Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kindernotdienst im Kreis Sigmaringen entfällt
Eltern müssen in Kinderkliniken fahren – Kassenärztliche Vereinigung informiert im Vorfeld nicht
- Der Notdienst der Kinderärzte aus Sigmaringen und Umgebung wird künftig am Klinikum Singen geleistet, der Dienst der Bad Saulgauer Kinderärzte in Ravensburg. Das hat die kassenärztliche Vereinigung angeordnet. Eine rechtzeitige Information der Patienten hat bislang allerdings nicht stattgefunden, teilt ein Kinderarzt aus dem Kreis Sigmaringen mit.
Angesichts der Tatsache, dass es in den drei ländlich geprägten Kreisen Sigmaringen, Zollernalb und Biberach keine Kinderkliniken gibt, hat die kassenärztliche Vereinigung die Dienststellen für die Region auf verschiedene Kinderkliniken verteilt. So werden Albstädter nach Reutlingen, die Hechinger nach Tübingen und die Biberacher nach Ulm zugewiesen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Eltern und ihre Kinder diese Kliniken aufsuchen müssen, die Patienten haben die freie Wahl zwischen den Notfallpraxen. Das bedeutet, die Kreis- und Ortsgrenzen haben bei der Wahl keine Bedeutung, ein Gammertinger wird im Zweifelsfalle nach Reutlingen oder Tübingen und nicht nach Singen fahren.
Kinderärzte entlasten
Die Zuweisung der Ärzte auf die einzelnen Notfallpraxen folgt dabei dem Wunsch nach einer gleichmäßigen Verteilung der Dienste und Dienststellen. Bislang mussten Kinderärzte allein durch ihre geringere Anzahl deutlich mehr Notfalldienst machen als zum Beispiel Allgemeinärzte. Dies wird nun durch die Verteilung auf mehr Schultern abgeschwächt, wenngleich die Zahl der Kinderärzte dennoch geringer und die Belastung damit höher bleibt.
Bislang teilten sich die Kinderärzte in den Kreisen Sigmaringen und Zollernalb den Notdienst abends zwischen 18 und 22 Uhr und an den Wochenenden. Nach 22 Uhr wurden die Eltern schon bei der bisherigen Regelung an die jeweiligen Kinderkrankenhäuser verwiesen. Schon im Jahr 2015 mussten die Eltern eine Veränderung hinnehmen. Bis dahin gab es rund um die Uhr einen kinderärztlichen Notdienst.
„Der Weg von Sigmaringen nach Singen ist natürlich ganz schön weit“, anerkennt der Pressesprecher der kassenärztlichen Vereinigung, Kai Sonntag. Die Neuordnung des kinderärztlichen Notdienstes erfolge im Rahmen der allgemeinen Umstrukturierung der Notfalldienste, wie sie am allgemeinmedizinischen Bereich bereits stattgefunden habe. Dafür habe man sehr positive Rückmeldungen erhalten. „Wir haben mehrere Umfragen unter den Patienten in unseren Notfallpraxen vorgenommen und haben immer erstklassige Bewertungen erhalten. Längere Fahrtzeiten, die von den Patienten hingenommen werden mussten, haben beispielsweise keine Rolle gespielt“, sagt Sonntag.
Kliniken stellen Räume bereit
Die Klinken stellen lediglich die Räumlichkeiten für den Notdienst zur Verfügung, der jeweils diensthabende Arzt muss dann dort arbeiten. Die Kliniken und gegebenenfalls ihr Ruf haben mit dem Notdienst nichts zu tun. So werden die speziellen Behandlungsmöglichkeiten beispielsweise der Universitätsklinik in Tübingen erst dann in Anspruch genommen, wenn der Notdienst, wo auch immer er angesiedelt ist, das für notwendig erachtet. Während der Woche endet der Notdienst zwischen 22 und 23 Uhr, wenn der letzte Patient die Praxis verlassen hat. Dann übernimmt die Klinik.
„Der Grund für die Reform lag nicht in Kosteneinsparungen. Mit zentralen Notfallpraxen an Krankenhäusern konnten wir vor allem die Dienstbelastung für die niedergelassenen Ärzte senken“, sagt Kai Sonntag. Das habe vor allem im ländlichen Raum eine Rolle gespielt, wo die Dienstbelastung hoch gewesen sei. Außerdem könne man in den künftigen Notarztpraxen die weiteren Einrichtungen der Kliniken wie zum Beispiel Röntgengeräte nutzen und bei einer schweren Erkrankung könne der Patient sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Eine Erklärung, warum die Eltern im Vorfeld nicht rechtzeitig unterrichtet wurden, gibt die kassenärztliche Vereinigung nicht. Eltern, die den Notdienst in Anspruch nehmen müssen, erfahren über eine 0180Nummer, wo für sie der Notdienst geleistet wird. „Für die Neuordnung im kinderärztlichen Bereitschaftsdienst in Sigmaringen müssen noch einige Details abgeklärt werden. Wir werden dann entsprechend informieren“, heißt es in der Mitteilung der Pressestelle. Die Rufnummer für den ärztlichen Kindernotdienst lautet seit 1. Februar: 0180/60 77 312