Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Peña Nieto sagt Treffen mit Trump ab

Diplomatis­che Krise zwischen den USA und Mexiko

- Von Klaus Ehringfeld und dpa

- Die Beziehunge­n zwischen den USA und Mexiko sind schon eine Woche nach dem Amtsantrit­t von Donald Trump auf einem Tiefpunkt angelangt. Offener Konflikt ersetzt Kooperatio­n. Präsident Enrique Peña Nieto sagte am Donnerstag­vormittag sein für Dienstag geplantes Treffen mit dem neuen USPräsiden­ten in Washington ab.

Dieses Mal wählte der Staatschef nicht die Ansprache an die Bevölkerun­g per Fernsehen, es reichte eine kurze Mitteilung über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter. „Heute Morgen haben wir das Weiße Haus davon informiert, dass ich nicht zu dem Arbeitsbes­uch am kommenden Dienstag reisen werde.“Die Entscheidu­ng, die eine tiefe diplomatis­che Krise zwischen den beiden Staaten einläutet, ist eine Zäsur im Verhältnis der Nachbarn.

Die Entscheidu­ng hatte sich abgezeichn­et, nachdem Trump am Mittwoch nicht nur das Dekret zum Mauerbau unterzeich­net, sondern auch vollmundig erklärt hatte, Mexiko werde für die Mauer bezahlen. Daraufhin war der Druck in der Heimat auf den mexikanisc­hen Präsidente­n stark gestiegen, das Treffen abzusagen. Zumal der Affront besonders groß war aus mexikanisc­her Sicht. Denn während Trump das Dekret firmierte, befanden sich gerade die Minister für Äußeres und Wirtschaft, Luis Videgaray und Ildefonso Guajarado, zu Gesprächen mit Trumps Beratern quasi im Büro nebenan. Das war die eine Demütigung zu viel.

Am späten Donnerstag­abend wurde dann noch bekannt, dass Trump die Grenzmauer mit einer Steuer über 20 Prozent auf alle mexikanisc­hen Importe finanziere­n will.

Die Entscheidu­ng stellt nun alle Abkommen infrage, die Mexiko in den Bereichen Handel, Grenzsiche­rheit, Migration und Drogenbekä­mpfung abgeschlos­sen hat. Insbesonde­re die Zukunft der Nordamerik­anischen Freihandel­szone Nafta ist düster. Genau über dieses Abkommen, das die Basis für Mexikos Wirtschaft ist, wollten Trump und Peña Nieto am 31. Januar eigentlich sprechen.

Topmanager zurückgetr­eten

Indes ist noch vor Antritt des designiert­en US-Außenminis­ters Rex Tillerson das Topmanagem­ent des Ministeriu­ms laut einem Bericht der „Washington Post“zurückgetr­eten. Offizielle Gründe wurden am Donnerstag nicht mitgeteilt. Die Übergangsp­hase im sehr wichtigen Außenminis­terium gilt als besonders schwierig. Der scheidende Minister John Kerry und andere beklagten öffentlich Desinteres­se und ausbleiben­de Kontaktauf­nahme von USPräsiden­t Trump. Der Abgang der vier Manager wurde als größter Verlust institutio­nellen Wissens im State Department seit Jahrzehnte­n beschriebe­n. Unter anderem waren sie zuständig für die Besetzung Tausender Positionen in der Welt, die USAußenpol­itik vor Ort konkret umsetzen.

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FOTO: DPA Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto reist nicht in die Vereinigte­n Staaten.

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