Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In Württemberg fallen 220 Pfarrstellen weg
Evangelische Landeskirche legt Plan bis 2024 vor – Gemeinden sollen enger zusammenarbeiten
(epd) - Weniger Pfarrstellen, mehr Zusammenarbeit der Gemeinden – dieses Ziel verfolgt der „Pfarrplan 2024“der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. In sieben Jahren wird es 220 Pfarrstellen weniger geben, die Zahl reduziert sich von 1666 auf dann 1446, teilte Oberkirchenrat Wolfgang Traub am Donnerstag in Stuttgart mit. Der Plan muss noch von der Landessynode im März beschlossen werden.
Als Ursachen für die Kürzungen nannte Traub den erwarteten Mitgliederrückgang aufgrund der demografischen Entwicklung. Außerdem würden ab 2020 sehr viele Pfarrer pensioniert, während es weniger Theologennachwuchs gebe. Des Weiteren rechnet die Kirche mit sinkenden Kirchensteuereinnahmen.
Ziel: 1600 Mitglieder pro Pfarrer
Ziel des Pfarrplans sei, die Kirchengemeinden auch künftig verlässlich mit Pfarrern zu versorgen und das Verhältnis der Zahl der Kirchenmitglieder zur Zahl der Pfarrer konstant zu halten. Entlassungen werde es nicht geben. Traub wies darauf hin, dass in den 1970er-Jahren statistisch jeder Pfarrer für mehr als 2000 Kirchenmitglieder zuständig gewesen sei. Zurzeit seien es etwas mehr als 1400, angepeilt werde die Zahl 1600. Mit der Aufnahme von 15 Quereinsteigern in den Pfarrdienst mit einem Master in Theologie, aber ohne kirchliches Examen, wolle man den Pfarrermangel abmildern. Auch sollen 15 Ruheständler Beauftragungen bekommen. Im Religionsunterricht sind zur Entlastung der Pfarrer 25 neue Stellen vorgesehen.
Die Präsidentin der württembergischen Landessynode, Inge Schneider, sieht in dem Plan die Chance, die vorhandenen Ressourcen für die mehr als zwei Millionen Kirchenmitglieder gleichmäßig und gerecht über das Land zu verteilen. Dazu müssten auch Stellen gestrichen werden, und „jede Kürzung tut weh“. Schneider wies darauf hin, dass Pfarrer künftig von verwaltungs- und sozialdiakonischen Aufgaben entlastet werden sollen, etwa durch mehr Geld für Gemeindebüros und Sekretariate. Ziel sei zudem eine bessere Zusammenarbeit regionaler Kirchengemeinden.
Welche Gemeinden von den Kürzungen betroffen sind, wird auf der Ebene der 47 Kirchenbezirke innerhalb eines Jahres entschieden. Daran sollen auch Ehrenamtliche aus den Gemeinden beteiligt werden. Statistisch verliert jeder Kirchenbezirk rund vier Stellen, tatsächlich variieren die Zahlen aber aufgrund der Situation vor Ort. So sind es im Bezirk Esslingen sechs Stellen, im Bezirk Biberach nur 1,75. Endgültig soll über die regionale Umsetzung des Pfarrplans bei der Herbstsynode 2018 entschieden werden.
Protest in der Region
Gegen den Pfarrplan hatte es in den vergangenen Monaten Proteste aus verschiedenen Kirchenbezirken gegeben, darunter aus Reutlingen, Schwäbisch Gmünd, Böblingen und Backnang.
Stuttgarts Dekan Soren Schwesig stellte sich hinter den Pfarrplan, auch wenn in seinem Bezirk 5,5 Stellen gestrichen werden sollen. Es brauche einen „organisierten Trauerprozess“, weil sich Gemeinden in ihrer Arbeit von Gewohntem verabschieden müssten. Er setze auf überregionale Angebote, sodass beispielsweise der Konfirmandenunterricht künftig zentral für mehrere Gemeinden angeboten werde.