Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Weiterhin dicke Luft in den Städten
Gesundheitsgefährdung durch hohe Stickstoffdioxid-Werte – Auch der Süden ist betroffen
Mit Feinstaub in der Luft haben vor allem die Metropolen zu kämpfen, im Süden vorrangig Stuttgart und München. Generell ist die Luft in deutschen Städten jedoch noch immer zu stark mit Stickstoffdioxid belastet. 2016 sei an 57 Prozent der verkehrsnahen Messstationen der Grenzwert im Jahresmittel überschritten worden, teilte das Umweltbundesamt (UBA) am Dienstag in Dessau-Roßlau mit. „Seit Jahrzehnten gefährdet Stickstoffdioxid unsere Gesundheit“, warnte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Schuld seien vor allem alte Diesel-Autos.
Dagegen seien beim Feinstaub die niedrigsten Belastungen seit 2000 verzeichnet worden, den EU-Grenzwert riss nur die Messstation Neckartor in Stuttgart – im Jahr 2016 an 63 Tagen, erlaubt sind 35. Das war der bundesweite Negativrekord. Auch die Ozonkonzentrationen seien im Vergleich zu den vergangenen 20 Jahren niedrig gewesen. Dennoch würden auch bei Ozon und Feinstaub die empfohlenen Werte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich überschritten.
„Wir sehen die Belastung durch Stickstoffoxide in Baden-Württembergs Städten mit Sorge“, teilte das Landesverkehrsministerium am Dienstag auf Anfrage mit. Eine blaue Plakette könne betroffene Städte am besten schützen. Doch deren Einführung ist bislang nicht absehbar.
Luftverschmutzung ist indes kein reines Großstadt-Problem mehr. So gehört zum Beispiel Reutlingen zu den laut Umweltbundesamt am stärksten belasteten Städten. Auch in Ravensburg ist Stickstoffdioxid in der Luft ein Thema. Immerhin fahren täglich bis zu 30 000 Fahrzeuge auf den Bundesstraßen durch die Stadt, wie ein Sprecher mitteilte. Messungen aus dem Jahr 2016 seien noch nicht ausgewertet, doch es sei schon absehbar, dass es wohl Grenzwertüberschreitungen geben werde. Friedrichshafen hingegen verzeichnet seit 20 Jahren eine rückläufige Schadstoffbelastung. Nur an manchen Standorten würden Luftschadstoffkonzentrationen über dem Grenzwert gemessen, die Einführung einer Umweltzone sei nicht nötig.