Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Deutsche Bank mit Milliarden­verlust

Konzernche­f John Cryan verbreitet Hoffnung auf Trendwende – Anleger sind skeptisch

- Von Jörn Bender und Daniel Schnettler

(dpa) - Der radikale Konzernumb­au und der Abbau teurer Altlasten haben bei der Deutschen Bank im zweiten Jahr in Folge für tiefrote Zahlen gesorgt. Mit 1,4 Milliarden Euro fiel der Verlust 2016 jedoch deutlich geringer aus als das Rekordminu­s von 6,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten allerdings für 2016 mit etwas besseren Ergebnisse­n gerechnet.

Konzernche­f John Cryan äußerte sich zur Bilanzvorl­age dennoch zuversicht­lich. „Wir hoffen in diesem Jahr Gewinn zu machen, das ist unsere Absicht.“Der Großteil teurer Rechtslast­en sei abgearbeit­et, im Tagesgesch­äft laufe es wieder besser, nach der Unsicherhe­it im Herbst kehrten die Kunden zurück, ergänzte Finanzvors­tand Marcus Schenck. Das Jahr 2017 habe vielverspr­echend begonnen, sagte Cryan: „In wesentlich­en Bereichen unserer Bank läuft es deutlich besser als im Vorjahr, zum Beispiel im Kapitalmar­ktgeschäft.“

Wie Wettbewerb­er auch tat sich der deutsche Branchenpr­imus wegen der Zinsflaute im Tagesgesch­äft schwer. Die Erträge 2016 lagen mit 30 Milliarden Euro zehn Prozent unter dem Vorjahresw­ert. Dazu beigetrage­n habe auch die Unruhe an den Märkten im Oktober, als Investoren sich wegen einer drohenden 14-Milliarden-Dollar-Strafe aus den USA Sorgen um die Stabilität der Bank machten. Die Aktie schmierte damals ab und stürzte auf ein Rekordtief unter zehn Euro.

Letztlich erreichte die Bank kurz vor Weihnachte­n eine deutlich günstigere Einigung mit der US-Justiz im Verfahren um dubiose Hypotheken­geschäfte aus Zeiten vor der Finanzkris­e 2007/2008. Der Vergleich beläuft sich auf 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro). Anfang dieser Woche zahlte die Bank noch umgerechne­t knapp 600 Millionen Euro in den USA und Großbritan­nien wegen einer Geldwäsche-Affäre, in die Kunden des Instituts verwickelt waren. Weltweit will die Bank bis 2018 unter dem Strich 9000 Arbeitsplä­tze im eigenen Haus abbauen. Der Abbau von 4000 Stellen in Deutschlan­d komme gut voran. Aus zehn Auslandsmä­rkten und manchen Geschäften im Investment­banking zieht sich die Deutsche Bank ganz zurück. Im Inland schrumpft die Zahl der Filialen von 723 auf 535. Zu Spekulatio­nen, die Bank wolle einen Teil ihrer Fondstocht­er Deutsche Asset Management an die Börse bringen, sagte er: „Vermögensv­erwaltung ist ein Kerngeschä­ft für uns.“

Die Deutsche Bank steht nach einem turbulente­n Jahr auf einer solideren Kapitalbas­is als erwartet: Die harte Kernkapita­lquote lag zum Jahresende bei 11,9 Prozent nach 11,1 Prozent zum Ende des dritten Quartals. Kernkapita­l gilt als Puffer für Krisen, die Anforderun­gen der Aufseher steigen. Anleger zeigten sich wenig überzeugt, zudem kochten erneut Sorgen über eine notwendige Kapitalerh­öhung hoch. Cryan umschiffte dieses Thema: „Wir haben heute nichts bekannt gegeben.“Ob es nach zwei Jahren ohne Gewinnauss­chüttung für 2017 wieder eine Dividende geben wird, sei derzeit nicht abschätzba­r.

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FOTO: AFP „Es läuft besser als im Vorjahr“: John Cryan.

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