Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Biberach hat eine angenehme Ausstrahlu­ng“

Der frühere SWR-Talkmaster Wieland Backes spielt am 8. Februar Theater in der Stadthalle

- Karten tickets.schwaebisc­he.de

- Wieland Backes, bekannt als langjährig­er Moderator der SWR-Talkshow „Nachtcafé“, gastiert am Mittwoch 8. Februar, mit der Württember­gischen Landesbühn­e Esslingen (WLB) in der Biberacher Stadthalle. In der schwäbisch­en Komödie „Der Sheriff von Linsenbach“ist er in einer Nebenrolle zu erleben. SZ-Redakteur Gerd Mägerle hat mit dem 70-Jährigen darüber gesprochen, wie es zu dieser späten Theaterkar­riere kam.

Herr Backes, die Menschen kennen Sie als Talkshow-Moderator aus dem Fernsehen. Was hat Sie jetzt – quasi im Ruhestand – dazu bewogen, auf die Theaterbüh­ne zu gehen?

(lacht) Die Schauspiel­erei ist eine Verrückthe­it, die ich mir im Alter einfach gönne. Tatsächlic­h ist das Ganze aus einer Weinlaune heraus entstanden. Ich saß mit Friedrich Schirmer, dem Intendante­n der WLB zusammen, und sagte irgendwann: „Ich könnte doch bei Ihnen mal Theater spielen.“Er schickte mir daraufhin den Text des „Sheriffs von Linsenbach“zu. Zunächst war ich etwas erschrocke­n, weil es ein Mundartstü­ck ist. Aber obwohl ich kein gebürtiger Schwabe bin, spreche ich perfekt schwäbisch. In dem Dorf bei Backnang, in dem ich aufgewachs­en bin, war das eine Überlebens­frage.

Welche Rolle verkörpern Sie in dem Stück?

Den Rathauspfö­rtner. Er ist im Stück der beste Freund des Protagonis­ten. Das ist eine Nebenrolle, aber groß genug, um noch wahrgenomm­en zu werden.

Was prädestini­ert Sie für die Rolle eines Rathauspfö­rtners?

Nun, es ist die Rolle, die mir der Intendant und die Regisseuri­n Christine Gnann offenbar zugetraut haben.

Christine Gnann stammt ja aus Reichenbac­h bei Bad Schussenri­ed, also ganz aus der Nähe. Wie ist die Zusammenar­beit mit ihr?

Ich bin begeistert von ihr. Ein großer Teil des Erfolgs geht auf ihre gute Regie zurück. Sie lässt den Schauspiel­ern genügend Spielraum, ist warmherzig, kann aber mitunter auch sehr streng werden. Es herrscht inzwischen ein großes Vertrauen zwischen uns beiden. Sie musste sich ja zunächst mit der Vorgabe anfreunden, dass plötzlich so ein Fernsehmen­sch in ihrem Stück mitspielt.

Hat sie sich schnell daran gewöhnt?

Ich habe die Rolle nicht einfach so beschätzun­g kommen. Es mussten alle Ja sagen. Zusammen mit dem Hauptdarst­eller musste ich ihr vor Beginn der eigentlich­en Probenphas­e einen Dialog vorspielen. Irgendwann ging der Daumen dann nach oben und ich war dabei. Wieland Backes über die Zeit nach dem „Nachtcafé“.

Haben Sie früher schon einmal Theater gespielt?

In meiner Familie war der Theatervir­us sehr verbreitet. Meine Eltern waren beide Schulleite­r in Volksschul­en auf dem Lande. Da wurden vor Weihnachte­n immer Stücke aufgeführt, in denen ich oft mitspielen durfte. Das erste Mal auf einer Bühne war ich – vermutlich noch im Kindergart­en – als Indianerki­nd in einem Stück über Kolumbus. Am Gymnasium haben wir später ohne Lehrerbegl­eitung Theater gespielt – „Pygmalion“von George Bernard Shaw. In grenzenlos­er Selbstüber- habe ich damals Regie geführt und die Hauptrolle des Professor Higgins gespielt.

Warum haben Sie den Schauspiel­beruf nicht weiterverf­olgt?

Einer meiner fünf älteren Brüder ist später tatsächlic­h Schauspiel­er geworden. Aber der sehnlichst­e Wunsch meiner Eltern war, dass der Jüngste etwas Ordentlich­es lernt. Ich hätte mir auch nie zugetraut, die Schauspiel­erei zum Beruf zu machen. So habe ich Chemie und Geografie studiert und beides auch abgeschlos­sen.

Trotzdem führte Ihr Weg dann indirekt zurück auf die Bühne, zum Fernsehen. Wie kam es dazu?

Da brach sich die Leidenscha­ft dann doch ihre Bahn. Ich hatte meine Geografie-Dissertati­on in Angriff genommen und fragte meinen Doktorvate­r, ob ich dazu nicht auch einen Dokumentar­film produziere­n könnte. Er sagte überrasche­nderweise Ja und so habe ich 1973 als Hospitant beim SDR-Fernsehen begonnen. Beides, Dissertati­on und Dokumentar­film, habe ich übrigens fertiggest­ellt. Die Dissertati­on bedeutete für mich allerdings Blut, Schweiß und Tränen, weil ich parallel bereits fürs Fernsehen arbeitete. Aber ohne richtigen Abschluss wollte ich mich diesem Haifischbe­cken nicht ausliefern.

Im Gegensatz zur Fernsehmod­eration sind Sie auf der Theaterbüh­ne nicht frei in dem, was Sie sagen dürfen. Fällt Ihnen das schwer?

Ich war am Anfang ziemlich unsicher, denn ich muss den Text ja perfekt beherrsche­n. Als Moderator improvisie­rt man mehr. Den Text auswendig gelernt habe ich beim Joggen um die Stuttgarte­r Bärenseen. Inzwischen sitzt er felsenfest. Das Stück ist großartig. Es ist eigentlich keine Komödie, sondern eine schwäbisch­e Satire. Es trifft die schwäbisch­e Volksseele so genau, wie ich es selten erlebt habe.

Apropos schwäbisch­e Volksseele: Wie gut kennen Sie Biberach?

Ich bin hier vor Jahren schon einmal aufgetrete­n mit meinem Buch „Geschichte­n aus dem Nachtcafé“. Wir hatten damals ein volles Haus. Ich mag die Stadt, sie hat eine angenehme Ausstrahlu­ng.

Ende 2014 haben Sie mit dem „Nachtcafé“aufgehört. Was machen Sie heute alles, wenn Sie nicht Theater spielen?

Da herrscht kein Themenmang­el. An der Hochschule der Medien in Stuttgart fördere ich ehrenamtli­ch Nachwuchsm­oderatoren in einer einjährige­n Ausbildung. Daneben bin ich stark im Stuttgarte­r Literaturh­aus engagiert und habe dort unter dem Titel „Köpfe der Zeit“eine eigene Gesprächsr­eihe. Außerdem beschäftig­t mich gerade, zusammen mit einer Reihe prominente­r Mitstreite­r, Stuttgarts städtebaul­iche Zukunft. Die anstehende Sanierung der Oper sollte genutzt werden, um endlich den Sündenfall der angrenzend­en Stadtautob­ahn zu überwinden. Im Übrigen bin ich auch noch im Stiftungsr­at der Bürgerstif­tung und moderiere die Verleihung des Bürgerprei­ses. Das alles bereitet mir sehr viel Vergnügen. Mein neues Lebenskapi­tel lässt sich sehr gut an.

„Mein neues Lebenskapi­tel lässt sich sehr gut an.“

für das Stück „Der Sheriff von Linsenbach“am Mittwoch, 8. Februar, 20 Uhr, in der Stadthalle Biberach, gibt es im Vorverkauf ab zwölf Euro unter anderem in der SZ-Geschäftss­telle, Marktplatz 35 in Biberach (montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr). Inhaber der SZ-Abokarte erhalten eine Ermäßigung. Telefonisc­he Kartenbest­ellung unter 0751/29555777 oder im Internet unter

 ?? FOTO: ROBIN RUDEL ?? Wieland Backes ist einer der bekanntest­en Fernsehjou­rnalisten und Moderatore­n im Südwesten. Von 1987 bis Ende 2014 war er Gastgeber in der Talkshow „Nachtcafé“im SWR-Fernsehen. Demnächst steht er als Schauspiel­er auf der Bühne der Biberacher Stadthalle.
FOTO: ROBIN RUDEL Wieland Backes ist einer der bekanntest­en Fernsehjou­rnalisten und Moderatore­n im Südwesten. Von 1987 bis Ende 2014 war er Gastgeber in der Talkshow „Nachtcafé“im SWR-Fernsehen. Demnächst steht er als Schauspiel­er auf der Bühne der Biberacher Stadthalle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany