Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Heldinnen im Verborgenen
„Hidden Figures“setzt den schwarzen NASA-Wissenschaftlerinnen ein Denkmal
Manchmal kann Hollywod tatsächlich Geschichte schreiben und Vergessenes und Verdrängtes ins Rampenlicht rücken. „Hidden Figures“ist so ein Fall, und Regisseur Theodore Melfi („St. Vincent“) erzählt die auf einem Sachbuch basierende Geschichte einer Gruppe schwarzer NASA-Mathematikerinnen derart unterhaltsam, dass der Film am Startwochenende in den USA sogar den Star-Wars-Film übertrumpfte. Darüber hinaus kann sich die Produktion gute Oscar-Hoffnungen machen, was sicher auch an der gesellschaftlichen Relevanz ihres Themas liegt. Denn in aufgewühlten Zeiten wie diesen, in denen über amerikanische Werte und Prinzipien diskutiert wird, kommt einem Blick zurück besondere Bedeutung zu – auf eine Epoche, in der es in den USA offiziell Menschen erster und zweiter Klasse gab – Menschen mit weißer und solche mit schwarzer Hautfarbe. Forscher sprechen von Intersektionalität, wenn eine Person gleich mehrfach diskriminiert wird, zum Beispiel als schwarze Frau.
Doppelt diskriminiert
Katherine Goble (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) arbeiten im Jahr 1961 für die NASA und führen höchst komplexe Berechnungen durch. Zwar sind sie im Vergleich zu ihren weißen Kollegen deutlich schlechter gestellt, aber dass sie überhaupt in diese anspruchsvolle Position kommen konnten, haben sie der angespannten internationalen Lage zu verdanken. Im Wettlauf zum Weltraum drohen die USA gegenüber der Sowjetunion ins Hintertreffen zu geraten. John Glenn (Glen Powell) soll als erster Amerikaner ins Weltall geschossen werden. Da dafür alle Ressourcen benötigt werden, eröffnen sich den Frauen Perspektiven, die ihnen sonst verwehrt geblieben wären. Dorothy arbeitet sich in die neue Computertechnologie ein, und Mary will die erste schwarze NASA-Ingenieurin werden. Im Zentrum steht die brillante Katherine, die der Space Task Group, verantwortlich für die Berechnung der Flugbahnen der Raketen, zugeteilt wird. Für deren Leiter Al Harrison (Kevin Costner) zählt Leistung, Chefingenieur Paul Stafford (Jim Parsons) ist da nicht so aufgeschlossen.
Starke Frauen
„Hidden Figures“ist ein Wohlfühlfilm mit einem starken, temperamentvollen Frauentrio. Es wird aber auch die Diskriminierung eindrücklich eingefangen – wenn es für Schwarze nicht nur abgetrennte Bereiche im Bus oder in der Bibliothek, sondern auch eigene Toiletten gibt und sich Katherines neue Kollegen nicht die Kaffeekanne mit ihr teilen wollen. Und auch wenn sich die Polizeikontrolle der drei Frauen bei einer Autopanne zu Filmbeginn in Wohlgefallen auflöst, bleibt spürbar, wie die Szene auch hätte enden können.
Neben den drei Hauptdarstellerinnen trägt vor allem Kevin Costner als knorriger Wissenschaftler dazu bei, dass selbst höhere Mathematik angenehm leichtfüßig vermittelt wird. Jim Parsons ist zwar eine naheliegende Besetzung, nimmt man dem Sheldon-Darsteller aus „The Big Bang Theory“den kleinkarierten Wissenschaftler doch sofort ab – andererseits bleibt die Figur dadurch aber recht eindimensional.
Von den Frauen im Film kann man dies keineswegs behaupten, und wenn im Abspann Fotos und der Werdegang der realen Vorbilder gezeigt werden, verleiht dies der Geschichte einen ebenso berührenden wie befriedigenden Abschluss.