Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Republikaner suchen Plan B
Nur zwei Monate lang ist François Fillon der Hoffnungsträger seiner Partei gewesen. 59 Tage lagen zwischen seinem triumphalen Sieg bei den Vorwahlen der Konservativen und den Voruntersuchungen der Finanzstaatsanwaltschaft wegen der Veruntreuung öffentlicher Gelder. Jahrelang soll Fillon seine Frau Penelope und zwei seiner Kinder für ein Gehalt von insgesamt mehr als eine Million Euro als Assistenten beschäftigt haben, ohne dass es klare Arbeitsnachweise gibt.
Wenige Wochen vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen ist der Kandidat, der alle Chancen auf einen Sieg hatte, damit für seine Partei Die Republikaner (LR) zum Klotz am Bein geworden. Eine aktuelle Umfrage sieht den früheren Regierungschef nicht einmal mehr in die Stichwahl einziehen. Der Abgeordnete Georges Fenech sprach deshalb als erster offen aus, was Parteifreunde seit Tagen denken: „Man kann nicht mit einem Kandidaten in massiven Schwierigkeiten weitermachen.“Mit der als „Penelopegate“ bekannten Affäre hat der einstige Saubermann Fillon seine Glaubwürdigkeit verwirkt. Denn mit dem fürstlichen Gehalt, mit dem er seine Familie aus der Staatskasse entlohnen ließ, kann der 62-Jährige sein drastisches Sparprogamm den Franzosen nicht mehr verkaufen.
Alain Juppé als Alternative
Für die Republikaner läuft die Zeit davon. Hinter den Kulissen wird deshalb bereits ein Plan B diskutiert, auch wenn die Parteiführung offiziell nur von einem Plan F spricht – F wie Fillon. „Meiner Ansicht nach ist der einzige mögliche Plan B Juppé, denn außer ihm hat keiner das Format“, zitiert die Zeitung „Le Parisien“ein führendes Parteimitglied.
Doch der frühere Regierungschef Alain Juppé, der die „Primaires“im November gegen Fillon verloren hatte, winkte bereits ab. „Die Vorwahlen haben stattgefunden und ich habe keine Lust, mich in eine Trostrunde zu begeben. Was mich angeht, heißt das klar und deutlich nein“, versicherte der 71-Jährige, der lange als Favorit auf das Präsidentenamt gegolten hatte. Auch Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der bei den Vorwahlen nur auf magere 22 Prozent kam, soll bereits abgewunken haben. Falls die beiden Schwergewichte bei ihrem Nein bleiben, haben die Republikaner ein Problem. Denn die Kandidaten müssen bis 17. März benannt werden. Bis dahin hat die Partei keine Zeit, um noch einmal Vorwahlen zu organisieren. Fillon, der sich als Opfer einer Verleumdungskampagne sieht, will allerdings nur aufgeben, wenn wirklich ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet wird.
Die Abgeordneten seiner Partei forderte er auf, Solidarität zu zeigen und noch 14 Tage „durchzuhalten“. Eine Strategie des Aussitzens, die angesichts der schlechten Umfragewerte kaum Erfolg haben dürfte. „Die Uhr läuft gegen uns“, warnte Abgeordneter Fenech im Fernsehsender BFMTV. Er will schnell einen Parteirat einberufen, der über das weitere Vorgehen entscheidet.
Am Donnerstag ließ Penelope Fillon über ihren Anwalt erklären, sie habe den Ermittlern Nachweise für ihre Assistententätigkeit erbracht. Sie habe der Justiz Informationen gegeben, „die die Existenz einer tatsächlichen Beschäftigung nachweisen“. Zu Details äußerte der Anwalt sich nicht.