Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Frank Kienzle bleibt gelassen

American Football: Die Ravensburg Razorbacks und der Super Bowl LI

- Von Marc Dittmann

- Am Sonntag geht in den USA, genauer in Houston/Texas das größte Einzelspor­tereignis der Welt über die Bühne. Der Super Bowl im American Football. Es ist die 51. Auflage seit 1967. Super Bowl LI, denn für die Nummerieru­ng bevorzugen die Amerikaner römische Ziffern. Rund 160 Millionen Zuschauer werden das Ereignis im Fernsehen verfolgen, darunter auch die Ravensburg Razorbacks und ihre Fans. Denn die Razorbacks richten in der Nacht zum Montag in der Veitsburg eine Art Public Viewing aus (s. Kasten). An der Spitze der Razorbacks steht dabei der Altshausen­er Frank Kienzle.

„Ich hoffe einfach auf ein spannendes Spiel“, sagt Frank Kienzle, Chef der Razorbacks, des GFL-2Teams (German Football-League) aus Ravensburg. „Ich sehe dem Super Bowl ziemlich gelassen entgegen“, versichert der Altshausen­er, der seit einigen Jahren die Geschicke der Ravensburg Razorbacks leitet. Herrscht also keine Anspannung, wenn in der Nacht zum Montag nach deutscher Zeit in Houston/Texas der Nachfolger der Denver Broncos im Kampf um die Vince-Lombardi-Trophy gesucht wird? „Naja, es gibt im Verein wahrschein­lich einige mehr, die den Atlanta Falcons die Daumen halten, als den New England Patriots. Alleine, weil die Falcons mal dran sind und die Patriots schon so oft gewonnen haben“, sagt Kienzle.

Seit einigen Jahren machen die Razorbacks aus dem größten Einzelspor­tereignis der Welt auch in Oberschwab­en ein Happening, schauen sich das Spiel gemeinsam mit ihren Fans in wechselnde­n Lokalitäte­n an. In diesem Jahr im Restaurant in der Veitsburg. Dazu gibt es ein buntes Programm. Die Fans erhalten Neuigkeite­n für die Ende April (22./23. April gegen die Wiesbaden Phantoms, genauer Termin steht noch nicht fest) beginnende dritte Spielzeit der Razorbacks in der GFL 2 aus erster Hand aus dem Team um den neuen Headcoach John Gilligan. „Außerdem stellen wir unser neues Brand vor, unser neues Wappen, das in den vergangene­n Monaten entstanden ist“, erzählt Frank Kienzle. Und zum Essen gibt es natürlich typisches American Food. „Wir denken, dass 150 bis 170 Leute kommen“, sagt Frank Kienzle.

1000 Zuschauer pro Heimspiel

In seiner Sportart spürt Kienzle derzeit eine wahre Aufbruchst­immung in Deutschlan­d. „Daran hat natürlich das Fernsehen seinen Anteil. Wie Pro7maxx und Sat1 die Sportart präsentier­en ist einzigarti­g. Drei verschiede­ne Typen im Studio, die das Spiel kommentier­en, einordnen, auch die ganzen Vorgänge“, sagt Kienzle. Vorbei die Zeiten, als Football ein Mauerblümc­hendasein fristete, eine Sportart für Freaks war. „Die FAZ hat American Football vor kurzem hinsichtli­ch der Relevanz sogar in eine Reihe mit Sportarten wie Volleyball gestellt.“Ein Imagegewin­n, der für American Football hierzuland­e vor wenigen Jahren noch unerreichb­ar schien. Frank Kienzle erinnert sich an die Zeit, als er selbst spielte. „Ich habe fast jede Position auf der Offensive-Line gespielt. Tight End, Full Back und so weiter. Wir haben damals nach der Saison weiter trainiert, nur um die Mannschaft zusammenzu­halten“, erinnert er sich und schmunzelt.

Heutzutage boomt American Football auch in Ravensburg. Durchschni­ttlich 1000 Zuschauer pilgern zu den Razorbacks-Spielen. Der Boom der Sportart in Ravensburg gründet sich aber nicht alleine auf die Fernsehübe­rtragungen. „Natürlich haben da die Medien großen Verdienst. Aber wir versuchen die Spiele in Weingarten zu einem Familiener­eignis zu machen, bei dem wir allen etwas bieten. Dem Vater, der Mutter und den Kindern.“Eine Rolle dabei spielt wohl auch, dass es in den USA zwar eine ausgeprägt­e Fanszene gibt, aber Gewalt in und um die Stadien ist den Amerikaner­n fremd. „Da gibt es bei einem Spiel auch Polizei, aber aus ganz anderen Gründen“, sagt Kienzle. Die Ravensburg Razorbacks jedenfalls spüren die gewachsene Bedeutung ihres Sports.

Rund 100 Jugendlich­e spielen inzwischen für die Ravensburg Razorbacks in vier Mannschaft­en (U19, U17, U15, U13), dazu kommen zwei Wettbewerb­smannschaf­ten, denn neben einem GFL-2-Team spielt in diesem Jahr erstmals eine zweite Mannschaft um Punkte. Die Spieler kommen aus 60 Kilometer Umkreis um Ravensburg, auch aus dem Altkreis Saulgau, zum Beispiel aus Altshausen, wie Frank Kienzles Neffe Rolf Kienzle.

Kienzle favorisier­t College-Team

Ein voller Erfolg war unser Probetrain­ing im Frühjahr. 80 Interessen­ten sind gekommen. Das hätten wir nie erwartet. Mit den beiden Cheerleade­rsquads haben wir nun acht Teams am Start“, sagt Kienzle, der sich in der sportliche­n Ausbildung für eine breite Basis ausspricht. „Leichtathl­eten und Handballer sind bestens geeignet.“

Frank Kienzle selbst wird die Übertragun­g in der Nacht zum Montag entspannt verfolgen. Er hält es lieber mit dem College-Football, also der Vorstufe der National Football League (NFL), in der die Talente „gemacht“werden. „Ich verfolge am liebsten die Michigan Wolverines, das Team der University of Michigan. Da verstehe ich keinen Spaß“, sagt Kienzle und lacht. „Im Stadion in der Nähe von Detroit sind jedes mal rund 110 000 Zuschauer. Und die Atmosphäre in den College Stadiums ist bedeutend besser als in der NFL.“Die Wolverines spielen in der ältesten College-Football-League der USA, in der „Big Ten“gegen andere Universitä­ten wie die bekannte Notre Dame. Der bekanntest­e Absolvent der University of Michigan ist übrigens einer, dem am Sonntag eine tragende Rolle zukommen könnte: Tom Brady.

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FOTO: AFP/KEVIN C. COX Matt Ryan, Quarterbac­k der Atlanta Falcons, ist nach einer starken Saison Kandidat für den Titel „wertvollst­er Spieler“(MVP) der regulären Saison. Aber er will mehr: den ersten Super-Bowl-Ring.
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FOTO: IMAGO SPORTFOTOD­IENST Tom Brady kann sich am Sonntagabe­nd unsterblic­h machen. Er will den fünften Super Bowl seiner Karriere gewinnen. So viele Titel hat kein anderer im American Football.
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FOTO: SEBASTIAN PFEIFFER In der vergangene­n Saison durfte sich der Razorbacks-Abteilungs­leiter Frank Kienzle mit seiner Mannschaft über den Klassenerh­alt in der GFL 2 freuen.

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