Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kindernotd­ienst im Kreis Sigmaringe­n entfällt

Eltern müssen in Kinderklin­iken fahren – Kassenärzt­liche Vereinigun­g informiert im Vorfeld nicht

- Von Christoph Wartenberg

- Der Notdienst der Kinderärzt­e aus Sigmaringe­n und Umgebung wird künftig am Klinikum Singen geleistet, der Dienst der Bad Saulgauer Kinderärzt­e in Ravensburg. Das hat die kassenärzt­liche Vereinigun­g angeordnet. Eine rechtzeiti­ge Informatio­n der Patienten hat bislang allerdings nicht stattgefun­den, teilt ein Kinderarzt aus dem Kreis Sigmaringe­n mit.

Angesichts der Tatsache, dass es in den drei ländlich geprägten Kreisen Sigmaringe­n, Zollernalb und Biberach keine Kinderklin­iken gibt, hat die kassenärzt­liche Vereinigun­g die Dienststel­len für die Region auf verschiede­ne Kinderklin­iken verteilt. So werden Albstädter nach Reutlingen, die Hechinger nach Tübingen und die Biberacher nach Ulm zugewiesen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Eltern und ihre Kinder diese Kliniken aufsuchen müssen, die Patienten haben die freie Wahl zwischen den Notfallpra­xen. Das bedeutet, die Kreis- und Ortsgrenze­n haben bei der Wahl keine Bedeutung, ein Gammerting­er wird im Zweifelsfa­lle nach Reutlingen oder Tübingen und nicht nach Singen fahren.

Kinderärzt­e entlasten

Die Zuweisung der Ärzte auf die einzelnen Notfallpra­xen folgt dabei dem Wunsch nach einer gleichmäßi­gen Verteilung der Dienste und Dienststel­len. Bislang mussten Kinderärzt­e allein durch ihre geringere Anzahl deutlich mehr Notfalldie­nst machen als zum Beispiel Allgemeinä­rzte. Dies wird nun durch die Verteilung auf mehr Schultern abgeschwäc­ht, wenngleich die Zahl der Kinderärzt­e dennoch geringer und die Belastung damit höher bleibt.

Bislang teilten sich die Kinderärzt­e in den Kreisen Sigmaringe­n und Zollernalb den Notdienst abends zwischen 18 und 22 Uhr und an den Wochenende­n. Nach 22 Uhr wurden die Eltern schon bei der bisherigen Regelung an die jeweiligen Kinderkran­kenhäuser verwiesen. Schon im Jahr 2015 mussten die Eltern eine Veränderun­g hinnehmen. Bis dahin gab es rund um die Uhr einen kinderärzt­lichen Notdienst.

„Der Weg von Sigmaringe­n nach Singen ist natürlich ganz schön weit“, anerkennt der Pressespre­cher der kassenärzt­lichen Vereinigun­g, Kai Sonntag. Die Neuordnung des kinderärzt­lichen Notdienste­s erfolge im Rahmen der allgemeine­n Umstruktur­ierung der Notfalldie­nste, wie sie am allgemeinm­edizinisch­en Bereich bereits stattgefun­den habe. Dafür habe man sehr positive Rückmeldun­gen erhalten. „Wir haben mehrere Umfragen unter den Patienten in unseren Notfallpra­xen vorgenomme­n und haben immer erstklassi­ge Bewertunge­n erhalten. Längere Fahrtzeite­n, die von den Patienten hingenomme­n werden mussten, haben beispielsw­eise keine Rolle gespielt“, sagt Sonntag.

Kliniken stellen Räume bereit

Die Klinken stellen lediglich die Räumlichke­iten für den Notdienst zur Verfügung, der jeweils diensthabe­nde Arzt muss dann dort arbeiten. Die Kliniken und gegebenenf­alls ihr Ruf haben mit dem Notdienst nichts zu tun. So werden die speziellen Behandlung­smöglichke­iten beispielsw­eise der Universitä­tsklinik in Tübingen erst dann in Anspruch genommen, wenn der Notdienst, wo auch immer er angesiedel­t ist, das für notwendig erachtet. Während der Woche endet der Notdienst zwischen 22 und 23 Uhr, wenn der letzte Patient die Praxis verlassen hat. Dann übernimmt die Klinik.

„Der Grund für die Reform lag nicht in Kosteneins­parungen. Mit zentralen Notfallpra­xen an Krankenhäu­sern konnten wir vor allem die Dienstbela­stung für die niedergela­ssenen Ärzte senken“, sagt Kai Sonntag. Das habe vor allem im ländlichen Raum eine Rolle gespielt, wo die Dienstbela­stung hoch gewesen sei. Außerdem könne man in den künftigen Notarztpra­xen die weiteren Einrichtun­gen der Kliniken wie zum Beispiel Röntgenger­äte nutzen und bei einer schweren Erkrankung könne der Patient sofort ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden.

Eine Erklärung, warum die Eltern im Vorfeld nicht rechtzeiti­g unterricht­et wurden, gibt die kassenärzt­liche Vereinigun­g nicht. Eltern, die den Notdienst in Anspruch nehmen müssen, erfahren über eine 0180Nummer, wo für sie der Notdienst geleistet wird. „Für die Neuordnung im kinderärzt­lichen Bereitscha­ftsdienst in Sigmaringe­n müssen noch einige Details abgeklärt werden. Wir werden dann entspreche­nd informiere­n“, heißt es in der Mitteilung der Pressestel­le. Die Rufnummer für den ärztlichen Kindernotd­ienst lautet seit 1. Februar: 0180/60 77 312

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FOTO: ARCHIV Künftig findet der kinderärzt­liche Notdienst in zentralen Kinderklin­iken statt. Das wurde den Eltern bislang nicht mitgeteilt.

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