Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dem Vater vertraut
Sportgericht sperrt Leverkusens Spielgestalter Hakan Calhanoglu für vier Monate
●Stefan Aigner
(Foto: imago) soll sein Kapitänsamt beim TSV 1860 München zurückgegeben haben. „Ich habe Trainer Vitor Pereira am Donnerstag darum gebeten, mich so schnell als möglich vom Kapitänsamt zu entbinden“, sagte Aigner dem Blatt, „ich bin im Sommer zurückgekommen, um mit 1860 Erfolg zu haben. Der Aufstieg in die Bundesliga war das klare Ziel. Aber durch verschiedene Umstände, wie Verletzungen und Personalwechsel, hat sich die Situation grundlegend verändert.“Der Verein bestätigte lediglich, dass der 29-Jährige nicht mit nach Ostwestfalen reist. Zu den Gründen wollte sich der Club, der unter der Woche drei Zeitungen die Dauerakkreditierungen für die Heimspiele entzogen hat, nicht äußern. (SID) Ein Eklat wegen einer Attacke auf den Gesamtführenden
(Foto: imago) hat die dritte Etappe der Dubai-Tour überschattet. Der Radprofi vom Team Quick-Step Floors musste während des Rennens wegen einer Platzwunde am linken Auge versorgt werden und sagte später, dass der ukrainische Astana-Fahrer Andrej Griwko ihm einen Schlag mit dem Ellbogen verpasst habe. Er forderte nach dem Rennen, bei dem er auf Rang elf fuhr, die Disqualifikation des Ukrainers und eine sechsmonatige Sperre. „Ich werde keine Entschuldigung dafür annehmen. Das hat nichts mit Radsport zu tun. Was Griwko getan hat, ist eine Schande für unseren wundervollen Sport“, schrieb Kittel am Nachmittag auf Twitter mit einem Foto von seinem blutenden Gesicht. Zuvor war Griwko von den verbleibenden zwei Etappen in Dubai ausgeschlossen worden. (dpa)
Kittel Marcel
LEVERKUSEN (SID/dpa/sz) - Hakan Calhanoglu war 17 Jahre alt, als sein Vater Hüseyin im Jahr 2011 in einem Restaurant eine Vereinbarung traf, die dem Spielgestalter von Bayer Leverkusen nun eine viermonatige Zwangsauszeit vom Fußball und 100 000 Euro Strafe eingebrockt hat. Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte am Donnerstag die zuvor vom Weltverband FIFA ausgesprochene Sperre wegen Vertragsbruch gegen den gebürtigen Mannheimer Hakan Calhanoglu. Die Saison ist für ihn damit vorzeitig beendet, er darf schon am Freitag (20.30 Uhr/Sky) im Gastspiel bei seinem früheren Club HSV nicht mehr auflaufen. Ein Einspruch gegen das Urteil ist nicht möglich.
„So etwas kann einen kaputt machen. Aber ich habe in meiner Karriere schon einiges erlebt. Diese Angelegenheit wird mich nur noch stärker machen. Das Schlimmste für mich ist, dass mein Club Bayer in Mitleidenschaft gezogen wird. Das macht mich traurig. Ich habe Schuldgefühle, es tut mir unendlich leid“, sagte Calhanoglu im Interview mit dem Kölner „Express“.
„Ich habe meinem Vater vertraut“
Hintergrund der Sperre und Ursache für Hakan Calhanoglus Schuldgefühle ist eine seit Jahren existierende Auseinandersetzung des Spielers mit dem türkischen Erstligaclub Trabzonspor. Hakan Calhanoglu spielte damals beim Karlsruher SC in der U-19-Bundesliga, sein Talent hatte für Aufsehen gesorgt in der Fußballbranche. Auch beim Club aus der Heimat seiner Eltern, der den Vater um ein Treffen bat. Hüseyin Calhanoglu, so erzählte es der Sohn jetzt dem „Express“, habe sich mit einer Delegation Trabzonspors getroffen und den Wechsel des Sohnes in den Nordosten der Türkei vereinbart. 100 000 Euro Handgeld soll der Vater sofort erhalten haben, zudem seien weitere 100 000 Euro für die tatsächliche Vertragsunterschrift versprochen worden.
„Ich war 17 Jahre alt und habe beim Karlsruher SC gespielt. Ich habe zufällig über einen Freund mitbekommen, dass sich mein Vater in Darmstadt in einem Restaurant mit Vertretern von Trabzonspor trifft.“Hakan Calhanoglu, damals noch minderjährig und nicht voll geschäftsfähig, habe die Vereinbarung laut „Express“eigentlich verhindern wollen – fügte sich dann aber doch dem Willen des Vaters. Warum? „In unserer Kultur hat der Vater das Sagen. Es gehört sich nicht, ihm keinen Respekt entgegenzubringen. Ich war 17 Jahre alt und war mir der Tragweite nicht bewusst. Ich hatte doch nur Fußball im Kopf. Ich habe meinem Vater vertraut.“
Völler versteht Urteil nicht
Dieses Vertrauen führte nun zu seinem vorzeitigen Saisonende. Denn: Calhanoglu, mittlerweile fast 23 Jahre, wechselte nie in die Türkei. Stattdessen feierte er wenig später sein Debüt bei den Profis des Karlsruher SC und unterschrieb im März 2012 dort auch einen langjährigen Vertrag. Am 14. August desselben Jahres verkauften die Badener ihn für 2,5 Millionen Euro Ablöse an den Hamburger SV, durfte aber noch ein Jahr in Karlsruhe spielen. 2014 erzwang der Freistoßspezialist dann seinen Verkauf nach Leverkusen, indem er sich von einer Heidelberger Psychologin aufgrund mentaler Probleme im Zusammenhang mit einigen negativen Fanreaktionen auf seinen Wechselwunsch per Attest für vier Wochen arbeitsunfähig schreiben ließ. Der HSV ließ ihn schließlich gegen eine Zahlung von 14,5 Millionen Euro nach Leverkusen ziehen. Doch Trabzonspor hat die mit dem Vater vereinbarte Transfervereinbarung von 2011 nie vergessen, klagte wegen Vertragsbruch und bekam im Januar 2016 von der FIFA recht. Dieses Urteil bestätigte das CAS nun. Calhanoglu habe gegen das FIFA-Reglement zu Transfers von Spielern verstoßen, hieß es im CAS-Urteil.
Leverkusen zeigt wenig Verständnis für die Sperre. „Wir bedauern natürlich diese für uns in keiner Weise nachvollziehbare Entscheidung“, sagte Sportdirektor Rudi Völler. „Sie ist ein schwerer Schlag für Hakan, aber auch für uns. Obwohl Bayer 04 Leverkusen nichts mit den Vorgängen im Jahr 2011 zu tun hat, werden auch wir schwer bestraft. Nun fehlt uns in der entscheidenden Saisonphase ein ganz wichtiger Spieler.“Calhanoglu erzielte in der laufenden Saison bei 15 Einsätzen in der Bundesliga sechs Tore und bereitete fünf Treffer vor.