einbezug der Bürger geschehen, die Ideen und Vorschläge machen und umsetzen sollen. Die Konzeption jedes Dorfs oder der Gemeinde wird einer Jury in einer zwei- bis dreistündigen Präsentation vorgestellt. Die Jury bewertet diese Präsentation nach vier Kriterien: Soziale und kulturelle Aktivitäten, Entwicklungskonzept und wirtschaftliche Initiativen, nach Baugestaltung und Siedlungsentwicklung sowie Grüngestaltung und das Dorf in der Landschaft. Dabei gibt es Bezirks-, Landes- und Bundesausscheidungen.
Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft betonte in seiner Begrüßung der Gäste, die bis vom Allgäu und der Alb gekommen waren, je besser es dem ländlichen Raum gehe, desto besser auch für die Städte – denn vom Lande kommen die Personalressourcen für die Ballungsräume.
Im weiteren Verlauf der Tagung wurden die Besucher zudem in Fachvorträgen über das Förderprogramm des ländlichen Raums, über Bürgerbeiteiligung als Motor neuer Ideen, über Freiraumgestaltung und über Dorfentwicklungskonzepte und Tourismus informiert.