Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Prämie beflügelt Verkauf von E-Autos kaum
Zahl der Neuzulassungen steigt zwar leicht, der ganz große Boom bleibt bislang aber aus
- Sie gelten als das Zukunftsthema in der Mobilität: Elektrofahrzeuge. Seit mittlerweile einem halben Jahr gibt es einen finanziellen Zuschuss für Neuanschaffungen vom Staat. Für den ganz großen Boom im Landkreis Biberach hat das bislang aber nicht gesorgt. Was die Zahl an Neuzulassungen angeht, machen Elektro- und Hybridfahrzeuge weiterhin nur einen kleinen Bruchteil aus.
Die Zahlen des Landratsamts Biberach lassen sich in zweierlei Hinsicht lesen. So zieht einerseits die Nachfrage nach Elektro- beziehungsweise Hybridfahrzeugen seit dem zweiten Halbjahr 2016 etwas an. 23 elektrisch angetriebene Fahrzeuge wurden im vergangenen Halbjahr neu zugelassen – so viele wie noch nie. Bei den Hybridfahrzeugen gibt es ebenfalls einen Rekord: 36 Neuzulassungen verzeichnete das Landratsamt im zweitem Halbjahr 2016. Andererseits, sobald man diese Zahlen mit der Gesamtzahl der Neuzulassungen im Landkreis Biberach vergleicht, fällt auf: Der Anteil der neu zugelassen Elektro- beziehungsweise Hybridfahrzeug liegt in 2016 bei 1,2 Prozent. Rund 7900 Neuzulassungen gab es im vergangenen Jahr.
Dabei scheint das Interesse bei den Kunden durchaus vorhanden zu sein. „Unsere Kunden sind sehr interessiert, was die Elektromobilität angeht“, sagt Robert Zielmann, Verkaufsberater beim Biberacher Autohaus Munding. Ausschlaggebend für Interessierte sei dabei die reale Reichweite der Fahrzeuge. Hybridfahrzeuge empfehle er Menschen, die im Schnitt etwa 15 000 Kilometer pro Jahr fahren. Elektrofahrzeuge seien geeignet für jene, die zwischen zehn und 30 Kilometer am Tag unterwegs sind. Er beobachte, dass Dienstfahrzeuge bei größeren Firmen immer häufiger mit Elektro- oder Hybridantrieb ausgestattet seien.
Infrastruktur muss stimmen
Diese Einschätzung teilt Iris Ege von der Energieagentur Biberach: „Viele Handwerksbetriebe zum Beispiel sind mit einem Elektrofahrzeug unterwegs.“Auch manche Privatleute liebäugelten mit einem Elektrofahrzeug. „Wer sich ein E-Auto anschafft, tut das vor allem aus ökologischen Gründen“, sagt Ege. Gerade Menschen, die eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach haben, würden eher zu einem Elektrofahrzeug greifen. „Einige benutzen das Auto als zusätzlichen Speicher“, erläutert sie. Ob die Umweltprämie den ganz großen Boom auslöst, bezweifelt sie. Wichtiger sei, dass die Infrastruktur mit Stromtankstellen stimme. In Biberach sei sie schon ziemlich gut, sagt Ege. So gibt es unter anderem in der Tiefgarage Museum Biberach eine Stromtankstelle an zwei Stellplätzen genauso wie auf dem Parkdeck der Tiefgarage bei der Stadthalle.
Eine Strom-Zapfsäule gibt es auch beim Autohaus Rapp in Schemmerberg. Geschäftsführerin Andrea Rapp-Kübler ist mit ihrem Team schon seit fünf Jahren im Bereich Elektrofahrzeuge aktiv. Zwar machten herkömmliche Autos weiterhin das Hauptgeschäft aus, aber spätestens seit Einführung des Umweltbonus lege die Zahl der verkauften EFahrzeuge deutlich zu, sagt die Geschäftsführerin.
Seit Beginn diesen Jahres ist auch das Autohaus Moll in Biberach für den Verkauf von Elektrofahrzeugen freigeschaltet, wie Verkaufsberater Helmut Mohr erläutert. „Das Thema Elektromobilität läuft bei uns jetzt an.“Vereinzelt hätten Kunden Interesse angemeldet, die ganz große Resonanz bleibe bislang aus. Mohr sagt: „Das könnte sich mit dem neuem EGolf im Frühjahr ändern.“