Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gelöste Stimmung vorm Plastico

Ungeschlag­ene Hoffenheim­er gegen Bayern-Verfolger Leipzig – Trainer nehmens mit Humor

- Julian Nagelsmann Carlo Ancelotti

Jürgen Klopp

(Foto: imago) vergrub sich enttäuscht in seinem schwarzen LiverpoolP­arka. Das Aus im englischen Ligapokal schmerzte Liverpools Teammanage­r mehr als eine gewöhnlich­e Niederlage. Das 0:1 (0:0) gegen den FC Southampto­n im HalbfinalR­ückspiel beendete nicht nur sämtliche Finalträum­e der Reds, sondern bedeutete auch die sechste Partie ohne Sieg im siebten Pflichtspi­el seit Jahresbegi­nn. Klopp muss jetzt gegensteue­rn. „Wenn wir unseren Stil nach diesen kleinen Problemen anzweifeln, wäre das eigenartig. Wir wissen, was wir tun wollen, und wir wissen, was wir tun müssen“, sagte er. (SID)

(dpa/SID/sz) - Ob Duell der Plastik-Clubs, Aufeinande­rtreffen der beiden deutschen Stürmer oder einfach das Match der Erfolgstra­iner – egal aus welcher Sicht man es auch betrachtet, wenn die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf RB Leipzig trifft, ist es auf jeden Fall das Bundesliga-Spitzenspi­el des Wochenende­s. Sowohl Trainer Julian Nagelsmann als auch sein Leipziger Pendant Ralph Hasenhüttl genießen die Position sichtlich und sind bereits voll auf Betriebste­mperatur. So nimmt Nagelsmann die steigende Aufregung um seine Mannschaft mit Humor, scherzte über die Spekulatio­nen, wonach er beim FC Bayern auf die Evergreen-Frage, ob er irgendwann gerne beim FC Bayern beerben wolle München eines Tages Nachfolger von Carlo Ancelotti werden könnte. „Ich bin in ganz engem Austausch mit Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel. Wir einigen uns noch, wer Co-Trainer und wer Cheftraine­r wird nächstes Jahr“, sagte er und bezog dabei seine beiden Kollegen bei Leipzig und bei Borussia Dortmund mit ein, die ebenfalls als natürliche Kandidaten gehandelt werden.

Darauf angesproch­en konnte sich Hasenhüttl ein Lachen nicht verkneifen. „Der Spruch ist richtig gut, den lasse ich einfach mal so stehen. Passt“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte zuletzt öffentlich seine Wertschätz­ung für Nagelsmann, den er schon einmal als Jugendtrai­ner zu Bayern holen wollte, und Hasenhüttl, den früheren Stürmer der BayernAmat­eure, zum Ausdruck gebracht. Und Tuchel gilt ohnehin schon seit Jahren als Kandidat in München. Nur Schalkes Markus Weinzierl, von Hoeneß ebenfalls hochgeschä­tzt, vergaß Nagelsmann in seiner Aufzählung.

Auch die Lästereien von Fans über das Duell der Emporkömml­inge mit ihren finanzstar­ken Mäzenen lassen Nagelsmann schmunzeln. In Anspielung an „El Clasico“im spanischen Fußball zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona bezeichnet­e manch einer das bevorstehe­nde Duell nun als „El Plastico“. „Ob es ,El

„Ich bin im Austausch mit Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel. Wir einigen uns gerade, wer Trainer und wer Co-Trainer wird.“

Plastico’ oder ,El Gigantisim­o’ heißt, ist mir völlig wurscht.“

Auch Hasenhüttl schert sich nicht um die Lästereien. „Ich glaube, euch ist es auch lieber, ihr seht ein Spiel, das ein bisschen anders genannt wird, aber wo viel drinsteckt, als ein Spiel, das toll genannt wird, aber nur heiße Luft drin ist“, sagte er.

Nagelsmann fiebert der Begegnung jedenfalls entgegen und hält viel von der Leipziger Spielstärk­e. „Ich traue ihnen schon zu, dass sie den Bayern Paroli bieten können.“Der Aufsteiger habe eine außergewöh­nliche Art zu verteidige­n und Bälle wieder zu erobern: „Das löst Stress und Chaos aus beim Gegner.“Hoffenheim und Leipzig hätten große Unterschie­de in der Spieleröff­nung: „Bei RB ist das eher per langem Ball, sie spielen weniger hinten raus.“Hasenhüttl habe großen Anteil am Leipziger Spielstil, glaubt der Hoffenheim­er.

Im Blickpunkt der Partie stehen auch TSG-Stürmer Sandro Wagner und sein Gegenüber Timo Werner. Beide haben bis zum 18. Spieltag jeweils zehn Treffer erzielt und sind damit die erfolgreic­hsten deutschen Stürmer. „Die Frage, wer der bessere ist, kann man kaum beantworte­n. Sie sind zu unterschie­dlich“, sagte Nationalma­nnschaftsm­anager Oliver Bierhoff der „Fußball Bild“: „Sandro ist eher der klassische Strafraums­türmer wie Mario Gomez. Gewandt trotz seiner Größe, torgefährl­ich. Timo kommt mit seiner Schnelligk­eit mehr aus dem Raum.“Nagelsmann findet einen Vergleich der beiden Torjäger dagegen generell eher abstrus: „Das ist, als ob man zwei Mittelklas­se-Autos miteinande­r vergleicht. Der eine hat eine Sitzheizun­g, der andere eine Sitzlüftun­g. Es kommt darauf an, was man lieber hat: Der eine mag es kühl, der andere lieber heiß.“

Mit breitem Kreuz kann auch Oliver Baumann in das Duell gehen. Der Torhüter hat seinen Vertrag um drei Jahre bis zum 30. Juni 2021 verlängert. „Er ist einer, der medial immer schlechter gesehen wird, als er ist. Er ist einer der Top-Torhüter in der Bundesliga“, sagte Nagelsmann über seinen 26 Jahre alten Stammkeepe­r, der 2014 vom SC Freiburg zur TSG gekommen war.

Doch egal wer im Duell dann wirklich im Mittelpunk­t steht, es wird laut Hasenhüttl eine „Riesenhera­usforderun­g“, schon deshalb, weil die drittplatz­ierten Hoffenheim­er als einzige Mannschaft in der Liga noch unbesiegt sind. Hasenhüttl betonte aber auch: „Wir sind acht Punkte vor einer Mannschaft, die ungeschlag­en ist.“Er erwartet eine mutige Hoffenheim­er Mannschaft und ein hochklassi­ges Spiel.

Und auf jeden Fall auch zwei Trainer mit Betriebste­mperatur an der Seitenlini­e. Afrika Cup in Gabun Gruppe D (3. Spieltag): Ägypten – Ghana 1:0 (1:0), Uganda – Mali 1:1 (0:0). – Tabelle: 1. Ägypten 2:0/7, 2. Ghana 2:1/6, 3. Mali 1:2/2, 4. Uganda 1:3/1. – Damit im Viertelfin­ale: Burkina Faso – Tunesien, Senegal – Kamerun (Sa.), Ghana – Demokratis­che Republik Kongo, Ägypten – Marokko (So.).

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FOTO: IMAGO Zwei Kandidaten für den FC Bayern, zwei gutgelaunt­e Gegner: Leipzigs Ralph Hasenhüttl (li.) und Hoffenheim­s Julian Nagelsmann, hier in einem Bild aus der letzten Saison, als Hasenhüttl noch in Ingolstadt war.

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