Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sechs Jahre Haft für IS-Anhängerin Safia
Oberlandesgericht sieht versuchten Mord als erwiesen an
(epd) - Die 16-jährige IS-Sympathisantin Safia S. ist am Donnerstag vom Oberlandesgericht Celle zu sechs Jahren Haft nach dem Jugendstrafrecht verurteilt worden.
Nach dem Messerangriff auf einen Bundespolizisten vor einem Jahr im Hauptbahnhof von Hannover befand das Gericht die Deutsch-Marokkanerin des versuchten Mordes sowie gefährlicher Körperverletzung für schuldig, wie eine Sprecherin am Donnerstag mitteilte (Az: 4 StE1/16). Außerdem wird ihr die Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung zur Last gelegt. Erstmals in Deutschland wurde damit ein minderjähriges Mädchen schuldig gesprochen, das versucht haben soll, im Namen und Auftrag des IS einen Menschen zu ermorden. Der als Mitwisser angeklagte Mohamad Hasan K. (20) wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.
Die Richter folgten mit dem Strafmaß für Safia S. der Bundesanwaltschaft und der Nebenklage, die den damals schwer verletzten Polizisten vertritt. Richter Frank Rosenow bezog sich unter anderem auf ChatProtokolle auf dem Mobiltelefon der Angeklagten. Diese belegten, dass die zur Tatzeit 15-Jährige versucht habe, den Polizisten zu töten und damit die Terrormiliz „Islamischer Staat“zu unterstützen.
Die Verteidiger des Mädchens hatten für eine milde Strafe lediglich wegen gefährlicher Körperverletzung plädiert. Der Anwalt von Safia S., Mutlu Günal, kündigte an, er wolle Revision vor dem Bundesgerichtshof einlegen. Das Urteil ist damit noch nicht rechtskräftig.
Safia S. hatte am 26. Februar 2016 dem damals 34-jährigen Bundespolizisten, der im Bahnhof in Schutzweste Streife lief, ein Messer in den Hals gerammt. Sie wurde von einem Kollegen des schwer verletzten Beamten überwältigt.
Entscheidend für das Strafmaß sei auch der Erziehungsgedanke, sagte Bundesanwalt Simon Henrichs. „Sechs Jahre sind meines Erachtens notwendig, um auf sie einzuwirken.“Henrichs geht davon aus, dass Safia S. eine „Märtyrertat“geplant habe
Der Bundesanwaltschaft zufolge wurde Safia S. schon früh von ihrer marokkanischen Mutter und ihrem deutschen zum Islam konvertierten Vater in einem islamistischen Sinn erzogen. Bereits mit sieben Jahren trat sie gemeinsam mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel in Videos auf. Im Januar 2016 sei sie nach Istanbul gereist und habe Kontakt mit dem IS aufgenommen.