Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Familie berichtet von einem Teufelskre­is

Schaustell­er in Krauchenwi­es kommen nach eigenen Angaben „nicht vor und zurück“

- Von Corinna Wolber

- Die Schaustell­erfamilie, die seit vergangene­m Sommer auf dem Gelände des früheren Penny-Marktes in Krauchenwi­es lebt, kann nach eigenen Angaben aus praktische­n Gründen nicht weiterreis­en. Es klingt wie ein Teufelskre­is: Die zum Weiterfahr­en notwendige­n Lastwagen befinden sich in Werkstätte­n zur Reparatur, berichtet ein weibliches Familienmi­tglied.

Nach einer Monster Truck Show in Sigmaringe­n wollte die Familie vergangene­n Sommer zu ihrem nächsten Auftritt in Albstadt fahren. „Die Polizei hat uns auf dem Weg kontrollie­rt und mehrere Laster und Tieflader stillgeleg­t. Wir konnten nicht weiterfahr­en und sind seitdem in Krauchenwi­es.“

Ursprüngli­ch hatte der Grundstück­seigentüme­r der Familie das Grundstück zum Abstellen ihrer Fahrzeuge bis Ende Dezember überlassen. Doch inzwischen leben dort insgesamt 15 Personen, darunter zwei Kinder. „Wir sind eine Familie und haben die deutsche Staatsange­hörigkeit“, sagt die 42-Jährige. Sie berichtet, dass sie in der Gemeinde massive Anfeindung­en erleben, aber niemand sie mal direkt auf die Situation angesproch­en habe.

Einen Zirkus und die Monster Truck Show betreibe die Familie inzwischen in der dritten Generation, „damit sind wir in ganz Deutschlan­d unterwegs und können von den Einnahmen gut leben“. Im Sommer hätte die Familie ihre Tournee aber abbrechen müssen, mit den bekannten Folgen. Rund 10 000 Euro seien notwendig, um die Reparaturk­osten zu bezahlen. Hinzu kämen Kosten für die Zulassung der Fahrzeuge. Dass die so massive Mängel hatten, habe die Fa- milie nicht gewusst. Die 42-Jährige berichtet von drei schweren Schicksals­schlägen im Jahr 2014, „die uns total aus der Bahn geworfen haben“. Nachdem sich alle berappelt und vier oder fünf Gastspiele gegeben hätten, sei es dann plötzlich wieder vorbei gewesen. „Wir hatten in dieser Phase keinen Kopf, uns mit kaputten Fahrzeugen zu beschäftig­en.“

Gemeinde verhängt Ordnungsge­ld

Bei der Gemeinde scheint man mit der Geduld allerdings am Ende zu sein. Erst vor zwei Wochen gab es den erfolglose­n Versuch, die Familie zur Räumung des Platzes zu bewegen. Ursprüngli­ch hatte sich Bürgermeis­ter Jochen Spieß nicht in die Angelegenh­eit einmischen wollen, weil sie sich auf einem Privatgrun­dstück abspielt. Nach mehreren Beschwerde­n von Anwohnern, insbesonde­re wegen Ruhestörun­g durch ein lautes Stromaggre­gat, schaltete er sich dann aber doch ein. Nach dem jüngsten Räumungsve­rsuch setzte die Gemeinde dann ein Ordnungsge­ld in Höhe von 2000 Euro fest. Grundlage dafür ist laut Spieß die Polizeiver­ordnung, die das Campen im Innenberei­ch verbietet. „Wovon sollen wir das bezahlen?“, fragt die 42-Jährige. Die Frist ist denn auch inzwischen verstriche­n, ohne dass die Summe bezahlt worden wäre. „Das geht jetzt ins Mahnverfah­ren, am Ende kommt dann der Gerichtsvo­llzieher“, sagt Spieß. „Aber ob es dort etwas zu holen gibt, steht zu bezweifeln.“

Die Familie sagt, dass sie zwar lieber heute als morgen weiterfahr­en würde, aber auch keine Lösung hat. Ihren Angaben zufolge könnte sich die Situation in der nächsten ShowSaison sogar verschlimm­ern. „Ab März haben wir wieder in verschiede­nen Städten Verträge für die Tournee. Wir wollten zwar alles stornieren, aber das ging nicht mehr.“Wie es weitergeht, bleibt weiter offen.

 ?? FOTO: ARCHIV/WOLBER ?? Ohne Lastwagen können die zahlreiche­n Wohnwagen und Monster Trucks nicht wegbewegt werden, für die Reparatur fehlt der Schaustell­erfamilie nach eigenen Angaben aber das Geld.
FOTO: ARCHIV/WOLBER Ohne Lastwagen können die zahlreiche­n Wohnwagen und Monster Trucks nicht wegbewegt werden, für die Reparatur fehlt der Schaustell­erfamilie nach eigenen Angaben aber das Geld.

Newspapers in German

Newspapers from Germany