Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Deutsche Bank mit Milliardenverlust
Konzernchef John Cryan verbreitet Hoffnung auf Trendwende – Anleger sind skeptisch
(dpa) - Der radikale Konzernumbau und der Abbau teurer Altlasten haben bei der Deutschen Bank im zweiten Jahr in Folge für tiefrote Zahlen gesorgt. Mit 1,4 Milliarden Euro fiel der Verlust 2016 jedoch deutlich geringer aus als das Rekordminus von 6,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten allerdings für 2016 mit etwas besseren Ergebnissen gerechnet.
Konzernchef John Cryan äußerte sich zur Bilanzvorlage dennoch zuversichtlich. „Wir hoffen in diesem Jahr Gewinn zu machen, das ist unsere Absicht.“Der Großteil teurer Rechtslasten sei abgearbeitet, im Tagesgeschäft laufe es wieder besser, nach der Unsicherheit im Herbst kehrten die Kunden zurück, ergänzte Finanzvorstand Marcus Schenck. Das Jahr 2017 habe vielversprechend begonnen, sagte Cryan: „In wesentlichen Bereichen unserer Bank läuft es deutlich besser als im Vorjahr, zum Beispiel im Kapitalmarktgeschäft.“
Wie Wettbewerber auch tat sich der deutsche Branchenprimus wegen der Zinsflaute im Tagesgeschäft schwer. Die Erträge 2016 lagen mit 30 Milliarden Euro zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Dazu beigetragen habe auch die Unruhe an den Märkten im Oktober, als Investoren sich wegen einer drohenden 14-Milliarden-Dollar-Strafe aus den USA Sorgen um die Stabilität der Bank machten. Die Aktie schmierte damals ab und stürzte auf ein Rekordtief unter zehn Euro.
Letztlich erreichte die Bank kurz vor Weihnachten eine deutlich günstigere Einigung mit der US-Justiz im Verfahren um dubiose Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise 2007/2008. Der Vergleich beläuft sich auf 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro). Anfang dieser Woche zahlte die Bank noch umgerechnet knapp 600 Millionen Euro in den USA und Großbritannien wegen einer Geldwäsche-Affäre, in die Kunden des Instituts verwickelt waren. Weltweit will die Bank bis 2018 unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus abbauen. Der Abbau von 4000 Stellen in Deutschland komme gut voran. Aus zehn Auslandsmärkten und manchen Geschäften im Investmentbanking zieht sich die Deutsche Bank ganz zurück. Im Inland schrumpft die Zahl der Filialen von 723 auf 535. Zu Spekulationen, die Bank wolle einen Teil ihrer Fondstochter Deutsche Asset Management an die Börse bringen, sagte er: „Vermögensverwaltung ist ein Kerngeschäft für uns.“
Die Deutsche Bank steht nach einem turbulenten Jahr auf einer solideren Kapitalbasis als erwartet: Die harte Kernkapitalquote lag zum Jahresende bei 11,9 Prozent nach 11,1 Prozent zum Ende des dritten Quartals. Kernkapital gilt als Puffer für Krisen, die Anforderungen der Aufseher steigen. Anleger zeigten sich wenig überzeugt, zudem kochten erneut Sorgen über eine notwendige Kapitalerhöhung hoch. Cryan umschiffte dieses Thema: „Wir haben heute nichts bekannt gegeben.“Ob es nach zwei Jahren ohne Gewinnausschüttung für 2017 wieder eine Dividende geben wird, sei derzeit nicht abschätzbar.