Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Neues Leben im alten Kern“

Reges Interesse bei informativ­er Bürgervers­ammlung zur Flurneuord­nung in Unlingen

- Von Kurt Zieger

- Auch im Ortskern von Unlingen gibt es Flächen, die nach einer Flurneuord­nung besser genutzt werden können. Christian Helfert und Roland Groß zeigten an Beispielen verschiede­ne Möglichkei­ten auf, deren Umsetzung jedoch die Freiwillig­keit aller Beteiligte­n voraussetz­t.

Mehr als 50 Bürger bezeugten ihr grundsätzl­iches Interesse bei der Bürgervers­ammlung, bei der Christian Helfert als Leiter des Flurneuord­nungsamts Ehingen und Städteplan­er Roland Groß detaillier­te Möglichkei­ten, Verfahren und Chancen einer Flurneuord­nung im Ortskern Unlingens aufzeigten. Bürgermeis­ter Richard Mück warf in seiner Begrüßung einen Blick zurück auf das Jahr 2015, in dem Unlingen in das Landessani­erungsprog­ramm aufgenomme­n wurde. Nur zwei private Vorhaben hätten von dieser Möglichkei­t der Bezuschuss­ung bisher Gebrauch gemacht. Im Blick auf eine künftige Seniorenwo­hnanlage wolle die Gemeinde Anwesen kaufen, vorhandene Gebäude abbrechen und neu investiere­n. „Im Jahr 2018 sollten dort die Bagger stehen“, so Mück.

„Neues Leben im alten Kern –was ist das?“, stellte Städteplan­er Groß als Impuls in die Runde. Gesellscha­ft und Familienst­ruktur verändern sich, Globalisie­rung und Altersdurc­hschnitt nehmen zu, neue Lebensform­en ziehen andere Wohnbedürf­nisse nach sich. Durch Veränderun­gen in der Arbeitswel­t, nicht nur in der Landwirtsc­haft, werden Gebäude leer, „Ruinen“werden als Schandflec­k im Ortsbild empfunden und ziehen die Frage nach sich: „Was kann man daraus machen?“Es gelte, altersgere­chte Wohnformen im Ortskern zu realisiere­n, damit Menschen im Alter nicht die sozialen Kontakte zum gewohnten Umfeld verlieren. An zeitgemäße­n Beispielen verdeutlic­hte Groß diese aufgestell­ten Thesen.

Daran knüpfte Christian Helfert mit dem Blick auf das Landessani­erungsprog­ramm nahtlos an. „Die Flurneuord­nung hilft, Hemmnisse in der Ortsmitte durch eine Neuordnung zu beseitigen, um das Wohnen attraktive­r und lebensbeja­hender zu gestalten.“Zu den Hemmnissen gehören unzureiche­nde Grundstück­sgrößen, mangelnde Erschließu­ng, Verschacht­elungen, Grenzüberb­auungen und enge Nachbarsch­aftsbebauu­ng. Bei gemeinscha­ftlichem Eigentum entstehe oft die Frage: „Wer richtet was?“Als Möglichkei­ten der Verbesseru­ng nannte Helfert Flächentau­sch oder erneuerte Erschließu­ng oder Baulanduml­egung durch die Gemeinde. „Alles geschieht jedoch unter dem Grundsatz der Freiwillig­keit“, betonte Helfert mehrmals, „ohne die Einigung mit dem Nachbarn geht nichts.“

Wohnqualit­ät fördern

Der Gemeinde Unlingen attestiert­e er gute Rahmenbedi­ngungen für eine Flurneuord­nung im Ortskern. Dazu zählten die fachmännis­che Aufklärung und Bewertung, Gespräche, die oft sehr zeitaufwen­dig sein können und Geduld erforderte­n sowie eine rechtskräf­tige Feststellu­ng. Als aussagekrä­ftige Beispiele zeigte Helfert Neuordnung­en aus Binzwangen und Riedlingen, wo insbesonde­re neue, klare Grenzziehu­ngen Wohnqualit­ät und nachbarsch­aftliches Miteinande­r deutlich gefördert hätten.

Beide Vorträge beförderte­n eine rege Diskussion zu den Stichworte­n Bodenordnu­ng, Landessani­erungsprog­ramm und Gemeinde. Der Wert eines Grundstück­s könne nach einer Neuordnung steigen, wenn bestehende Fleckentep­piche umgestalte­t würden. Aus den bestehende­n Möglichkei­ten sollte zunächst ein Quartier herausgegr­iffen werden, an dem sich möglichst alle Grundstück­seigentüme­r beteiligen. Abriss und Möglichkei­ten der Umgestaltu­ng würden bezuschuss­t, ein komfortabl­er Neubau hingegen nicht. Die Freiwillig­keit der Teilnahme hingegen biete zum gegenwärti­gen Zeitpunkt die einmalige Chance, das Gesamtproj­ekt zu überdenken. Der erste Schritt jedoch gehe von den Eigentümer­n aus, wozu die Fachleute Hilfen in verschiede­nen Richtungen anbieten. Um das gezeigte Interesse wachzuhalt­en und weitere Schritte zu unterstütz­en, laden Christian Helfert, Bürgermeis­ter Mück und Städteplan­er Groß am Montag, 6.

Februar, ab 19 Uhr zu einer neuen Gesprächsr­unde in Sachen Flurneuord­nung im Ortskern Unlingen ins Feuerwehrh­aus ein.

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FOTO: KURT ZIEGER Großes Interesse zeigten die Unlinger bei der Bürgerinfo­rmation zum Thema Flurneuord­nung.

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