Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Heiße Spur im Mordfall Endingen
Im österreichischen Kufstein ist vor drei Jahren eine verdächtig ähnliche Tat begangen worden
(dpa) - Rund 2000 Hinweisen sind die Ermittler nachgegangen, seit vor knapp drei Monaten eine junge Frau ermordet wurde. Doch keiner von ihnen führte zum Erfolg. Erst Spezialisten im Labor haben nun eine entscheidende Spur gefunden. Sie führt nach Österreich – zu einem Mehrfachtäter. Der Unbekannte, der die Joggerin in Endingen ermordete, hat offenbar bereits vor drei Jahren in Tirol eine ähnliche Tat begangen. Der Mann wird nun mittels eines Phantombilds gesucht.
„Das Ergebnis lässt keinen vernünftigen Zweifel zu, dass es sich nicht um dieselbe Person handelt“, sagte Hansjörg Mayr, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, als er am Donnerstag vor die Presse trat. In einem kleinen Waldstück in den Weinbergen des 9000 Einwohner zählenden Ortes unweit von Freiburg wurde Anfang November die Leiche einer 27-Jährigen gefunden. Die junge Frau war vergewaltigt und ermordet worden. Sie war vor der Tat alleine zum Joggen aufgebrochen. Kleine Teile von Körperspuren reichten, um im Labor nun eine Verbindung herzustellen. Das Ergebnis: Die Spuren sind identisch mit jenen, die nach einem ähnlichen Mord 2014 in Kufstein gefunden worden waren.
„Die Parallelen sind eindeutig“, sagt Polizeisprecher Walter Roth in Freiburg. Der Unbekannte, den die Ermittler nun im Visier haben, hat demnach in Kufstein im Januar 2014 eine 20 Jahre alte französische Austauschstudentin aus Lyon angegriffen und mit einer Eisenstange erschlagen. Die 20-Jährige war alleine unterwegs und wurde, wie die 27Jährige in Endingen, Opfer eines Sexualverbrechens. Auch in Endingen war vermutlich eine Eisenstange die Tatwaffe. Beide Morde seien durch große Brutalität gekennzeichnet.
Deutsche und österreichische Behörden arbeiten nun eng zusammen. „Es handelt sich zweifelsohne um einen sehr gefährlichen Täter mit einer schweren psychischen Störung“, sagte Walter Pupp, der Leiter des Landeskriminalamtes in Innsbruck.
Dass selbst kleinste DNA-Spuren auch Wochen nach einem Verbrechen zum Erfolg führen, hatte zuletzt ein Fall in Freiburg gezeigt. Dort war Mitte Oktober 2016 eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und getötet worden. Unweit des Tatorts fand sich Wochen nach der Tat ein winziges markantes Haar. Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft – mit den Fällen in Kufstein und Endingen hat er nichts zu tun.