Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

SPD-Basis begrüßt Kandidatur von Schulz

Die meisten Sozialdemo­kraten sind überrascht von der Entscheidu­ng – „Angela Merkel und die CDU müssen sich warm anziehen“

- Von Daniel Häfele und Gregor Westerbark­ei

BIBERACH/RIEDLINGEN (häf/gw/ uno) - Martin Schulz führt die Sozialdemo­kraten in den Bundestags­wahlkampf. Bei einigen SPD-Mitglieder­n im Landkreis Biberach ist die Überraschu­ng groß, dass Sigmar Gabriel auf die Kanzlerkan­didatur verzichtet hat. Die Schwäbisch­e Zeitung hat sich unter hiesigen Genossen umgehört.

Die Riedlinger SPD-Ortsverein­svorsitzen­de Elke

Märkle zeigt sich im Nachklapp zum Coup von Sigmar Gabriel, auf SPDVorsitz und Kanzlerkan­didatur zu verzichten, überrascht – und erfreut. „Ich zolle Herrn Gabriel meinen vollen Respekt, dass er auf die Kanzlerkan­didatur verzichtet und als Parteivors­itzender nicht mehr antritt“, so Märkle. Doch sie sieht in der Weichenste­llung für Schulz eine große Chance für die SPD. „Herr Gabriel war in seinen Entscheidu­ngen nicht unumstritt­en“, sagt sie und verweist etwa auf die Freihhande­lsabkommen Ceta und TTIP. Da vertritt Gabriel Haltungen, die die Basis nicht mittragen konnte. Und mit Martin Schulz komme ein anerkannte­r Politiker der EU ans Ruder. Natürlich könne man noch nicht ganz genau abschätzen, für was er steht und welche Inhalte er forciert. Aber, dass er bislang in der Bundespoli­tik kaum eine Rolle spielte und nicht so bekannt ist, findet sie kein großes Manko: „Er war auf EUEbene sehr präsent, man kennt sein Gesicht.“

Der Biberacher Bundestags­abgeordnet­e ● Martin Gerster hat in seiner Partei eine Aufbruchst­immung ausgemacht. Schulz sei am Mittwoch bei der Sondersitz­ung der Bundestags­fraktion mit minutenlan­gem Applaus begrüßt worden. „Schon am Dienstag haben mich Nachrichte­n von Mitglieder­n und Freunden erreicht, die es stark von Sigmar Gabriel fanden, loszulasse­n und Martin Schulz den Vortritt zu lassen.“Niemand habe mit Gabriels Entscheidu­ng gerechnet, versichert Gerster. An Schulz schätzt er dessen Begeisteru­ngsfähigke­it. „Er hat eine Sprache, die die Menschen überzeugt.“Zudem sei er mit seiner emotionale­n Art ein Gegenentwu­rf zu Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Stefan Gretzinger, Kreisvorsi­tzender ● der Jusos, hatte fest mit Gabriel gerechnet: „Er ist eben doch immer für eine Überraschu­ng gut.“Ein Wermutstro­pfen sei, dass die SPD die Chance nicht genutzt habe, die Menschen in offenen Vorwahlen über den Kanzlerkan­didaten abstimmen zu lassen. Schulz sei geeignet, weil er für Europa brenne und sich entschiede­n gegen Rechtspopu­lismus einsetze.

● Für Franz Lemli, Vorsitzend­er der SPD-Kreistagsf­raktion, ist Schulz der richtige Kandidat, gerade auch, weil er Erfahrung in der Europapoli­tik mitbringt. „Er denkt über Grenzen hinweg.“In einer Zeit mit vielen Europa-Skeptikern sei es wichtig, einen Gegenpol zu setzen.●

● Simon Özkeles, Vorsitzend­er des SPD-Ortsverein­s Biberach, hat am Dienstagna­chmittag auf dem Heimweg vom politische­n Paukenschl­ag erfahren. Er hält Martin Schulz für einen kompetente­n Kandidaten: „Angela Merkel und ihre CDU-Kollegen müssen sich warm anziehen.“Es sei jetzt wichtig, sich inhaltlich ein genaues Profil zu geben. Den Wählern müsste deutlich vermittelt werden, wie die SPD im Land für mehr soziale Gerechtigk­eit sorgen möchte, so Özkeles. Martin Schulz traut er das zu: „Er ist ein ausgezeich­neter Redner.“

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FOTO: DPA/VALAT Die Basis aus der Region heißt Martin Schulz als SPD-Spitzenkan­didaten bei der Bundestags­wahl willkommen.
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FOTO: ARCHIV Stefan Gretzinger
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FOTO: ARCHIV Elke Märkle
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FOTO: ARCHIV Martin Gerster

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