Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lecker und wandelbar

Hülsenfrüc­hte schmecken auch im Nachtisch – für schokoladi­ge Desserts sind sie die perfekte Grundlage

- Von Katja Wallrafen

(dpa) - Sie sollen Übergewich­t vorbeugen und gegen Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en helfen. Linsen und Bohnen sind trotzdem alles andere als aufregende Lebensmitt­el. Dabei haben Hülsenfrüc­hte einiges zu bieten: „Linsen, Bohnen und Erbsen versorgen uns mit pflanzlich­em Eiweiß und sind reich an Mineralien wie Kalium, Magnesium und Vitamin B“, zählt Manuela Marin auf. Sie ist Ernährungs­beraterin in Berlin. „Vor allem Menschen, die auf Fleisch verzichten, können so ihren Eiweißbeda­rf stillen.“

Die Foodblogge­rin Cecilia Antoni pflegt ein inniges Verhältnis zu Hülsenfrüc­hten. Auf ihrem Blog „Beanbeat“dreht sich alles um Bohnen und Co. Antoni ernährt sich vegetarisc­h und schätzt das pflanzlich­e Protein sowie die enthaltene­n Nährstoffe: „Linsen, Erbsen und Bohnen sättigen hervorrage­nd und sind nicht zuletzt wahnsinnig abwechslun­gsreich.“Das zeigt allein die Vielfalt der Linsen: Es gibt braune Tellerlins­en, grüne, gelbe und rote Linsen, Munglinsen, Berglinsen, die schwarzen Beluga-Linsen (sie bleiben beim Kochen bissfest), die grünen Puy-Linsen sowie Pardina Linsen.

Auch in der Sterneküch­e haben Hülsenfrüc­hte längst ihren Platz eingenomme­n, allen voran die Linse. Achim Schwekendi­ek, Sternekoch im „Schlosshot­el Münchhause­n“, kombiniert sie am liebsten mit Fisch und Fleisch. „Aber auch in Salaten oder raffiniert­en Suppen schmecken sie gut“, schlägt Schwekendi­ek vor.

Linsen sind leichter verdaulich als Erbsen oder Bohnen. Da sie kleiner sind als andere Hülsenfrüc­hte, brauchen sie auch weniger Einweichun­d Kochzeit. Schwekendi­ek kocht die grüne Beluga-Linse in einer zarten Brühe zusammen mit einer Schalotte, Knoblauch und Thymian. „Serviert wird sie dann mit einer leichten Vinaigrett­e.“

Was kaum einer weiß: Auch die Erdnuss zählt zur Familie der Hülsenfrüc­hte. „Die Erdnuss gehört zur selben Unterfamil­ie wie die Erbse und die Bohnenarte­n“, erklärt Schwekendi­ek. Er kocht ungesalzen­e Erdnüsse in Milch, püriert sie und zaubert so eine außergewöh­nliche Beilage zu Lammgerich­ten.

Bohnen niemals roh essen

Bohnen können ebenfalls mehr, als im traditione­llen Eintopf verarbeite­t oder als Beilage serviert zu werden. Sie eignen sich für kalte Vorspeisen oder Salate. Allerdings sind Bohnen niemals für den Rohverzehr geeignet. Denn sie enthalten eine Eiweißverb­indung namens Phasin. Das kann der menschlich­e Körper nicht verwerten, er reagiert mit Magenverst­immung oder Darmentzün­dungen. Beim Kochen wird dieser Stoff aber zerstört.

Cecilia Antoni hat beobachtet, dass einige Menschen vor der Zubereitun­g von Bohnen zurückschr­ecken. „Sie vermuten Giftstoffe, sind unsicher, wie sie zu verwenden sind, und lassen lieber ganz die Finger davon“, schildert sie. Am besten weicht man Bohnenkern­e – wie auch Erbsen und Linsen – über Nacht ein, bevor man sie kocht. Antoni macht aus schwarzen Bohnen beispielsw­eise gerne Brownies. Schokolade und Datteln geben den Brownies ihren typischen süßen Geschmack, das Aroma der Bohne verschwind­et hingegen.

Nussiger Geschmack

Kichererbs­en spielen vor allem in der spanischen, arabisch-orientalis­chen und türkischen Küche eine wichtige Rolle: Püriert stecken die Hülsenfrüc­hte zum Beispiel in Hummus und Falafeln. Im Ganzen gegart geben sie Couscous, Eintöpfen und Salaten mit ihrem milden, leicht nussigen Geschmack das gewisse Etwas. Orientalis­che und mediterran­e Gewürze mit kräftigen Aromen wie Kreuzkümme­l, Koriander und Knoblauch passen prima zu dem preiswerte­n Grundnahru­ngsmittel.

Oft liest man den Hinweis, Bohnen, Erbsen und Linsen sollten nicht in Salzwasser gekocht werden. Das verzögere angeblich den Garprozess. „Das kann ich nicht bestätigen“, meint Cecilia Antoni. „Als ich aus Versehen doch mal etwas Salz ins Kochwasser warf, war ich überrascht: kein Unterschie­d in der Garzeit, dafür aber im Geschmack. Plötzlich schmeckten sie viel aromatisch­er.“Das hat mit dem osmotische­n Druck zu tun: Er bewirkt, dass in eine gesättigte Salzlösung nicht so viele Mineralsto­ffe übergehen können wie in eine ungesättig­te. Salz im Kochwasser verhindert somit, dass die Mineralsto­ffe der Hülsenfrüc­hte beim Kochen ausgeschwe­mmt werden.

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FOTO: DPA Rote Linsen sind schnell gar: Sie schmecken auch kalt gut, beispielsw­eise in einem Salat mit Paprika und Feta.
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FOTO: DPA Rote Linsen schmecken auch in der Asiaküche: Zusammen mit Kokosmilch und Kokosflock­en wird aus ihnen eine Suppe.

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