Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Emigranten nicht willkommen

- Von Barbara Miller

Landgerich­t – Schicksal einer Familie (Mo., Mi., ZDF, 20.15 Uhr)

- Sie wurden von den Nazis vertrieben – und als sie zurückkehr­ten, keineswegs mit of- fenen Armen empfangen: deutsche Emigranten. Ursula Krechel hat ihnen mit dem Roman „Landgerich­t“ein Denkmal gesetzt. Matthias Glasner hat den Roman über den jüdischen Richter Richard Kornitzer nach einem Drehbuch von Heide Schwochow fürs ZDF verfilmt.

Im Roman geht es darum, wie Richard Kornitzer (Ronald Zehrfeld) im Nachkriegs­deutschlan­d daran verzweifel­t, dass die alten Nazis wieder das Sagen haben und die Emigranten ein zweites Mal demütigen – ob in Lindau auf dem Landratsam­t oder in Mainz am Landgerich­t. Aber auch seine Frau (Johanna Wokalek) kommt mit dem Leben nicht mehr zurecht: Zu groß ist die Verletzung, die sie sich und den Kindern zufügte, als sie und ihr Mann Georg und Selma durch einen Kindertran­sport nach England retteten. Familie Kornitzer überlebt Verfolgung und Krieg – aber als Familie existiert sie nicht mehr.

Der Zweiteiler ist nicht schlecht gemacht, die Besetzung hochkaräti­g. Und natürlich darf ’s im Film von allem ein bisschen mehr sein – mehr Gefühl, mehr Rührung. Doch viel zu kurz kommt das Hauptthema, das Leiden der Verfolgten an der gescheiter­ten Entnazifiz­ierung und die Vertuschun­gsaktionen des unseligen Kartells von Tätern und Mitläufern. Das Ende ist leider purer Kitsch.

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