Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Allein auf großer Reise
Isabel Haidlauf hat als zis-Stipendiatin den Norden Europas erkundet
600 Euro – diesen Betrag geben viele Urlauber in einer Woche aus. zis-Stipendiatin Isabel Haidlauf aus dem Kreis Ravensburg war damit einen ganzen Monat unterwegs. Denn mehr darf die Reise der Stipendiaten nicht kosten. Deshalb gilt es, günstige Reisemöglichkeiten zu recherchieren und ein Budget aufzustellen und abzuwägen, worauf vielleicht verzichtet werden kann. Weil Übernachtungen im Hostel und Hotel ganz schön zu Buche schlagen können, hat Isabel ihr Zelt dabeigehabt – und auch immer wieder bei Gastfamilien übernachtet. „So ein Bett kann ein ganz schöner Luxus sein“, sagt die 19-Jährige lachend.
Jeder zis-Stipendiat bearbeitet auf seiner Reise ein Recherche-Thema. „Jüdisches Leben in Prag“, „Der Nord-Süd-Konflikt Italiens“oder „Altersheime der französischen Fremdenlegion“haben junge Reisende im Lauf der Jahre schon erkundet. Isabels Thema lautete: „Die Samen – Ein Volk auf der Suche nach der eigenen Identität“. Sie hat sich zur Vorbereitung mit ihrer Mentorin, einer ehemaligen zis-Stipendiatin, ausgetauscht. Einen Experten hat sie in Berlin getroffen und ausgefragt. Sie hat gelesen und Buchautoren kontaktiert. So hat sie eine immer bessere Vorstellung über ihre möglichen Ansprechpartner und eine etwaige Route bekommen. Mit einem SprachLernbuch hat sich Isabel ein paar Brocken Schwedisch angeeignet. God dag – Guten Tag. Tack – Danke.
Vielfältige Kultur
Für gewöhnlich hat es problemlos mit der Verständigung geklappt. „Die meisten Schweden sprechen sehr gut Englisch, außer vielleicht den alten Menschen und den kleinen Kindern“, sagt Isabel und erinnert sich, wie sich die Kinder einer ihrer Gastgeberfamilien gestritten haben. Dieser Streit ließ sich nicht auf Englisch lösen – sondern mit Gestikulieren und positiver Einstellung. Was Isabel in Schweden und Norwegen über die Sami herausgefunden hat? „Es ist eine sehr vielfältige Kultur. Die meisten wissen sehr genau über ihre Familiengeschichte und ihre Vorfahren Bescheid.“
Und was war das Schwerste auf der Reise? „Am Anfang habe ich mich schon ganz schön einsam gefühlt. Es hat mir ein Vertrauter gefehlt, mit dem ich mich aussprechen konnte“, erzählt Isabel. Denn wer mit zis verreist, muss alleine unterwegs sein. „Dadurch ist man aber auch gezwungen, mit Menschen in Kontakt zu treten, sich auf ungewohnte Situationen einzulassen. Sich und sein Projekt zu präsentieren und viele, viele Fragen zu stellen.“