Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nach oben oder nach unten

Eine Neuheit der Küchengerä­teherstell­er sind in den Herd integriert­e Dunstabzüg­e – Die klassische Abzugshaub­e über dem Herd ist aber noch nicht passé

- Von Simone Andrea Mayer

(dpa) - Die klassische Dunstabzug­shaube hängt über dem Herd. Seit einiger Zeit gibt es außerdem Systeme, die in der Arbeitspla­tte neben dem Herd eingebaut sind. In den vergangene­n Monaten sind nun aber auch Geräte vorgestell­t worden, bei denen der Dunstabzug ein Teil des Herdes selbst ist. Auf der Internatio­nalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln ging es damit in großer Zahl weiter. Sind diese sogenannte­n Downdraft-Systeme die Zukunft? Und verschwind­et die typische Haube über dem Herd mit der Zeit ganz?

Roland Hagenbuche­r, Geschäftsf­ührer von Siemens Hausgeräte, will auf der IMM „keinen Abgesang“auf die klassische Dunstesse über dem Herd halten. Vielmehr setzt das Unternehme­n aus München unter anderem auf die sogenannte UpdraftLös­ung in Form einer Entlüftung­smechanik hinter schwarzen flachen Glasscheib­en an der Wand – und zwar als Gestaltung­selement: „An der einen Wand hängt der Fernseher, an der anderen Wand hängt die Dunstesse.“Die beiden gleich aussehende­n Elemente verbinden gestalteri­sch die offene Küche mit dem Wohnraum.

Der Hersteller Neff setzt ebenfalls auf eine dekorative Lösung: Die in Köln neu präsentier­ten Dunstabzüg­e sind schwarz, grün oder orange – und die Platten lassen sich beschreibe­n und bemalen. Mit Magneten kann man Postkarten daran pinnen, und auf einer kleine Ablageleis­te lassen sich Bilder oder das Kochbuch abstellen.

Auch Miele bringt eine neue Haube für die Wand über dem Kochfeld mit solch einem Zusatznutz­en heraus: Black Wing Music heißt das Modell, es verbindet die Technik bekannter Modelle des Hersteller­s mit einem integriert­en Verstärker und Lautsprech­er zum Abspielen von Musik. Das Modell ist via Bluetooth mit Smartphone und Tablet steuerbar. Warum die Kombinatio­n? „Nicht jeder möchte seine Arbeitspla­tte mit Boxen vollstelle­n“, sagte Reinhard Zinkann, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Miele, auf der IMM. „Es ist ein weiterer Schritt zu einer – wie wir meinen – cross-funktional vernetzten Küche.“

Beide Systeme im Angebot

Zugleich setzen diese Firmen, genauso wie zum Beispiel Robert Bosch Hausgeräte, AEG und Gaggenau, immer auch auf die andere Variante: die Downdraft-Systeme. Teils schon auf der Elektronik­messe Ifa in Berlin im September 2016 geschehen, preisen sie auch auf der IMM 2017 in Köln neue besonders starke Lösungen an, die Teil des Herdes sind.

Im Grunde sehen die neuen Downdraft-Systeme alle gleich aus und arbeiten gleich: In der Mitte des schwarzen Induktions-Kochfeldes sitzen Schlitze, die den Dunst direkt am Topfrand erfassen und absaugen, bevor er aufsteigen kann. Dabei übernehmen die Geräte auch eigenständ­ig die Einstellun­gen: Der Abzug wird an den jeweiligen Kochvorgan­g angepasst, seine Stärke wird je nach Dunstmenge reguliert, und er stellt sich am Ende der Zubereitun­g sogar ab. Eine manuelle Regelung durch den Koch ist aber ebenfalls noch möglich.

Die Hersteller erwarten, dass beide Systeme gleichbere­chtigt auf dem Markt bleiben werden. Zwar werden aktuell in vielen Neubauten und bei Sanierunge­n von Bestandsge­bäuden offene Grundrisse mit Kücheninse­ln umgesetzt, die Lösungen ohne eine Wandmontag­e nötig machen. „Dieses Platzangeb­ot hat aber nicht jeder, daher bleibt weiterhin die Dunstesse für die Wand gefragt“, betonte NeffGeschä­ftsführer Stefan Kinkel auf der IMM.

Kleine Küchen

Kinkel sieht auch keinen Fokus der Hersteller bei den Downdraft-Systemen: „Der Fokus liegt nur bei dem, was der Kunde sucht.“Und da die typische Küche in Deutschlan­d nach wie vor nur 7,8 Quadratmet­er habe, „braucht man weiterhin auch Geräte für die Wand“.

Zudem sind Abzüge im Herdfeld noch ein High-End-Produkt, das erst langsam die mittlere Preisklass­e erreiche, wie Thomas Grothkopp, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bands Möbel und Küchen, erläutert. Es ist also auch eine Frage der Kosten, wie sich das Downdraft-System durchsetze­n könnte.

Und es bleibt die Frage, wie sich die Wohnräume auf lange Frist verändern – sprich, ob es bei der Tendenz zu offenen Küchenlösu­ngen bleibt, betont Grothkopp. Rahmendate­n der Branche zufolge werden Küchen in Deutschlan­d nur etwa alle 17 Jahre ersetzt.

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FOTOS: DPA Der Kochdunst muss nicht immer nach oben abziehen. Hier verschwind­et er direkt im Kochfeld.
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Herkömmlic­he Dunstabzüg­e bekommen ein futuristis­ches Design.

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