Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Land und Privatschu­len ringen weiter um Finanzieru­ng

Die Arbeitsgem­einschaft Freier Schulen hofft auf mehr Unterstütz­ung

- Von Kara Ballarin

- Das Land will die Schulen in freier Trägerscha­ft finanziell künftig besser ausstatten. Auf dieses gemeinsame Ziel haben sich die Spitzen der grün-schwarzen Regierungs­fraktionen sowie die zuständige­n Minister am Dienstag in Stuttgart geeinigt. Sie tun das nicht ganz freiwillig: Der Verfassung­sgerichtsh­of hat ihnen eine Frist bis zum Sommer gesetzt.

Rund zehn Prozent der badenwürtt­embergisch­en Schüler besuchen eine Privatschu­le – etwa eine in kirchliche­r Trägerscha­ft oder eine Waldorfsch­ule. In den vergangene­n Jahren hat das Land pro Privatschü­ler zirka 78 Prozent von dem gezahlt, was ein staatliche­r Schüler kostet – obwohl es eine Vereinbaru­ng über 80 Prozent gibt. „Die 80 Prozent haben wir noch nie gehabt“, sagt Andreas Büchler, Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft Freier Schulen (AGFS), der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dazu kommt ein sogenannte­r Ausgleichs­anspruch. Er besagt: Wenn Schulen auf Gebühren verzichten, haben sie Anspruch auf Kompensati­on vom Land.

Können die Privatschu­len also nichts den Eltern, sondern alles dem Land in Rechnung stellen? Nein, sagt der grüne Fraktionsv­orsitzende Andreas Schwarz nach der Sitzung am Dienstag. Gemeinsam mit der AGFS wolle man „eine für alle Seiten faire und verfassung­skonforme Lösung finden.“Aber: „Eine Eigenleist­ung von den Schulen wird man einfordern.“Sie sei nach dem Urteil des Verfassung­sgerichtsh­ofs zulässig.

Dass das Land die Privatschu­len benachteil­igt, hat der Verfassung­sgerichtsh­of in einem Urteil im Juli 2015 festgestel­lt – und gefordert, die Finanzieru­ng neu zu regeln. In einer Mitteilung nach dem Gespräch der zuständige­n Politiker am Dienstag heißt es nun, dass „eine weitere Erhöhung der Mittel für die Schulen in freier Trägerscha­ft eine ganz erhebliche finanziell­e Kraftanstr­engung des Landes“bedeute.

Von Mehrausgab­en in „deutlich zweistelli­ger Millionenh­öhe“ist die Rede, genauer will ein Sprecher des Kultusmini­steriums die Summe nicht beziffern. Nach Recherchen der „Südwest Presse“soll es um 65 Millionen Euro gehen. Dennoch wolle man sich aufgrund der Bedeutung der Privatschu­len für die Schullands­chaft dieser finanziell­en Herausford­erung stellen. „Unser Kernziel ist, verlässlic­h die 80 Prozent zu bekommen“, sagt der AGFS-Vorsitzend­e Büchler. Diese Position will er in einem Gespräch mit Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) am 24. Februar verdeutlic­hen.

Bei der Finanzieru­ng wünscht er sich eine automatisc­he Anpassung: Steigen etwa die Kosten für staatliche Realschüle­r, sollte sich das automatisc­h auf die Mittelzuwe­isung des Landes an die privaten Realschule­n auswirken. Bisher müsse für eine Anpassung stets das Privatschu­lgesetz geändert werden, erklärt Büchler.

Die AGFS flankiert ihre Gespräche mit der Kultusmini­sterin öffentlich­keitswirks­am. Für den 9. März hat der Verband eine Kundgebung auf dem Schlosspla­tz geplant. Schüler, Lehrer, Eltern und Unterstütz­er der Freien Schulen wollen die Abgeordnet­en in der Mittagspau­se der Landtagssi­tzung und zugleich die Öffentlich­keit auf sich und ihre Forderunge­n aufmerksam machen.

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FOTO: RASE Von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) erhoffen sich die Privatschu­len mehr Geld.

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