Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ältere, Schwangere und Übergewich­tige besonders gefährdet“

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Vielerorts in Deutschlan­d atmen die Stadtbewoh­ner zu viel Stickstoff­dioxid ein. Wie gefährlich ist Luftversch­mutzung für die Gesundheit und welche Auswirkung­en hat sie auf die Lebenserwa­rtung? Christin Hartard hat darüber mit dem Facharzt Axel Kempa (Foto: pr) gesprochen. Er leitet im Klinikum Stuttgart die Sektion Pneumologi­e, die sich mit Lungenerkr­ankungen beschäftig­t.

Herr Kempa, macht dreckige Luft die Menschen krank?

Ja, auf jeden Fall. Wir gehen davon aus, dass der Einfluss der Luftversch­mutzung auf die Gesundheit immer noch unterschät­zt wird. Vor allem in Städten ist die Luft oft durch ein Gemisch aus Stickstoff­dioxid und Feinstaub belastet. Die Anteile ergänzen sich in ihrer Wirkung und haben bei hoher und dauerhafte­r Belastung Auswirkung­en auf die Lebenserwa­rtung. Studien gehen davon aus, dass es in Deutschlan­d 30 000 bis 50 000 vorzeitige Todesfälle gibt, die auf Luftversch­mutzung zurückgefü­hrt werden können.

Was genau sind die Folgen?

Häufig geht es um Atemwegs-und Lungenerkr­ankungen wie zum Beispiel Bronchitis oder Asthma. Es können aber auch Gefäßverän­derungen auftreten, die letztlich Ursache für Herzinfark­te und vorzeitige Alterungsp­rozesse sind.

Gibt es Personen, die besonders gefährdet sind?

Die gibt es. Bei Kindern wirkt sich eine hohe Schadstoff­belastung auf die Organentwi­cklung aus – übrigens auch schon im Mutterleib. Kinder, die in stark belasteten Gegenden aufwachsen, haben ein geringeres Lungenvolu­men und ein vier Mal höheres Risiko für Atemwegsun­d Lungenerkr­ankungen. Studien zeigen auch, dass vor allem ärmere Menschen betroffen sind, da sie häufiger in belasteten Gegenden wohnen. Außerdem sind besonders Ältere, Schwangere und übergewich­tige Menschen gefährdet.

Kann man irgendetwa­s tun, um sich zu schützen?

Die Belastung durch Feinstaub hängt natürlich stark vom Lebensstil und den Lebensumst­änden wie dem Arbeitsort ab – die kann man nur bedingt beeinfluss­en. Es gibt aber ein paar einfache Methoden, sich zu schützen. Wer zum Beispiel mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte nicht an der Hauptstraß­e entlang fahren, sondern eher weniger belastete Nebenstraß­en nehmen.

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